Mutter-Kind-Treff in Kempen für Geflüchtete aus der Ukraine Wo geflüchtete Kinder spielen und basteln

Kempen · Im evangelischen Familienzentrum St.-Peter-Allee findet jeden Donnerstag ein ukrainischer Mutter-Kind-Treff statt. In den Räumen gibt es für die Kinder viel zu entdecken. Kita-Eltern unterstützen das Engagement für Geflüchtete.

 Die neunjährige Mila aus der Ukraine und ihr kleiner Bruder Artjom genießen das Spiel im Bällebad der Kita St.-Peter-Allee in Kempen.

Die neunjährige Mila aus der Ukraine und ihr kleiner Bruder Artjom genießen das Spiel im Bällebad der Kita St.-Peter-Allee in Kempen.

Foto: Jannetta Janssen

Mila und Artjom ziehen ihre Schuhe aus. Mit einem großen Sprung geht es für die Geschwister ins Bällebad. Sie lachen, drücken sich und bewerfen sich mit Bällen. Ein Alltagsmoment. Für die Neunjährige und ihren kleinen Bruder ist es das aber nicht. Es ist etwas ganz Besonderes. Denn erst vor zwei Wochen sind die beiden Kinder aus der Ukraine zusammen mit ihrer Mutter nach Deutschland geflüchtet, haben alles zurücklassen müssen. Diese Schicksale gehen Lisa Hinrichsen, der Kita-Leiterin, sehr nahe. Deshalb wollte sie helfen. Die Idee: In Absprache mit dem Träger lädt die Kita St.-Peter-Allee nun ukrainische Mütter mit ihren Kindern jeden Donnerstag von 14.30 bis 16 Uhr zum Austausch und Spielen ein.

Dort können sie den Moment genießen, einen Kaffee trinken, zuschauen, wie viel Spaß die Kinder beim Klettern, Puzzeln oder Malen haben. „Der Auftakt war ein Erfolg, es kamen einige Mütter und waren sehr dankbar für diese Möglichkeit“, sagt Lisa Hinrichsen. Zusammen mit ihrem Team überlegte sie bereits kurz nach Ausbruch des Krieges und als feststand, dass auch ukrainische Menschen nach Deutschland kommen, was man tun könnte. „Wir haben viel Unterstützung auch in der Elternschaft erfahren, es haben sich einige bereiterklärt, als Dolmetscher auszuhelfen“, sagt die Kita-Leiterin.

Auch das ehemalige Kita-Kind Jeanna kommt jeden Donnerstag direkt nach der Schule zum Spielen in die Kita. „Als meine Eltern mir davon erzählt haben, war ich sofort Feuer und Flamme“, erzählt die 13-Jährige. Sie hat sich mit Mila in einen Nebenraum zurückgezogen. Dort spielen die beiden ein Spiel, unterhalten sich auf Russisch über Alltagsdinge. „Das ist so, als ob ich mit einer Freundin sprechen würde“, sagt Jeanna. Lisa Hinrichsen freut sich, wenn sie das Strahlen in den Augen der Kinder und Mütter sieht: „Mir war wichtig, dass das ein offener Treff ist, ohne vorherige Anmeldung. Jeder darf kommen, wenn er möchte.“

Die Mutter von Mila und Artjom sortiert Bügelperlen für ihren Sohn. Der Hund, der vor ihr liegt, soll schwarz-weiß werden. „Die Bügelperlen haben es den Kindern besonders angetan“, erzählt Lisa Hinrichsen. Es sei schön, die Mütter im Spiel mit ihren Kindern zu beobachten – besonders, wenn man weiß, dass sie so viel Leid haben erfahren müssen, so die Leiterin. Ein Stückchen Alltag möchte die Kita St.-Peter-Allee den Müttern und Kindern so wiedergeben.

Zwei Mütter mit ihren Kindern wären auch heute gerne dabei gewesen, doch sie mussten sich um die Ausstellung von Dokumenten kümmern, berichtet eine der Dolmetscherinnen. Nächste Woche seien sie wieder dabei. Im Flur der Einrichtung haben die Erzieherinnen Kleidung, Schuhe, Schulranzen, Arbeitsmaterial bereitgelegt, auch Spenden von Kita-Eltern. Hier können sich die Mütter und Kinder mitnehmen, was sie brauchen. „Letzte Woche habe ich über unser Kommunikationsportal zu den Kita-Eltern Kontakt aufgenommen, wer vielleicht ein Fahrrad übrig hätte“, sagt Hinrichsen, und weiter: „Kurze Zeit später stand hier eins, der Junge ist überglücklich damit weggefahren.“ Auch versucht sie, den Familien bei Bedarf Wohnungen zu vermitteln.

Für Mila und Artjom ist heute nicht nur ein toller Spielnachmittag, sondern sie beziehen auch am Abend eine neue Wohnung. Mila hat letzte Woche bereits in den Fluren all die Hausschuhe der Kitakinder entdeckt. Sie selbst hat sich deshalb ihre eigenen Schlappen zum Spielenachmittag mitgebracht. „Das zeigt mir, dass sie sich wohl fühlt – und das ist genau das, was wir wollen“, sagt Lisa Hinrichsen lächelnd.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort