Stadt Kempen Mädchen erkunden Männerberufe

Stadt Kempen · Gestern war Girl's Day. Bei den Lackwerken Peters in Kempen schaute sich eine Gruppe von Schülerinnen aus dem Luise-von-Duesberg-Gymnasium um. Sie durften auch praktische Versuche machen.

 Keine der Besucherinnen hat bisher ein Fahrrad geflickt. Vielleicht klappt es nach dem Besuch bei Profi Hans-Joachim Bohnen.

Keine der Besucherinnen hat bisher ein Fahrrad geflickt. Vielleicht klappt es nach dem Besuch bei Profi Hans-Joachim Bohnen.

Foto: wolfgang kaiser

Mit ihren Schutzbrillen und den weißen Kitteln machte es den Eindruck, man befinde sich bei einem Außentermin von "Jugend forscht". Dem ist nicht so: Die Gäste sind allesamt weiblich, kommen vom LvD und wollen sich bei den Lackwerken Peters in einem Bereich umschauen, der nach wie vor als sehr männlich gilt — nämlich der Chemie. Betriebsleiter Dr. Thorsten Meyer führt die Gruppe herum, erklärt dies und das und stellt schließlich die Frage in den Raum, was Lösungsmittel seien. Schweigen im Walde. Ein praktisches Beispiel schafft Klarheit: "Lösungsmittel sind beispielsweise in Nagellackentferner enthalten."

 Betriebsleiter Dr. Thorsten Meyer erklärt den Schülerinnen, was bei den Lackwerken Peters so alles produziert wird. Links stehen die Organisatoren, die Auszubildenden des zweiten Lehrjahrs.

Betriebsleiter Dr. Thorsten Meyer erklärt den Schülerinnen, was bei den Lackwerken Peters so alles produziert wird. Links stehen die Organisatoren, die Auszubildenden des zweiten Lehrjahrs.

Foto: wolfgang kaiser

Bei Peters operiert man mit gefährlichen Stoffen, daher ist höchste Sicherheitsstufe angesagt. Meyer hat zum Beispiel ein explosionssicheres Handy ohne metallische Teile. Der kleinste Funken kann nämlich dazu führen, dass es knallt. Passiert ist bei Peters bislang nichts. Sind die Sprinkler-Anlagen aber einmal gefordert, sorgt ein auf dem Gelände stehender voluminöser Wassertank mit einem Fassungsvermögen von 500 Kubikmetern für die notwendigen Reserven.

Die Mädchen sehen, wie der Peters-Lack gemischt, abgefüllt und versandfertig gemacht wird. Viele Abläufe sind inzwischen längst automatisiert, bei kleineren Mengen aber legen die Mitarbeiter noch selber Hand an. Die Lieferungen gehen in die ganze Welt, vor allem der Asien-Markt ist groß: "Computer werden weitgehend dort hergestellt, die Leiterplatten werden mit unseren Lacken beschichtet", erklärt Meyer den Neuntklässlerinnen.

Die sollen an diesem Tag auf berufliche Alternativen neugierig gemacht, an die sie vielleicht bislang nicht gedacht haben. Peters legt großen Wert auf Nachwuchsförderung und wäre durchaus bereit, nicht nur im kaufmännischen Bereich junge Frauen auszubilden. Aber eigentlich haben die Mädchen noch keine all zu feste Vorstellung davon, wohin ihr beruflicher Weg sie einmal führen wird.

Nach der Führung geht's ab in die Praxis. Kleine Versuche stehen auf dem Programm. Mit einem Gerät namens Anenometer messen die Mädchen ihre Pustegeschwindigkeit und sind auch bei den theoretischen Erläuterungen mit Aufmerksamkeit dabei. Der Geruch im Labor ist zunächst gewöhnungsbedürftig, aber schon Minuten später kein Thema mehr. Viel zu interessant ist das, was auf die Jugendlichen wartet. Unter Leitung von Frank Krupka geht es darum, Leiterplatten mit einem bei Peters hergestellten Speziallack zu beschichten. Jedes Mädchen bekommt sein persönliches Exemplar und darf es anschließend auch mit nach Haus nehmen.

Optischer Höhe- und gleichzeitig Schlusspunkt eines spannenden Tages ist die Demonstration, was mit Gegenständen geschieht, die man in -196 Grad kalten Stickstoff tunkt: Sie sind in Sekunden eingefroren, selbst Blumen zerbrechen dann wie Glas.

Der Girl's Day wird bei den Lackwerken Peters regelmäßig von den Auszubildenden im zweiten Lehrjahr vorbereitet und durchgeführt. Das reicht von Absprachen mit den betroffenen Abteilungen bis zum Besorgen von Keksen und Getränken. "In diesem Jahr machen wir zum ersten Mal ganz alleine und ohne Hilfe der Geschäftsführung ", betont Dominic Claßen, einer der Organisatoren.

(RP)
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