Stadt Kempen Mit der Bimmelbahn über das Gut

Stadt Kempen · Hoffest auf Gut Heimendahl: Das steht für vielfältiges Landleben und buntes Marktgeschehen. Tausende Besucher kamen.

 Mario Scholz von den "Sky Hunters" aus Frechen zeigte den Besuchern seinen Wüstenbussard.

Mario Scholz von den "Sky Hunters" aus Frechen zeigte den Besuchern seinen Wüstenbussard.

Foto: Prümen Norbert

Das herzförmige Gesicht von Selenia geht interessiert hin und her. Nicht minder neugierig sind die Blicke der Zuschauer, die sich um Nasti eingefunden haben, auf deren Hand, geschützt durch einen Lederhandschuh, die Schleiereule sitzt. "Durch ihr herzförmiges Gesicht, der Gesichtsschleier, werden Schallwellen zu den Ohren weitergeleitet und verleihen ihr ein hervorragendes Gehör", informiert Falkner Ari, der Isabeau von der Flugdrahtanlage unter dem ausladenden Baum von Gut Heimendahl losgeklinkt hat und auf seinen Lederhandschuh fliegen lässt. Ruhig und gelassen sitzt der amerikanische Wüstenbussard auf seiner Hand, den viele der Besucher für einen Adler halten. Ein Irrtum, den der Falkner aufklärt und dazu noch viele weitere interessante Dinge über den Greifvogel folgen lässt, die die Besucher in Mengen bei den "Sky Hunters" aus Frechen stehenbleiben lassen.

 Claudia Holthausen und Thomas Prell-Holthausen vom Boerholzer M-ä-hhh-Werk verkauften selbst gesponnene Wolle.

Claudia Holthausen und Thomas Prell-Holthausen vom Boerholzer M-ä-hhh-Werk verkauften selbst gesponnene Wolle.

Foto: Prümen Norbert

Auch beim Nabu Kempen stehen zahlreiche Besucher vor dem Stand. Dort geht es um die kleinen Bewohner, die Insekten und deren Lebensraum. Das Team um Vorsitzenden Peter Kunz verteilt dazu Umschläge mit Feldblumensamen und klärt auf, was ein jeder im Kleinen Tun kann, um für Bienen und Co. Lebensraum zu schaffen. Aber nicht nur spannende Wissensvermittlung um Tiere und Natur erwartet die Besucher beim Hoffest auf Gut Heimendahl. Begleitet vom Gurren der Puten und den immer wieder zu hörenden Rufen der Pfauen, geht es den Rundweg unter den Bäumen entlang der Wiesen.

 Die historischen Gemäuer bilden eine malerische Kulisse für das Hoffest, das bereits zum 28. Mal stattfindet.

Die historischen Gemäuer bilden eine malerische Kulisse für das Hoffest, das bereits zum 28. Mal stattfindet.

Foto: Norbert Prümen

Die Marktstände wirken in der großen Parkanlage malerisch. Kronleuchter mit Kerzen hängen in den Bäumen, der lebensgroße Stahlhirsch tritt aus dem Wald hinaus, Blumen aus Stahl mit Blüten aus bunten Glaskugeln wachsen aus der Wiese, Möbel sind liebevoll vor blühenden Sträuchern platziert. Jeder einzelne Stand ist ein Hingucker. In ihrem Schatzkistchen mit aufgemalten goldenen Krönchen präsentiert Claudia Beinhoff ihre "Schmuckstücke mit Herz", wobei es sich um handgenähte Unikate handelt. Andrea Schnelle zaubert an ihrem Stand aus Lederbändern, Perlen und Aluschmuckdraht Ausgefallendes für Hände, Arme und den Hals.

Aber es gibt auch Praktisches: Anna-Maria Pfeiffer ist mit ihren Kurzwaren angereist. So manch jüngerer Besucher bleibt vor ihren Stopfpilzen aus Holz stehen und will wissen, was das ist. Eine Frage, die Pfeiffer jedes Mal mit einem Lächeln beantwortet. "Stopfen machen heute die wenigsten. Ist ein Loch im Strumpf, wird er weggeworfen", sagt sie. Beim Boerholzer M-ä-hhh-Werk surren die Spinnräder. Hier geht nicht nur Inhaberin Claudia Holthausen dieser Tätigkeit nach. "Meine Frau hat mich mit ihrer Begeisterung fürs Spinnen angesteckt", sagt Thomas Prell-Holthausen, der ebenfalls am Spinnrad sitzt und mit der gleichen Fingerfertigkeit bei der Arbeit ist. Hinter ihrem Stand nehmen die Alpakas kühlende Fußbäder in der Zinkwanne mit Wasser. "Die haben es gut, das würde ich am liebsten auch machen", sagt Claudia Holzhausen angesichts der sommerlichen Temperaturen.

An der Glockengießerei berichtet Ferdinand Ostermaier über den aktuellen Baustand von Glockengrube und Schmelzofen, die er in Handarbeit baut. "Eigentlich sollte zum Ritterfest der Glockenguss erfolgen, aber es gibt noch einiges zu tun, sodass der Guss verschoben werden muss. Wenn alles klappt, wird es stattdessen eine Probeschmelzung mit Zink geben", informiert Ostermaier.

Mit einem fröhlichen Klingeln rollt die Bimmelbahn heran. Der gelb-grüne Zug voller kleiner und großer Besucher rattert übers Gelände. Start und Ziel sind jeweils die Schafpferche. Dort surren die Maschinen und rollen die Schweißperlen über die Gesichter. Die Scherer sind bei der Arbeit. Rund zwei Minuten dauert eine Schur, dann liegt das Wollvlies auf dem Boden, und das Schaf in seinem Sommerlook darf wieder zurück in den großen Pferch. An den Gattern scharen sich die Besucher, um die Schur zu erleben. "Wir warten schon auf die erste Wolle. Dann kann jeder, der möchte, statt mit Watte mit Wolle basteln", sagt Denise Mackenschins, Leiterin der Kita "Unter den Weiden". Am Kita-Stand können nämlich Schafstirnbänder und Schäfchen gebastelt werden. In die Arbeit vertieft sind auch Til und Max. Mithilfe von Stephan Beek von Unicum wird ein Holzherzchen mit der Laubsäge für die Oma ausgesägt.

Aber nicht nur die kleinen Besucher sind an dem Stand, an dem Beek das Restaurieren von Antiquitäten, alten Haustüren und Oldtimer-Holzarmaturenbrettern vorstellt, fasziniert. Das Erhalten und Gestalten, erklärt vom Fachmann, begeistert. Dann erklingen auf einmal die Jagdhörner, das Zeichen für das traditionelle Setzen des Maibaums. Auf dem Hof von Gut Heimendahl wird es voll. "Es ist unser 28. Hoffest. Eigentum verpflichtet, und wir wollen das Ensemble-Denkmal erhalten und allen Menschen zugänglich machen", sagt Hannes van Heimendahl, bevor die Schafscherer, unterstützt von weiteren Männern den mehrere Meter hohen Maibaum aufstellen.

(tref)
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