Kreis Viersen Mit dem Grillfleisch kommen die Bakterien

Kreis Viersen · Bei warmem Wetter hat nicht nur der Grill Hochsaison, sondern auch die Campylobacter-Infektion. Der Erreger wird vor allem durch Geflügelfleisch übertragen. Dem Kreisgesundheitsamt wurden bisher bereits 181 Fälle gemeldet

 RP-Foto: Anne Orthen

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Warmes Wetter, das Fleisch liegt bereits startklar neben dem Grill. Beste Voraussetzungen für den Campylobacter, um sich zu vermehren. Wenn jetzt das Fleisch nicht richtig durchgart, steigt die Gefahr, sich einen Magen-Darm-Infekt einzufangen. "Uns liegen derzeit 181 gemeldete Campylobacter-Infektionen vor", sagt Martina Kruß, Leiterin des Kreisgesundheitsamts.

Seit Jahren verzeichnen die Wissenschaftler im Sommer ein verstärktes Aufkommen des "Grillkeims", der sich vor allem im Geflügelfleisch befindet und sich bei mangelnder Küchenhygiene und unzureichender Erhitzung überträgt. "Campylobacter-Infektionen sind meldepflichtig. Sie werden bei einer Stuhluntersuchung im Labor festgestellt", sagt Kruß. Da nicht jeder mit einer Magen-Darm-Erkrankung sofort zum Arzt gehe, müsse man aber von einer hohen Dunkelziffer ausgehen.

Während die Zahl der Salmonellenfunde seit Jahren - möglicherweise auch auf Grund der seit 2008 durchgeführten Impfung bei Geflügel - sinkt, steigt die Zahl der Campylobacter-Infektionen oder hält sich hartnäckig auf hohem Niveau. "Im Kreis Viersen zählten wir 311 Fälle im Jahr 2015 und 308 Fälle in 2014", sagt Kruß. Zu de´n Campylobacter-Infektionen ermittelte das Robert-Koch-Institut 2004 rund 56.000 Infizierte. 2014 waren es schon 71.000 Erkrankte.

Die Praxis des Niederkrüchtener Hausarztes Bernhard Wolf behandelte ebenfalls in den vergangenen Wochen Patienten mit Campylobacter. "Die Symptome reichen von Kopf- und Bauchschmerzen bis hin zu Krämpfen, blutigen Durchfällen und hohem Fieber", erklärt Wolf. Zunächst solle man versuchen den Magen-Darm-Infekt mit viel Flüssigkeitszufuhr und Ruhe auszuheilen. "Ich empfehle da gern Gemüsebrühe. Sie ist warm und salzhaltig."

Drei bis fünf Tage dauere die akute Krankheitsphase. "Nur wenn jemand total krank ist, hohes Fieber und bereits mehrere Kilo abgenommen hat, macht man eine Stuhluntersuchung und verschreibt ein Antibiotikum", sagt der Allgemeinmediziner. Dass der "Grillkeim" ernst zu nehmen ist, zeige sich auch daran, dass bei Menschen, die im Lebensmittelbereich arbeiten, sehr genau geschaut werde, dass die Infektion ausgeheilt sei, sagt Wolf. Ansonsten könne sich der Keim über ehemals Erkrankte verbreiten.

"Für uns ist wichtig, wenn die Infektion gehäuft auftritt. Wenn also zum Beispiel mehrere Fälle aus einer Gemeinschaftseinrichtung oder eine Gaststätte vorliegen würden, dann müssen wir aktiv werden", sagt die Leiterin des Kreisgesundheitsamts. Der Campylobacter kommt in rohem Geflügelfleisch vor. Bei Stichproben sei der Keim im Jahr 2013 auf mehr als der Hälfte der untersuchten Hähnchen gefunden worden, weiß Wolf. Aber auch Schweine- und Rindfleisch, Ei und Speiseeis kann zur Infektionsquelle werden. "Wichtig ist, dass man das Fleisch gut durchgart. Es muss im Inneren mindestens zwei Minuten eine Temperatur von 70 Grad erreichen", sagt der Niederkrüchtener Allgemeinmediziner. "Man sollte das Fleisch erst kurz vor dem Grillen aus dem Kühlschrank legen", rät Kruß. Darüber hinaus sei gute Küchenhygiene wichtig im Kampf gegen den Campylobacter.

(RP)
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