Gemeinde Grefrath Mozarts Totenmesse verfehlt auch in Grefrath ihre Wirkung nicht

Gemeinde Grefrath · Mozarts Requiem mit dem Kirchenchor, Solisten und Orchestermusikern in St, Laurentius.

Johannes Herrig ist ein ambitionierter Kirchenmusiker. Der Kantor an St. Laurentius Grefrath gibt auch drei Jahre nach dem 150. Geburtstag des Kirchenchores nicht nach, die Singgemeinschaft zu Höchstleistungen anzuspornen. Und er lässt sich bei seinem Bemühen auch nicht von den üblichen Kalamitäten gemischter Laien-Chöre abhalten: dass viel zu wenig Männer Lust und Zeit haben, regelmäßig an den Proben teilzunehmen; und dass das Durchschnittsalter der Sängerinnen und Sänger nicht geringer wird. Nun, am letzten Fastensonntag füllt die große Sängerschar den Chorraum vollkommen aus, als Herrig vor dem Orchester seine Hände zum "Dona nobis pacem" von Peteris Vasks erhebt. Schwermütige, wunderbar harmonische Klangfelder hat der Lette vor jetzt 20 Jahren zum Tode seines Vaters geschrieben. Die Bitte um Frieden schichtet mit ganz reduzierten Mitteln - und dadurch um so eindrucksvoller - Ton auf Ton, türmt Klangberge, lässt sie abschwellen, versiegt in einem innerlichen Einklang. Zwischen Streichern und Chor ergeben sich sehr schöne Momente, kompliziertere Harmonien verschwimmen im Unklaren. Dennoch: ein mutiges Unterfangen, dies eindrucksvolle Werk anzugehen.

Danach Barbers Adagio für Streicher, das berühmte, in bemühter, letztlich wenig inspirierter Ausführung des Orchesters aus Mitgliedern der Niederrheinischen Sinfoniker. Und dann Mozarts "Requiem", das mythenumwobene.

Sehr langsam wählt Herrig das Tempo zum Introitus, der mit Fagott, Posaunen, Klarinetten angereicherte Orchesterklang verfehlt seine Wirkung nicht, wenn der Chor die mit der Bitte um Ewige Ruhe anhebt und Ulrike Mertens mit ihrem fein geführten Sopran strahlendes Licht verbreitet. Die Chorsänger sind ordentlich vorbereitet auf dieses nicht leichte Werk, die Fugen klappen tadellos, unter den Männern sorgen einige ausgezeichnete Stimmführer für so etwas wie Gleichberechtigung im Gesamtklang. Im Solistenquartett strahlt der Tenor Bo-Hyeon Mun in lyrischem Legato, die Altistin Ulrike Kamps-Paulsen zeigt ebenso wie der Bassist Patrick Ruyters (im Tuba mirum stiehlt ihm die sehr sonore Posaune die Schau) eine wohltönende Mittellage und viel Engagement. Das ist auch dem Chor nicht abzusprechen. Dessen Kräfte jedoch reichen jedoch nicht immer aus. Mozarts (und die von Süßmayr ergänzte) Totenmesse bringt Grefraths Chor-Sopran ein ums andere Mal in Höhenangst, nach etwa einer Stunde schleichen sich im Gesamtchor teils unerfreuliche Intonationsschwächen ein. Gleichwohl beenden die Musiker das sehr gut besuchte und mit freundlichem Applaus bedachte Konzert in einer letzten Kraftanstrengung einmütig wohlklingend in der Zuversicht auf eine bessere, jenseitige Welt.

(KA01)
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