Serie Reisetagebuch – Ein Kempener In Südostasien Malaysia und seine kulturelle Vielfalt

Kempen · Seit Anfang September ist der Kempener Abiturient Michael Albinger unterwegs in Südostasien. Für ein halbes Jahr will der 19-Jährige die Welt entdecken. Derzeit ist er in Malaysia . Jetzt schickte er seinen zweiten Erlebnisbericht.

Bis vor kurzem hatte ich nur wenig gehört über Malaysia — diese vielschichtige Nation in Südostasien. Von Thailand aus reiste ich dorthin, um mir dieses Land einmal genauer anzuschauen. Da ich mich bereits unweit der Grenze im Süden befand, brauchte ich mich auch nur in den Nachtzug nach Kuala Lumpur zu setzen, um am nächsten Morgen in der Hauptstadt Malaysias aufzuwachen. Nun weile ich schon seit mehr als zwei Wochen in diesem faszinierenden Land, das vor kultureller Vielfalt nur so strotzt. Wer denkt, in Malaysia leben einfach bloß Malayen, der täuscht. Tatsächlich teilen sich die etwa 50 Prozent Malayen ihr Land mit meist zur Kolonialzeit eingewanderten Chinesen und Südindern. Daraus entsteht ein Sprachenchaos, das nicht zu unterschätzen ist: Malayen sprechen Malayisch, Inder hauptsächlich Tamilisch, und die chinesische Bevölkerung einen Mix aus Mandarin, Kantonesisch, Hokkien und Hakka. Für wen das verwirrend klingt, der versetze sich erst einmal in die Lage eines ratlosen Touristen wie mich, der verzweifelt versucht, einige Wörter in der Landessprache aufzuschnappen, um bei den Einheimischen zumindest ein wenig Eindruck zu schinden.

Die Vielfalt spiegelt sich auch im Stadtbild von Kuala Lumpur wider. Vom modernen Stadtzentrum aus kommend, das vom Wahrzeichen der Stadt, den mehr als 400 Meter hohen Petronas Towers, und pompösen Shopping Malls geprägt ist, ging ich in Richtung Chinatown und sah dabei chinesisch-methodistische Kirchen, taostische Schulen, buddhistische und hinduistische Tempel und prächtige Moscheen, denn die malayische Bevölkerung ist seit der Islamisierung im 15. Jahrhundert beinahe zu 100 Prozent muslimisch. Doch hier hören die Kontraste nicht auf. Denn Malaysia hat noch viel mehr zu bieten — den ältesten Regenwald der Welt beispielsweise. Auch hierhin hat es mich verschlagen. Von Kuala Lumpur aus ist man nach nur wenigen Stunden Bus- und Flussfahrt im Nationalpark Taman Negara.

Kein Geldautomat oder Geldwechselstube weit und breit, dafür jede Menge Insekten und Blutegel, an die man sich allerdings recht schnell gewöhnt. Die Belohnung für die strapaziöse Fahrt ist ein Dschungel mit allem, was dazu gehört: über 50 Meter hohe Bäume mit überdimensionalen Wurzeln, große Ameisen und Hornissen, die ganz schön weh tun können, wenn sie stechen. Wer mehr für Kultur als für Natur zu beigeistern ist, der findet in Malaysia mit Sicherheit auch sehr schöne Städte. Ein Beispiel hierfür ist Georgetown auf der Insel Penang ganz in Norden des Landes. Als UNESCO-Weltkulturerbe hat die Stadt architektonisch einiges zu bieten: Zur Kolonialarchitektur der Briten, die Malaysia erst 1957 in die Unabhängigkeit entließen, kommt eine Vielzahl an Moscheen und Tempeln, die dem Stadtbild ein besonderes Flair geben, der unzählige Touristen anlockt und der auch mich einige Tage dort umherschlendern ließ. Ganz nebenbei gilt Penang auch noch als "Food Capital" Malaysias. Die kulinarischen Spezialitäten von Chinesen, Malayen und ganz besonders die der großen indischen Gemeinde in Penang sorgten dafür, dass mir bei der Wahl des Abendessens nie Langeweile aufkam.

Es gibt also einiges zu entdecken in Malaysia, so dass ich gar nicht weiß, wann ich wieder in meine eigentliche Zielregion um Vietnam, Thailand und Laos weiterreisen werde. Als nächstes geht es für mich erst einmal nach Borneo, dessen nördlicher Teil ebenfalls zu Malaysia gehört. Was für einen Eindruck das auf mich macht, davon werde ich beim nächsten Mal berichten.

(AM01)
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