Kempen Neues Stift kommt zum Schmeddersweg

Kempen · Das Von-Broichhausen-Stift in Kempen wird in den nächsten Jahren einen Ersatzneubau in der Nachbarschaft des Sporthotels erhalten. Die Zukunft des bestehenden Altenheims am Heyerdrink ist offen.

 Das Von-Broichhausen-Stift in Kempen besteht seit 50 Jahren. Bei seiner Eröffnung 1969 galt es als besonders modern, mittlerweile ist es veraltet und sanierungsbedürftig. Die Hospital-Stiftung als Träger des Altenheims plant daher einen Neubau. Er soll am Schmeddersweg entstehen.

Das Von-Broichhausen-Stift in Kempen besteht seit 50 Jahren. Bei seiner Eröffnung 1969 galt es als besonders modern, mittlerweile ist es veraltet und sanierungsbedürftig. Die Hospital-Stiftung als Träger des Altenheims plant daher einen Neubau. Er soll am Schmeddersweg entstehen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die Sorgen vieler Kempener um ihr Altenheim waren zuletzt groß. Für lange Zeit war die Zukunft des beliebten Von-Broichhausen-Stifts am Heyerdrink ungewiss. Nun zeichnet sich eine Lösung ab, mit der die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist als Trägerin des Altenheims aus der Misere herauskommen kann. Denn nur ein Ersatzneubau erscheint den Verantwortlichen betriebswirtschaftlich sinnvoll. Umbaupläne im Bestand sind zu den Akten gelegt worden.

Bürgermeister Volker Rübo, neben Propst Thomas Eicker Vorsitzender des Stiftungskuratoriums der beiden Kempener Seniorenzentren, zu denen neben dem Von-Broich­hausen-Stift auch das St.-Peter-Stift gehört, räumt im Gespräch mit unserer Zeitung Fehler ein, die in der Vergangenheit gemacht wurden. So sei viel Zeit und Geld vertan worden, um einen gangbaren Weg zur notwendigen Verbesserung der Situation im Altenheim am Heyerdrink zu finden. Ersatzneubauten auf dem Gelände einer ehemaligen Tankstelle am Heyerdrink oder auf dem Parkplatz des benachbarten Krankenhauses an der Berliner Allee wurden angedacht, die Pläne wieder verworfen. „Es fehlte letztlich eine betriebswirtschaftliche Analyse für das Neubau-Projekt“, sagt Rübo. Auch ein Umbau des Hauses im laufenden Betrieb wurde ins Auge gefasst. Es gab erste Planungen eines Düsseldorfer Architekturbüros. Doch diese stellten sich im Endeffekt auch nicht als optimal dar. Die Umsetzung wäre viel zu teuer gewesen.

Hintergrund: Seit dem 1. August 2018 müssen Altenheime bundesweit vor allem Einzelzimmer für Senioren anbieten. Die vor einigen Jahren festgelegte Quote liegt bei 80 Prozent. Diesen Wert erreichte das Von-Broichhausen-Stift bei Weitem nicht. Das Angebot an Einzelzimmern lag bei 48 Prozent. So musste die Verwaltung notgedrungen im vergangenen Sommer etliche Doppelzimmer für eine Einzelbelegung umwidmen – aus wirtschaftlicher Sicht keine optimale Lösung. Das Haus verfügte vor der Umstellung bei voller Auslastung über 145 Pflegeplätze. Heute sind es 119 Plätze in der Vollzeit und sieben Betten in der Kurzzeitpflege. Nur noch etwa 20 Prozent der Zimmer werden für zwei Personen angeboten.

Kritiker werfen den Verantwortlichen vor, die Entwicklung zu spät erkannt und deshalb viel Geld in den Sand gesetzt zu haben. „Viel Geld hätten wir sicherlich ausgegeben, wenn wir den zuletzt geplanten Umbau im Bestand hier am Heyerdrink realisiert hätten“, erklärt Altenheim-Geschäftsführer Jürgen Brockmeyer. Hatte er sich noch im vergangenen Jahr bei der Nennung möglicher Baukosten regelrecht zugeknöpft gegeben, geht er damit nun offen um. „Das hätte rund 14 Millionen Euro gekostet“, sagt er. Für eine solche Summe bekäme man auch einen Neubau, der auf die heutigen Bedürfnisse von stationärer Pflege viel besser zugeschnitten sei.

Also soll es für das Von-Broichhausen-Stift einen Ersatzneubau geben. Bekannt ist dies schon seit einiger Zeit. Im geplanten neuen Wohnquartier im Kempener Westen soll der entstehen, hieß es bereits. Das könne ja noch viele Jahre dauern, so kritische Stimmen, die bereits befürchten, Kempen könne nicht mehr genug Altenheimplätze bereithalten.

Konkrete Pläne für einen Neubau gibt es tatsächlich noch nicht, aber immerhin schon ein Grundstück. Und das liegt noch nicht einmal so weit vom heutigen Standort entfernt. Am Schmeddersweg besitzt die Hospital-Stiftung seit vielen Jahren ein Grundstück. Es liegt gegenüber dem Sporthotel und den Flüchtlingswohnhäusern zwischen Schmeddersweg und Ziegelheider Straße. „Und hier können wir recht zügig bauen. Eine Erschießung ist vorhanden, wir müssen nicht die weiteren Planungen für den Kempener Westen abwarten“, sagt Rübo. Also richten die Verantwortlichen nun ihr Augenmerk auf den Neubau. Der könnte – wenn alles glatt läuft – in den nächsten zwei Jahren entstehen. Die Baufläche war erst kürzlich vom Kampfmittelräumdienst untersucht worden. Ergebnis: Es wurden keine Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden.

Mit dem Kreis Viersen sei man im Gespräch, so Brockmeyer. Der Kreis ist zuständig für die Pflegebedarfsplanung. Eine Unterversorgung gebe es in Kempen nicht, betont Brockmeyer. Der geplante Neubau wird die gesetzlich vorgeschriebene Höchstzahl von 80 Plätzen haben, dazu weitere Plätze für die Kurzzeitpflege. Wenn man damit nicht auskomme, so Brockmeyer weiter, werde man über einen weiteren Neubau nachdenken, möglicherweise am Standort Heyerdrink. Ob das alte Stift erhalten bleibe, werde sich noch zeigen. Möglicherweise werde es abgerissen.

Eine Option wäre dann der Bau von altengerechten Wohnungen. Denn die werden künftig noch mehr als jetzt schon gefragt sein. Denn der Gesetzgeber hat vor einigen Jahren für die Betreuung alter Menschen die Devise „ambulant vor stationär“ ausgegeben. Alte Menschen sollen solange wie möglich in ihrer eigenen Wohnung bleiben und dort durch ambulante Dienste pflegerisch betreut werden. Erst wenn dies nicht mehr möglich ist, käme eine Unterbringung in einem Pflegeheim in Betracht.

Das Von-Broichhausen-Stift am Heyerdrink gibt es in diesem Jahr seit 50 Jahren. Bei seiner Eröffnung 1969 zählte es zu den größten und modernsten Einrichtungen seiner Art in der Region. Das ist lange her. Doch auch die heutigen Bewohner fühlen sich im Haus sehr wohl. „Dieses Gefühl sollen sie auch künftig haben, im Neubau am Schmeddersweg oder am alten Standort“, betonen Brockmeyer und Rübo.

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