Mordfall in Grefrath Mirco: Die Mutter des Mörders spricht

Grefrath · Eineinhalb Jahre liegt es zurück, dass Olaf H. den zehnjährigen Mirco aus Grefrath erdrosselt hat. Nun schildert seine Mutter Helene H., wie die Tat ihres Sohnes nicht nur die Familie des Opfers zerstörte, sondern auch seine eigene.

Das Urteil im Mirco-Prozess
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Gut ein halbes Jahr ist es jetzt her, dass das Schwurgericht in Krefeld den 46 Jahre alten Fernmeldetechniker wegen Mordes an dem zehnjährigen Mirco aus Grefrath zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt hatte. Dabei hatte der Richter die besondere Schwere der Schuld festgestellt. H. kann so nicht schon nach 15 Jahren auf seine Freilassung hoffen. Dagegen hat der Anwalt Hs. Berufung eingelegt. Während der Prozess die Frage der Schuld eindeutig klären konnte, blieb die Frage nach dem Motiv offen.

Daran ändert auch die jüngste Veröffentlichung im heute erscheinenden "Spiegel" nichts. Reportern des Magazins war es gelungen, mit der 70 Jahre alten Mutter des Täters und seinen Geschwistern zu sprechen. Doch auch deren Aussagen können nicht wirklich erhellen, wie es möglich war, dass ein bis dahin unbescholtener Familienvater, Bewohner eines nagelneuen Einfamilienhauses im idyllischen Schwalmtal, von einem Tag auf den anderen zum brutalen Sexualmörder wurde.

Eines aber zeigen die Aussagen deutlich: Auch die Familie des Täters ist durch den Mord für immer zerstört. "Ich kann mich über nichts mehr freuen", sagt die seit vier Jahren verwitwete Helene H. in dem Bericht. "Ich kann auch nicht mehr lachen. Meine Seele ist krank. Innerlich bin ich fast tot."

"Man fragt sich, ob man etwas faslch gemacht hat"

Olaf H. wuchs gemeinsam mit seinen beiden Geschwistern in ordentlichen Verhältnissen auf. Aus seiner Kindheit sind keine Zwischenfälle bekannt, die auf eine mögliche seelische Abartigkeit schließen ließen. Er beendet die Schule mit der mittleren Reife, macht erfolgreich eine Lehre als Fernmeldetechniker und schafft den beruflichen Aufstieg bei der Telekom.

Weder die drei Frauen, mit denen er im Laufe der Jahre verheiratet war, noch seine Mutter oder seine beiden Geschwister haben an ihm einen Hang zu Gewalttätigkeiten festgestellt. "Man geht die ganzen Jahre durch, die man den Sohn gekannt hat, immer und immer wieder. Und man fragt sich, ob man etwas falsch gemacht hat", sagt sie in dem "Spiegel"-Bericht.

Die 43 Jahre alte Schwester Olaf Hs. berichtet, wie ihre gesamte Familie seinerzeit um das Leben des verschwundenen Mirco gebangt habe. Als Mirco dann ermordet gefunden wurde, soll sie laut dem Artikel gesagt haben: "Selbst wenn der Täter aus meiner eigenen Familie käme, würde ich ihn umbringen."

Erst als klar war, dass der Täter ihr eigener Bruder war, änderte sich ihre Haltung. "Wir lassen dich nicht fallen, was immer du auch getan hast", schrieb sie ihrem Bruder ins Gefängnis.

Einmal habe sie auch Kontakt mit Mircos Familie aufgenommen. Der Vater sei am Telefon gewesen und habe sehr freundlich reagiert. Da seine Frau nicht da gewesen sei, habe er ihr vorgeschlagen, später noch einmal anzurufen. Dazu habe sie aber die Kraft nicht gehabt.

Die letzte Ehefrau Olaf H.s, hat sich scheiden lassen und ihren Mädchennamen wieder angenommen. Mit ihrer kleinen Tochter ist sie zu ihrer Mutter gezogen. Auch den Kontakt zur Familie ihres Ex-Mannes hat sie abgebrochen.

(RP/top/jco)
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