Stadt Kempen Mit Kunst gegen häusliche Gewalt
Stadt Kempen · Im Rathausfoyer und in der Galerie Artedos ist die Ausstellung "Kunst gegen Gewalt" zu sehen. Der "Runde Tisch zur Bekämpfung häuslicher Gewalt gegen Frauen und Kinder" hat dazu Werke von 26 Künstlern zusammengebracht.
Zwei Jahre lang tourte die Ausstellung "Kunst gegen Gewalt" durch den Kreis, jetzt kommt sie zum Abschluss nach Kempen. Bis zum 27. November zeigen 26 Frauen und Männer ihre Arbeiten zum Thema an zwei Orten: im Foyer des Rathauses und - nur einen Steinwurf davon entfernt - in der Produzentengalerie Artedos an der Moosgasse 1c. Im November 2012 startete die Ausstellung mit 13 Künstlern, jetzt hat sich die Zahl der Aussteller mit 26 verdoppelt.
Bürgermeister Volker Rübo begrüßte die Ausstellung im Foyer seines Rathauses. Der Betrachter solle durch die Kunst für das bedrückende Thema sensibilisiert werden. Häusliche Gewalt werde psychisch, physisch und sexuell ausgeübt, sie schließe auch subtile Demütigungen und Beleidigungen ein und reiche bis zur Vergewaltigung. Karen Gottschlich von der Frauenberatungsstelle Viersen will mittels Kunst das Thema in die Öffentlichkeit tragen. Gleich zu Beginn vor zwei Jahren sei es mit heftigen Reaktionen losgegangen. Einige Bilder stellten das Thema sehr deutlich und direkt dar. Aber es sei darauf geachtet worden, dass niemand traumatisiert wird und auch sensible Gemüter nicht erschrecken.
Vor zehn Jahren gründete sich im Kreis Viersen der "Runde Tisch zur Bekämpfung häuslicher Gewalt gegen Frauen und Kinder". Zum zehnjährigen Bestehen wurde diese Ausstellung konzipiert. Zum entspannten Feiern gibt es allerdings keinen Anlass, die Situation häuslicher Gewalt ist nach wie vor ein riesiges Problem. Leider bietet die Ausstellung nur wenige Exponate, die der Auseinandersetzung mit dem gewichtigen Thema häuslicher Gewalt qualitativ gerecht werden. Viele Bilder bleiben an der Oberfläche, und dem Betrachter erschließt sich nicht unbedingt, was sie mit dem Thema zu tun haben. Eine wirkliche starke Arbeit liefert dagegen Marianna Kalkhof aus Nettetal mit ihren Fotos ab. Der Titel "versteckt, vertuscht, verschwiegen" bezieht auf Gewalt an kleinen Kindern. Zu sehen ist auf den Fotos ein zerbeulter Plastikkopf einer Babypuppe in einer verschneiten Wiese. Und eine große Wucht haben auch die Fotoprints von Ingrid Filipczyk aus Kempen, die in der Galerie Artedos hängen. Die Traumsequenzen von bandagiertem Kopf, verklebten Lippen und Nasenlöchern oder Hämatomen auf dem Gesäß wirken lange nach. Petra Kanke aus Viersen, deren Markenzeichen ins Bild geklebte Kaffeefilter sind, versucht es eher auf die humorige Tour. Sie setzt Stop-Zeichen in allen möglichen Schriftzeichen ins Bild und will einfach nur Mut machen, nein zu sagen. Siegfried Füsers aus Grefrath führt mit seinem "missbraucht/geopfert", eine Fotografie eines klösterlichen Gewölbes weg von der häuslichen Gewalt. Mit dem "Waschsalon" meint die Willicher Künstlerin Beate Krempe die verletzliche häusliche Welt der Frauen in ihren Kleidchen. Barabara Füsers' Betonplastik "Kind der Liebe" wird mit einem roten Blutfaden aufs Thema getrimmt. Mit einem vergitterten Bild will Ursula Lemke ihre "Angst" ausdrücken.
Am 25. November um 14 Uhr startet Beate Krempe auf dem Buttermarkt eine Kunstaktion. Sie klebt mit Heftpflastern Fotos zum Thema Gewalt an Mauern und notiert die Reaktionen der Passanten mit Kreide auf dem Bürgersteig. Am Sonntag um 11 Uhr ist im Artedos ein Künstlergespräch.