Kempen Aus den USA zur Ernte nach Kempen

Kempen · Lea Blättler musste wegen Corona ihre Weltreise abbrechen. Jetzt hilft sie bei der Erdbeerernte.

 Lea Blättler hilft bei der Ernte auf dem Obst- und Spargelhof Küthen. Möglichst bald möchte sie mit ihrem Mann die begonnene Weltreise fortsetzen.

Lea Blättler hilft bei der Ernte auf dem Obst- und Spargelhof Küthen. Möglichst bald möchte sie mit ihrem Mann die begonnene Weltreise fortsetzen.

Foto: Norbert Prümen

Blüten rausholen, das gehört nicht so zu Lea Blättlers Lieblingsaufgaben. Statt die Welt zu bereisen, steht sie in den kommenden Wochen bei Küthens in Unterweiden im Gewächshaus und pflückt Erdbeeren. „Und natürlich nascht man auch mal eine“, sagt die junge Frau und lacht. Ihr Chef, Thomas Küthen, nennt die 27-Jährige „einen Glücksgriff“. Denn wie vielen anderen Bauern in der Region fehlen dem Landwirt während der Corona-Krise Mitarbeiter.

Eigentlich sollte Lea Blättler zusammen mit ihrem Mann derzeit irgendwo in Mexiko sein, unter Palmen, unterwegs in ihrem Landrover Defender. Doch nach neun Monaten Weltreise kam die Corona-Pandemie und damit der vorläufige Stopp für das Ehepaar. „Wir wollten dann zunächst in Kanada bleiben, aber da waren die Grenzen schon dicht“, sagt die gebürtige Krefelderin. Über Facebook bewarb sie sich aus den USA kurzerhand am Spargelhof bei Familie Küthen. Ungewöhnlich – aber mit Erfolg, denn sie wurde genommen.

Thomas Küthen hat den Spargelhof 2005 von seinen Eltern übernommen. Noch nie habe es es so eine ungewisse Situation gegeben, berichtet er. Die Corona-Pandemie hat ihm und seiner Frau Anne „unruhige Nächte“ bereitet. Ihre wohl wichtigste Frage: Können die Erntehelfer einreisen oder nicht? „Wir haben normalerweise viele Erntehelfer aus Polen. Jetzt konnten viele Hausfrauen nicht kommen, weil sie zu Hause ihre Kinder betreuen müssen“, erzählt der 39-Jährige. Das Einreiseverbot für Erntehelfer wurde inzwischen etwas gelockert. Noch vor einigen Wochen sah das anders aus. Thomas Küthen ist froh, dass die meisten seiner Helfer bereits auf dem Hof angereist sind. Die Sicherheitsvorkehrungen für alle wurden verstärkt, zusätzliche Desinfektionsmittel bereitgestellt, in den Laden dürfen maximal fünf Personen und müssen den Mindestabstand einhalten.

Der Spargel auf den Feldern reife schneller, auch die Erdbeeren im Gewächshaus, erzählt der Spargelbauer. „Wir haben jedes Jahr 21 Saisonarbeiter plus zehn Aushilfen im Laden und drei Festangestellte“, sagt Thomas Küthen. Neue Leute anlernen sei schwierig und zeitaufwendig, nicht viele würden lange durchhalten, weiß Küthen aus langjähriger Erfahrung. Zudem: Um 5 Uhr auf dem Spargelfeld zu stehen, bei einer Sieben-Tage-Woche, sei „kein Zuckerschlecken“. „Das ist nicht nur ein schönes Naturerlebnis, was viele denken, das ist schwere körperliche Arbeit“, sagt der Landwirt. Derzeit habe die Familie zwölf Hektar Spargelflächen und einen Hektar in Gewächshäusern für Erdbeeren. Lea Blättler war von Anfang an klar, dass sie mit „anpacken“ muss. Nach kurzer Einarbeitung hilft die 27-Jährige, die derzeit mit ihrem Mann bei ihren Eltern in St.Tönis wohnt, jetzt auch im Verkauf im Laden der Küthens mit. Ihre Ausbildung hat die junge Frau im Zoo gemacht, sie kennt also körperliche Arbeit. „Es tut mir gut, dass ich jetzt was mache, man kann sowieso niemanden treffen“, erklärt sie.

Wie lange sie auf dem Hof von Familie Küthen  bleibt, stehe noch nicht fest. „Am liebsten würden wir unsere Weltreise natürlich lieber gestern als morgen wieder antreten, aber ich denke, dass das alles noch  dauern wird“, sagt Lea Blättler. Bis dahin verdient sie sich für ihre Zeit bei Familie Küthen etwas dazu.

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