Mandelring-Quartett in der Kempener Paterskirche Eine Liebeserklärung an Schostakowitsch

Kempen · In der Kempener Paterskirchen interpretierte das Mandelring-Quartett im Rahmen es Zyklus Werke des russischen Komponisten Schostakowistch. Die nicht immer leicht zugängliche Musik stieß auf offenen Ohren.

 In der Kempener Paterskirche glänzte das Mandelring Quartett mit werken von Schostakowitsch.

In der Kempener Paterskirche glänzte das Mandelring Quartett mit werken von Schostakowitsch.

Foto: Kurt Lübke

„Wir leben mit Schostakowitschs Quartetten, sie verändern sich mit uns und wir uns mit ihnen.“ Das sagen die Mitglieder des Mandelring Quartetts zu ihrer intensiven Schostakowitsch-Pflege, die sie seit gut 30 Jahren betreiben. 37 Jahre lang spielen die Geschwister Sebastian (1. Violine), Nanette (2. Violine) und Bernhard Schmidt (Violoncello) bereits zusammen – lediglich die Bratschenposition änderte sich einmal und wird mit Andreas Willwohl kongenial ausgefüllt. Die „Mandelrings“ werden seit einigen Jahren als eines der besten Streichquartette des Landes gefeiert.

Durch die Zusammenarbeit mit dem Duisburger Lehmbruck-Museum, das drei Konzerte übernahm, konnten an zwei Terminen in Kempen jeweils drei der Schostakowitsch-Kompositionen erklingen, so dass an vier Tagen der gesamte Zyklus aller 15 Quartette zu erleben war. Bereits im Jahre 2011 sorgten die aus Neustadt an der Weinstraße stammenden Instrumentalisten bei den Salzburger Festspielen mit einer solchen Gesamtpräsentation für Furore. Es sollten noch viele weiter folgen. „Wie ein Stromschlag fährt einem die Musik ins Mark“ heißt es in einer Besprechung der Neuen Züricher Zeitung. Auch wenn der Rezensent seinerzeit eine Mendelssohn-CD des Mandelring Quartetts begutachtete, passt diese Aussage auch auf das erste der beiden Konzerte in der gut besuchten Paterskirche.

Die vier Musiker, deren außergewöhnliche Homogenität – fast ohne Blickkontakte – immer wieder faszinierte, wirkten wie besessen von den russischen Klängen, für deren hoch emotionale Tonsprache sie sich bedingungslos einsetzen. Das durfte nicht immer „schön“ klingen, manchmal wirkte die Musik ironisch, gar fratzenhaft verzerrt, da der immer wieder reglementierte Komponist unter dem autoritären Regime in Russland viel zu erleiden hatte. Doch es gab auch Momente bezwingender Innigkeit oder unvermutete Melodiebögen, denen die Interpreten mit großer Intensität nachspürten. Das betraf sowohl das dritte (F-Dur, op.73, 1946 entstanden) als auch das sechste Quartett in G-Dur op.101 aus dem Jahr 1956.

Ganz anders das Quartett Nr.8, op.110, das Schostakowitsch im Jahre 1960 komponierte, die Bilder der 1944 bei einem Großangriff fast völlig zerstörten Stadt Dresden vor Augen. Hier ist das Grauen in Töne gemeißelt – außerdem wollte der Komponist diese Musik nach eigener Aussage als ein Andenken an ihn selbst verstanden wissen. Am Ende des bekenntnishaften und erschütternden Werkes war es lange still in der Paterskirche – bis der Primgeiger aufstand und begeisterter Beifall sich Bahn brach.

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