Kempen Ministranten lernen sich vor Missbrauch zu schützen

Kempen · Durch Fälle von sexuellen Missbrauch ist die katholische Kirche in die Schlagzeilen geraten. Die Ministranten von St. Marien in Kempen haben sich entschlossen, das Thema offensiv anzugehen und die Öffentlichkeit zu suchen.

Renate Philippen von der katholischen Erziehungsberatungsstelle in Kempen hat vor der Illusion gewarnt, dass sexueller Missbrauch durch Präventionsprogramme aus der Welt geschafft werden könne. Philippen äußerte sich bei einem Informationsabend der Messdienerschaft der Kempener Propsteigemeinde, durch den Jana Falk und Christopher Slotta führten. Die Ministranten hatten zu einem mehgängigen Menü mit Musik in die Burse eingeladen, das Ursel Molitor zubereitete, bei dem sie über das Thema Missbrauch informierten.

Die Pflicht der Gruppenleiter

Matthias Kurpierz, Messdienerleiter der Gemeinde St.Mariae Geburt, sagte, es sei wichtig, dass sich die Kempener Messdiener mit diesem Thema befassten. Denn wenn Fahrten von Messdienern organisiert würden, gäben die Eltern in gutem Glauben die Kinder an die Messdiener ab und erwarteten, dass die Kinder auch wohlbehalten zurück kämen. "Es ist die Pflicht eines jeden Leiters, die Kinder unbeschadet an Leib und Seele ihren Eltern zurückzubringen und zu schützen", sagte der 22-Jährige.

Die Messdienergruppe von Michaela Seyrich (18) und Maximilian Köhne (18) hatten sich in sechs Gruppenstunden mit dem Thema "Kindesmissbrauch" beschäftigt und ein Theaterstück erarbeitet, das sie an dem Abend in der Burse aufführten. Es erzählte von Svenja, der sich ein Onkel zu nähern versucht. Als sie davon den Eltern erzählt, tun sie die Berichte der Tochter ab. Erst als sich Svenja an eine Freundin wendet, die schon einmal eine Beratungsstelle aufgesucht hatte, bekommt sie Hilfe.

Renate Philippen hob hervor, dass es in der Jugendarbeit und bei Präventionsprogrammen immer darum gehen müssen, die soziale Kompetenz von Kindern zu stärken. Kinder hätten das Bestimmungsrecht über den eigenen Körper. Sie sollten darin bestärkt werden, nein zu sagen, wenn sie in einer Weise berührt würden, die ihnen nicht gefalle. Zudem sollten Kinder lernen, sich auf die eigenen Gefühle und Intuitionen zu verlassen, wenn ihnen irgend etwas bei Kontakten mit anderen Personen nicht in Ordnung zu sein scheine.

"Aber es sollte uns allen ganz entschieden um mehr als gut ausgearbeitete Programme gehen", sagte Philippen weiter. Ein bewusster und reflektierter Umgang mit den Erziehungszielen sei ebenso wichtig wie eine ganzheitliche, auch beziehungsorientierte Sexualerziehung, die vom Kleinkindalter bis zur Pubertät mitwächst.

Appell an die Erwachsenen

Es wäre unverantwortlich, so Philippen weiter, Kindern zu vermitteln, das es ihre Aufgabe sei, sich zu schützen. "Wir brauchen überall Erwachsene, die achtsam und aufmerksam mit Kindern und Jugendlichen, aber auch miteinander, umgehen und denen Kinder sich anvertrauen können", sagte die Erziehungsberaterin.

Kaplan Frank Schürkens, der mit den Minsitarnten den Abend organisiert hatte, sagte, er sei tief beeindruckt nach Hause gegangen. "Ich bin stolz auf das, was die Kinder und Jugendlichen da auf die Beine gestellt haben."

Der Erlös des Abends ging je zur Hälfte an die Erziehungsberatungsstelle und an die Messdienerschaft der Propsteipfarre.

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(RP)
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