Stadt Kempen Lesenacht macht Lust auf mehr

Stadt Kempen · Zwölf Fantasy-Fans im Alter von elf bis 17 Jahren nahmen an der ersten Lesenacht für Jugendliche in der Kempener Stadtbibliothek teil. Im Mittelpunkt stand das Buch "Der Herr der Ringe" von John Ronald Reuel Tolkien.

"Ich schreibe ja auch gerne SMS", begründet der zwölfjährige Nick, warum er die Rolle des Boten übernommen hat. Mit seinem braunen Umhang und einem strengen Blick macht er nicht nur bei dem Rollenspiel mit, sondern lebt diese Rolle regelrecht. "Ich überbringe die Nachricht, das Gollum entkommen ist", verrät er zwischen zwei Spielszenen und wendet sich wieder den anderen zu.

So spannend kann Literatur sein – willkommen bei der ersten Lesenacht für Jugendliche in der Kempener Stadtbibliothek. "Bislang haben wir nur Lesenächte für Kinder angeboten, da ging es beispielsweise um Kriminalliteratur. Die Jugendreihe haben wir meiner Meinung nach mit einem der besten Bücher der Welt begonnen, denn ,Der Herr der Ringe' begeistert Alte und Junge", sagt Bibliotheksleiterin Ursula Wiltsch. Für diese Premiere holte sie die Landesarbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendliteratur (LAG) mit ins Boot. Die Theaterpädagogin Renate Passmann-Lange und der Literaturwissenschaftler Chris Boge boten den jungen Leuten ein abwechslungsreiches Programm und damit einen kurzweiligen Abend.

Durch kleine Spielszenen, bei denen Einzelne gefordert sind, und eine große Spielszene, an der alle teilhatten, wurden Tolkiens Auenland und die Allmachtsfantasien anhand des Rings schnell greifbar. Die Teilnehmer erlebten die Geschichte von Frodo und seinen Gefährten während des Ringkrieges und den Kampf um die Zukunft von Mittelerde hautnah, sie verschmolzen förmlich mit der spannenden Geschichte. Daran hatten auch die Requisiten wie ein "Feuerkreis" – ein kreisförmig ausgelegtes rotes Samttuch mit einer Lichterkette darauf – oder die vielen Kissen und Umhänge Anteil.

"Versucht, euch auf die Situation einzustellen", fordert Renate Passmann-Lange von den Teilnehmern. Die Theaterpädagogin gibt auch während der laufenden Spielszene kurz präzise Anweisungen: "Die Szene ist gerade spannend. Also bring das auch mit der Stimme entsprechend rüber", sagt sie einem der Teilnehmer. Der szenische Schnelldurchlauf der Geschichte um den Ring findet Anklang: "Auch wenn mein Text etwas lang war, bin ich doch richtig neugierig geworden auf die Bücher und die Filme", sagt Konstantin (12).

Das Lob freut auch Chris Boge. Der promovierte Literaturwissenschaftler schreibt neben seinem Lehrauftrag an der Kölner Universität auch Kinder- und Jugendbücher und produziert Hörspiele. Stimmen nach einer Fortsetzung der Lesenacht werden laut: "Wann geht's weiter?" Es geht weiter, ein genauer Folgetermin steht noch nicht fest.

(RP)
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