Kempen "Man muss etwas zurückgeben"

Kempen · Markus Majowski, bekannt als legendärer Telefonverkäufer aus der Fernsehwerbung, Fernsehkommissar und WG-Bewohner in der Fernseh-Comedy "Die dreisten Drei", spielt morgen in St. Tönis Theater. Er spricht über Humor und sein soziales Engagement

 Markus Majowski spielt im St. Tönis Theater.

Markus Majowski spielt im St. Tönis Theater.

Foto: ddp

Ihre Rolle als Telefonverkäufer in der Fernsehwerbung hatte Kultstatus. Hand aufs Herz: Könnten Sie mir, wenn ich mit einem hochmodernen Telefon oder Handy nicht klar käme, auf Anhieb helfen?

Markus Majowski Selbstverständlich könnte ich das. Und sogar mit ohne Anleitung.

Sie sind viel unterwegs. Welche Bedeutung hat da für Sie das Telefon? Oder ist für Sie das Internet wichtiger, um Kontakte zu pflegen?

Majowski Als Telefon selbst wird es immer unwichtiger, inzwischen kann man ja aber nahezu jedes Telefon als multifunktionalen Begleiter nutzen. Trotzdem halte ich es für wichtig, auch telefonischen Kontakt zu meiner Familie und Freunden zu halten, wenn ich beruflich unterwegs bin.

Sie kommen mit der Komödie "Ein Heimspiel", in der Sie die Hauptrolle spielen, morgen nach Tönisvorst. Haben Sie irgendeine Beziehung zur Stadt oder zu der Region?

Majowski Noch habe ich keine Beziehung zu der Stadt. Und ich muss gestehen, dass ich auch zum ersten Mal von dem Ort gehört habe, als die Tournee geplant wurde. Aber ich finde es immer spannend, in neue Städte zu kommen und zu erspüren, wie es sich dort lebt. Jedenfalls im Ansatz, da wir ja immer nur kurz vor Ort sind. Und hinterher habe ich dann eine Beziehung und freue mich, auf der Landkarte ein Kreuz mehr machen zu können.

Ist es für Ihre Arbeit wichtig, etwas über die Gegend zu wissen, in der sie spielen oder über den Humor der Menschen?

Majowski Natürlich informiere ich mich, soweit es geht über die Orte, in denen ich auftrete. Jeder hat ja auch seine eigene Geschichte und prägt die Menschen, die dort leben. Eine Großstadt hat einen ganz anderen Lebensrhythmus als eine Kleinstadt in einer ländlichen Gegend. Ich glaube nicht, dass sich der Humor in den einzelnen Städten unterscheidet. Humor verbindet, Was der einzelne letztendlich als komisch empfindet, ist eine persönliche Entscheidung.

In "Ein Heimspiel" haben Sie wieder eine Rolle in einer Wohngemeinschaft. In der Fernseh-Comedy "Die dreisten Drei" spielten sie ebenfalls einen WG-Bewohner. Beschreiben Sie einmal die ideale WG, in der sie sich ein Leben vorstellen könnten?

Majowski Der Vorteil an dem Zusammenleben in einer WG ist die Gemeinsamkeit: der Kontakt, das gemeinsame Essen. Ideale Mitbewohner wären solche, die selber kochen können und sogar selbstständig aufräumen. Raucher und Menschen, die auf Dauerbeschallung stehen und keine Rücksicht auf ihre Mitmenschen nehmen, könnte ich nicht in meine WG aufnehmen.

In einer WG muss immer einer den Müll runtertragen. Nennen Sie eine gute Ausrede, warum Sie dies niemals tun könnten.

Majowski Dazu fällt mir keine ein. Ich finde, es gehört dazu.

In "Ein Heimspiel" spielen Sie einen von drei job- und perspektivlosen WG-Bewohnern, die ihre WG zu einem Altersheim erklären, um soziale Stiftungen anzapfen zu können. Privat engagieren Sie sich sozial beim Deutschen Kinder Hilfswerk und in Bremen in einem Zentrum, das trauernden Kindern hilft. Warum tun sie das?

Majowski Ich glaube, dass man etwas von dem zurückgeben muss, was man an gutem erfährt. Ich habe eine wunderbare Familie, einen Beruf, der mich erfüllt und die Chance, viele unterschiedliche Menschen kennen zu lernen. Dafür bin ich dankbar und möchte dieses Gefühl gern an andere weitergeben, denen es nicht so gut geht. Wenn ich dazu etwas beitragen kann, erfüllt es mich mit Freude. Und natürlich ist die Theaterbühne auch etwas, wo man mit viel Elan und Engagement spielt und dann die direkte Freude der Menschen durch den Applaus erfährt — eine unglaubliche Bereicherung, die mir auch viel Kraft für andere Dinge gibt.

Sie haben in einem Interview einmal gesagt, dass Sie in den Orten, an denen Sie auftreten, gerne Kirchen besuchen. Warum? Gibt es da einen Zusammenhang zu Ihrem sozialen Engagement?

Majowski Ich finde, sie sind ein Teil der Seele einer Stadt. Wenn ich unterwegs bin, sind sie der Ort, in dem ich Ruhe und Besinnung finde. Eine Tour ist immer auch sehr anstrengend und hektisch, da ist es gut zu wissen, wo man sich seine Auszeiten nehmen kann.

Sie leben in Berlin, wo früher bei Herta BSC Berlin Lucien Favre, der derzeitige Trainer der "Elf vom Niederrhein" Borussia Mönchengladbach Coach war. Was haben Borussia und die Region von diesem Trainer noch zu erwarten?

Majowski Der Trainer Favre verspricht und hält nur Gutes.

Warum haben Sie sich entschieden, Schauspieler zu werden?

Majowski Ich bin durch meinen Vater schon früh in die Welt der Kunst eingeführt worden, er war Cellist der Berliner Philharmoniker und hat mich zu Konzertproben und den Salzburger Festspielen mitgenommen. Daraus entwickelte sich bei mir der Wunsch, auf der Bühne zu stehen.

Haben Sie als Schauspieler Vorbilder?

Majowski Ich schätze und ehre die Arbeit vieler meiner Kollegen und Kolleginnen, ein direktes Vorbild habe ich nicht. Jeder ist auf seine Art einzigartig und das ist ja gerade das Wunderbare. Eine regelrechte Bereicherung aber und durchaus prägend war für mich der Staatsschauspieler Martin Held.

Wie wichtig ist es Ihnen als Schauspieler, Menschen Freude zu bereiten?

Majowski Sehr wichtig. Natürlich möchte ich, dass die Zuschauer mit einem guten Gefühl nach Hause gehen. Gleichzeitig möchte ich die Chance nutzen, um auf Missstände hinzuweisen. "Ein Heimspiel" ist dafür das Paradespiel, denn das Stück verbindet aktuelle Sozialkritik mit einer Komödie. Mich reizt es vor allem, die brisante Botschaft vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Gesellschaft und zunehmender Altersarmut so darzustellen, dass daraus keine Verzweiflungshaltung erwächst, sondern der Mut und die Kraft, sich der Aufgabe zu stellen und ein offenes Ohr und Auge für die Nöte unserer Mitmenschen zu haben.

Welche Rollen möchten Sie in den nächsten Jahren gerne spielen?

Majowski Ich würde gern wieder Tatort Kommissar sein — egal wo.

Christian Heidrich führte das Gespräch

(RP)
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