Stadt Kempen Mädchen an die Spachtel

Stadt Kempen · Beim bundesweiten "Girls' Day" bekommen Mädchen Einblicke in eher untypische Frauenberufe. In der Malerwerkstatt der Kreishandwerkerschaft lernten elf Schülerinnen den Beruf des Malers und Lackierers kennen.

Es muss nicht immer die Ausbildung zur Friseurin oder Verkäuferin sein. Das erfuhren gestern elf Mädchen bei ihrem "Girls' Day" im Bildungszentrum Niederrhein (BZNR). In der Malerwerkstatt der Kreishandwerkerschaft erhielten die Acht- und Neuntklässlerinnen praktische Einblicke in das – für Frauen noch immer untypische – Berufsbild des Malers und Lackierers. Mit Pinsel und Spachtel durften sich die Mädels an ein völlig neues Aufgabenfeld heranwagen: Verputzen, Streichen und Dekorieren. Malermeister und Fachanleiter Stefan van den Hoogen erklärte den Haupt- und Realschülerinnen dabei, auf was es bei dem Beruf und während der Ausbildung ankommt.

Unbekannte Berufe kennenlernen

Der Girls' Day findet seit zehn Jahren immer am vierten Donnerstag im April statt. Bei den Veranstaltungen sollen Mädchen ab der fünften Klasse Berufe aus den Bereichen Technik, Naturwissenschaften und IT kennenlernen. Die Schülerinnen erhalten einen Einblick in unbekannte Bereiche, die bei der Berufswahl häufig vergessen werden.

Heute, wie auch vor zehn Jahren, sind die beliebtesten Ausbildungsberufe bei Mädchen noch immer die klassischen Frauenberufe: Verkäuferin, Bürokauffrau, medizinische Fachangestellte, Friseurin. Sebastian Stengel, Teamleiter der Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit in Krefeld sagt: "Das Spektrum der Berufswünsche ist bei jungen Mädchen häufig eingeschränkt – technische, handwerkliche und naturwissenschaftliche Berufe kommen selten vor." Dabei seien die Verdienstmöglichkeiten in diesen Bereichen vielfach besser als in den typisch weiblichen Berufen. Und auch für die Arbeitgeber lohne es sich, Frauen in traditionell männlichen Bereichen einzustellen. "Die Mädchen machen dort oft die besseren Abschlüsse. Wohl, weil sie in den untypischen Berufen motivierter sind." Aber statistisch gehen mehr Männer in Frauenberufe als umgekehrt.

Auch Jessica Fischer und Nadine Marek (beide 15) haben sich zunächst für einen typisch weiblichen Beruf interessiert und Praktikum bei einem Friseur gemacht. "Aber man hat schnell gemerkt, dass der Beruf doch nicht so ist, wie man ihn sich vorgestellt hat", sagt Nadine. Jessica bestätigt die Meinung ihrer Freundin und fügt hinzu: "Meine Schwester ist gerade im dritten Lehrjahr ihrer Friseurausbildung. Und sie sagt, wenn sie die Zeit zurückdrehen könnte, würde sie sich für etwas anderes entscheiden." Was sie selber machen wird, weiß sie aber noch nicht.

(RP)
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