Gemeinde Grefrath Nachwuchsflieger bauen Rhönsegler

Gemeinde Grefrath · Ein historisches Schätzchen beschäftigt zurzeit die Jugendabteilung des Luftsportvereins Grenzland. Die Jugendlichen restaurieren nämlich eine Ka 6, einen sogenannten Rhönsegler.

 Sie restaurieren auf dem Flugplatz Niershorst das alte Schätzchen (v.l.): Anna Hanßen, Emilie Meertz, Anna-Lena Kirchner, Daniel Mrasek und Linus Muenten, Robin Bertzen und Heiko Meertz.

Sie restaurieren auf dem Flugplatz Niershorst das alte Schätzchen (v.l.): Anna Hanßen, Emilie Meertz, Anna-Lena Kirchner, Daniel Mrasek und Linus Muenten, Robin Bertzen und Heiko Meertz.

Foto: norbert prümen

Dass sich die Ka 6 aus der Werkhalle des Luftsportvereins Grefrath irgendwann einmal stolz in die Lüfte erheben wird und von der Thermik getragen davon fliegt, ist momentan nur schwer vorstellbar. Statt eines kompletten Rhönseglers sind es allesamt Einzelteile, die mitten in der Bearbeitung stecken und damit den Mittelpunkt in der Werkstatt bilden. Der rund sechs Meter lange Holzkorpus liegt verkehrt herum auf zwei Böcken, wobei die hintere Flosse vorsichtig auf einem dicken Schaumstoffkissen gelagert ist, damit sie keinen direkten Bodenkontakt hat.

Direkt daneben, ebenfalls auf Böcken gelagert, sind es die jeweils knapp sieben Meter langen Tragflächen. "Allein in jeder Tragfläche stecken bis jetzt schätzungsweise 200 Arbeitsstunden. Wir haben die Flügel bis aufs Holz heruntergeschliffen, neuen Stoff über den Rippen aufgezogen und alles aufgespachtelt, damit die Form der Tragflächen wieder aerodynamisch wird", sagt Linus Minten, Mitglied der Jugendabteilung des Luftsportvereins Grefrath.

Er gehört zu einem achtköpfigen Kern von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 14 und 30 Jahren, die sich an ein ganz besonderes Projekt herangemacht haben. Sie restaurieren nämlich gemeinsam mit ihrem Jugendleiter unter der Anleitung des Werkstattleiters eine Ka 6. "Es macht viel Spaß, und wir alle lernen unter der fachlichen Anleitung bei der praktischen Arbeit einen kompletten Restaurationsprozess kennen", sagt Minten.

Dass es dazu gekommen ist, verdanken sie im Prinzip Heiko Meertz. Der Vorsitzende des Luftsportvereins Grenzland stieß das ganze Projekt mehr oder weniger zufällig an. "Ein Kollege von mir riss eine alte Scheune ab, in der eine Ka 6 stand. Er wusste mit dem Rhönsegler nichts anzufangen, und ich übernahm ihn", berichtet er.

Doch Meertz schaffte es zeitlich nicht, an die Restaurierung heranzugehen, und schenkte den Segelflieger der Jugendabteilung. Schnell war allerdings klar, dass die Ka 6 nur noch als Ersatzteillager dienen konnte. Trotzdem hatte die Jugendabteilung Feuer gefangen, und man hielt die Augen auf, ob irgendwo ein Rhönsegler im Angebot war. Es kam dann aber sogar viel besser. "Wir haben eine Ka 6 geschenkt bekommen", erzählt Jugendleiter Daniel Mrosek. Es handelte sich ebenfalls um ein nicht mehr flugfähiges Segelflugzeug.

Privatleute aus dem Luftsportverein hatten diese Maschine als einen Haufen von Einzelteilen erworben, um sie wieder zu restaurieren. Doch auch hier fehlte letztendlich die Zeit, was dazu führte, dass die Besitzer die Ka 6 der Jugendabteilung schenkten. Mit einem geliehenem Anhänger ging es nach Kamp-Lintfort, wo der Segler stand.

Und damit fing im Januar vergangenen Jahres die Arbeit an, die zunächst einmal in erster Linie aus Schleifen bestand. "Schleifen macht schlau" ist dabei ein Standardspruch von Meertz. Denn die Tätigkeit lehrt Geduld und Ausdauer. Mit Atemschutzmaske, Schleifpads, bespannt mit feinem Schleifpapier, gingen die Jugendlichen nach der Schule und an den Wochenenden ans Werk.

Das wird sich auch über die nächsten Monate ziehen, denn es ist noch jede Menge zu tun, bevor es ans Lackieren und den Einbau, angefangen vom Gestänge bis hin zum Instrumentenbrett, geht. Trotzdem können die Mitglieder der Jugendabteilung aber schon eine Ka 6 fliegen. Die Jugendabteilung hat nämlich für 1700 Euro einen flugtüchtigen Rhönsegler erworben. "Eigentlich waren wir auf der Suche nach einem Hänger für die Ka 6, die wir restaurieren", erzählt Minten. Dabei stieß man auf einen Anhänger samt flugtüchtiger Rhönsegler-Variante. Mit finanzieller Unterstützung der Fallschirmsportgruppe wurde der Kauf möglich. Allerdings hat man damit immer noch keinen Anhänger für die sich in Restauration befindliche Ka 6. Alle sind sich aber einig, dass man einen solchen auch noch finden wird, bevor es zum ersten Start kommt. Wobei die vorsichtige Schätzung für den ersten Flug auf Ende 2018/Anfang 2019 hinausgeht.

(tref)
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