Musiksommer in Grefrath Unermüdlicher Tango im Freilichtmuseum

Grefrath · Die „Sonora Cinco“ beim „Niederrheinischen Musiksommer“: voller Temperament und Gefühle — der Tango Argentino, souverän gespielt von Dozenten der Musikschule

 Trotz einsetzendem Nieselregen erfreuten sich die Zuhörer des Open-air-Konzerts der tollen Tangodarbietungen.

Trotz einsetzendem Nieselregen erfreuten sich die Zuhörer des Open-air-Konzerts der tollen Tangodarbietungen.

Foto: Norbert Prümen

Der Tango, unter dem man gemeinhin den gleichnamigen Tanz aber auch die spezielle Musikrichtung versteht, ist gefühlte und getanzte Leidenschaft. Dass auch ein europäisches Ensemble die explosive und sinnliche Energie des „Tango Argentino“ auf die Bühne zu bringen vermag, bewies das Quintett Sonora Cinco eindrucksvoll. Die „Nacht der Sinne“, die der Kreis Viersen auf dem Gelände seines Freilichtmuseums in Grefrath hatte präsentieren wollen, musste wegen der Pandemie ausfallen und wurde durch den „Niederrheinischen Musiksommer“ ersetzt.

Und die Sinne wurden auch durch dieses in Kooperation mit der Kreismusikschule durchgeführte einstündige Freiluftprogramm an drei aufeinander folgenden Wochenenden mit Theater, Literatur und Konzerten in besonderem Maße angesprochen. Das Quintett unterhielt sein Publikum bei seinem Konzert „Tango forever“ mit intensiven und energiegeladenen Stücken von Astor Piazzolla, dem Altmeister des Tango und „Erfinder“ des „Tango Nuevo“, der seinen Siegeszug um die ganze Welt antrat.

Der Tango, der 2009 von der Unesco als immaterielles Kulturerbe der Menschheit eingestuft wurde, ist geprägt von einer ausdrucksstarken Musik, die die Seele anspricht und in die Beine geht. Neben dem Tango und der Vals gehört auch die „Milonga“ zum „Tango Argentino“. Von Piazzolla wurde auf der Grefrather Freiluftbühne die bekannte „Milonga del Angel“ gespielt.

Ebenso gefühlvoll erklangen der bestens bekannte „Libertango“, der die grenzenlose Freiheit auch und gerade der Musik und der Musiker beschreibt, und „La muerte del Angel“ von demselben Komponisten, der es so meisterhaft verstand, in seiner Musik die unterschiedlichsten Stilrichtungen einfließen zu lassen. Getragen und ganz besonders traurig: das Stück „Oblivion“, zuletzt noch als Filmmusik in einem Film über Henry IV. verwendet.

Neben dem Jazz gehörte Piazollas Leidenschaft genauso der Klassik, aber auch der Popmusik und der Folklore. Das alles verband er in seinen Kompositionen auf das Allerfeinste miteinander. Er brachte auch neue Instrumente in den argentinischen Tango ein und erneuerte die südamerikanische Musik damit auf eine ungewöhnliche Art. Das brachte ihm nicht nur Sympathien bei seinen südamerikanischen Landsleuten ein: Seine revolutionäre Art des Tango wurde sogar mit dem martialischen Titel „Mörder des Tango“ gebrandmarkt, mit dem der Komponist beschimpft wurde.

Dieser „Niederrheinische Musiksommer“, der mit dem Tango-Konzert temperamentvoll wie gefühlvoll über die Bühne ging, litt unter den Wetterbedingungen: Es bringt nun mal nicht die richtige Atmosphäre, wenn es von oben permanent tröpfelt und das Publikum sich unter Schirmen versammelt. Die Zuhörerinnen und Zuhörer sparten dennoch nicht mit dem verdienten Beifall für die „Sonora Cinco“, die mit hörbarer Spielfreude am Werk waren. Das Ensemble kam nicht ohne Zugaben, zuletzt „La Muerta“, von der Bühne.

Die „Sonora Cinco“ sind wirklich so, wie sie heißen – fünf in der Tat „angenehm klingende“ Musiker, allesamt Dozenten und Dozentinnen der Kreismusikschule Viersen: Ursula Dortans-Bremm mit der markanten Querflöte, Rafael Carpena-Luukkonen, begleitend an der Gitarre und moderierend, Kamilla Küppers-Smagulova ausdrucksstark am Klavier, der furiose Florian Fleischmann am Violoncello und Georg Klinkenberg, souverän am Bass.

Bestens erweitert wurde das Quintett um Ruslan Maximovski aus Aachen, der das für den Tango so wichtige und fast unverzichtbare Bandoneon auf eine beeindruckende südamerikanische Weise beisteuerte. Und dieses Instrument hat schließlich – daran darf man an dieser Stelle durchaus mal erinnern – ja ausgerechnet ein Niederrheiner erfunden: Heinrich Band aus Krefeld, ein Musiker und Instrumentenhändler, der im 19. Jahrhundert lebte.

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