Gemeinde Grefrath Museum packt heiße Eisen an

Gemeinde Grefrath · Ofen-, Kamin- und Takenplatten zeigt das Niederrheinische Freilichtmuseum des Kreises Viersen in Grefrath ab Morgen in der Dorenburg. Es sind Leihgaben aus der bedeutendsten Eisenplatten-Sammlung Deutschlands.

Was lange währt, wird endlich gut. 20 Jahre ist es her, dass Dr. Heinz Peter Mielke, Leiter des Niederrheinischen Freilichtmuseums in Grefrath, bei einer anderen Recherche auf die Eisenplattensammlung des ehemaligen Vereins Deutscher Eisenhütteleute (VDEh) in Düsseldorf stieß. Der Verein, der seit 2003 Stahlinstitut VDEh heißt, verfügt über schmuckvolle Platten aus Gusseisen, die ab dem 15. Jahrhundert bis ins 18. Jahrhundert die Öfen in vielen Küchen und Stuben zierten. Mielke wollte Teile der Sammlung in der Dorenburg zeigen. Ab morgen sind 66 Exponate aus dem Fundus des Stahlinstituts zu sehen, Platten, die zwischen 70 und 270 Kilo schwer sind und überwiegend biblische Motive zeigen.

Geschichte der Wohnkultur

Was die Besucher des Niederrheinischen Freilichtmuseums bis Anfang August sehen können, ist nur ein Bruchteil der bedeutendsten Eisenplatten-Sammlung Deutschlands, die im Besitz des Düsseldorfer Stahlinstituts VDEh ist. Rund 1200 Platten umfasst diese Sammlung, die in ihrer Gesamtheit Denkmalstatus besitzt. Die Schau mit dem Titel "Kalte Füße — Heiße Platten" ist ein Beitrag zur Geschichte der Wohnkultur in der frühen Neuzeit.

Bis in die frühe Neuzeit hinein sei es Gang und Gäbe gewesen, dass die Menschen in ihren Häusern im Winter gefroren hätten, erläuterte Mielke gestern vor der Presse. Eng sei man daher in den Stuben ans Feuer gerückt, und die technische Entwicklung des Hochofens im Eisenhüttenwesen um 1500 habe die Herstellung von Ofen-, Kamin und so genannten Takenplatten, die die Wärme eines Ofens von einem Raum in einen anderen weitergaben, beflügelt. Es war nun möglich, Eisenerz in großen Mengen zu schmelzen. Das nach dem Abstich des Hochofens gewonnene Gusseisen wurde in zuvor — ähnlich wie beim Glockenguss — reich verzierte Formen gegossen. Heraus kamen Ofenplatten mit kunstvollen Motiven, die fortan in den Wohnstuben von Adelssitzen und Bauernhäusern für Behaglichkeit sorgten.

Die massenhafte Herstellung von Ofen- und Takenplatten fiel zeitlich zusammen mit der Reformation. Religiöse Fragen waren an der Tagesordnung. Eine Tatsache, die nach Angaben von Mielke auch die Ornamentik auf den Platten bestimmte. Viele Auftraggeber wollten biblische Szenen auf den Platten haben. Auf diese Weise hätten die Hersteller der Platten, die vor allem in der Eifel, in Hessen, im Siegerland und im westdeutschen Industriegebiet anzutreffen gewesen seien, auch Bildung in die Häuser gebracht.

Zur Fasten- und Osterzeit nehmen Kreuzigungsszenen auf Ofenplatten einen breiten Raum bei der Ausstellung ein. Aber auch weltliche Motive sind zu sehen.

(RP)
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