Trockenheit Den Landwirten fehlt der Regen

Willich/Kempen · Mit Sorge beobachten die Landwirte in Willich und Kempen die derzeitige Wetterlage. Es ist viel zu trocken. Seit Tagen laufen die Beregnungsanlagen. Selbst zwei oder drei Regentage reichen derzeit nicht aus, die Ernte zu sichern.

 Die Ackerflächen sind derzeit sehr trocken. Wenn die Landwirte ihre Felder bestellen – wie hier in St. Tönis – staubt es gehörig.

Die Ackerflächen sind derzeit sehr trocken. Wenn die Landwirte ihre Felder bestellen – wie hier in St. Tönis – staubt es gehörig.

Foto: Wolfgang Kaiser

„Das Wetter macht einem langsam Angst“, sagt der Willicher Ortslandwirt Helmut Oellers mit Blick in den blauen Himmel, von dem die Sonne scheint. Seit Anfang März ist in Willich keine nennenswerte Regenmenge mehr gefallen. Ein dritter trockener Sommer in Folge scheint sich anzubahnen. Der Oberboden ist bereits jetzt zu trocken, und die Landwirte haben auf den sandigeren Böden von Willich daher schon vor Tagen mit der Beregnung angefangen.

Mit Hilfe der künstlichen Berieselung soll die Saat zum Keimen und damit zum Wachstum gebracht werden. Wobei der Wind die Beregnung teilweise unmöglich macht. Er reißt den Wasserstrahl auseinander und verhindert so eine kontrollierte Bewässerung. „Die tieferen Unterböden sind noch nicht so trocken, aber wenn das Wetter so bleibt, die Temperaturen steigen und kein Regen fällt, rechnen wir mit massiven Ernteausfällen. Wir können dann gar nicht so schnell beregnen, wie es trocknet“, sagt Oellers. Vor dem Hintergrund, dass der Winter sehr nass war, was zwar dem Grundwasserstand guttat, sich aber ungünstig bei der Aussaat des Winterweizens darstellte, sind schon vor der aktuellen Trockenperiode Strukturschäden beim Getreide aufgetreten, die sich nun aufgrund des fehlenden Regens fortsetzen.

 Die Felder müssen künstlich bewässert werden, wie hier in Neersen in der Nähe von Klein-Jerusalem.

Die Felder müssen künstlich bewässert werden, wie hier in Neersen in der Nähe von Klein-Jerusalem.

Foto: Norbert Prümen

„Es ist in 33 Jahren, seitdem wir Gerste anbauen, das erste Mal, dass ich die Gerste, die auf einem 23er Sandboden in Neersen steht, berieseln muss“, sagt der Kempener Landwirt Heinz-Wilhelm Tölkes, der in Willich Flächen bearbeitet. Auch auf den landwirtschaftlichen Flächen in Kempen laufen die Beregnungsanlagen im Dauerbetrieb. Wenngleich die schwereren Böden der Kempener Platte das Wasser generell besser halten. Leichtere Böden haben mehr Probleme. „Es ist sehr trocken. Aber es hat hier derzeit vom Ertrag her gesehen noch keine großen Auswirkungen. Entscheidend ist, was uns jetzt der Mai bringt“, sagt Johannes Dörkes, Vorsitzender der Kempener Ortsbauernschaft. Wenn die Verdunstung durch das warme Wetter und die Sonneneinstrahlung weiter ansteigt, kann der feuchte Winter nicht weiterhelfen.

Aktuell ist die so genannte Kernfeuchtigkeit für die Kulturen wie Mais, Sommergetreide und Zuckerrüben, die momentan auf der Kempener Platte ausgebracht werden, noch ausreichend. Aufgrund des trockenen Wetters muss allerdings mit der Bodenbearbeitung aufgepasst werden. Wird gepflügt und die aufgeworfene Erde mit ihrer vergrößerten Oberfläche liegt zu lange offen, dann trocknet sie schnell aus. Der mit der Trockenheit einhergehende Ost- und Nordwind beschleunigt den Austrocknungsprozess. Es fehlt dann die Feuchtigkeit zum Keimen.

Der Bodenbearbeitung folgt daher ein schnelles Einsäen bzw. Einsetzen der jeweiligen Kulturen und bei Bedarf eine Beregnung. „Wir müssen die Pflanzen ans Wachsen kriegen, damit sie selbstständig an das Wasser kommen, das sich derzeit noch in den tieferen Schichten befindet“, sagt Dörkes. Der Ortslandwirt hofft genau wie alle anderen Landwirte auf Regen. Wenn das alte Sprichwort „Blüht die Eiche vor der Esche, hält der Sommer seine Wäsche. Blüht die Esche vor der Eiche, hält der Sommer seine Bleiche“ gelten sollte, müsste der Sommer eigentlich feucht werden, denn die Eiche blühte vor der Esche. Doch aktuell sieht es laut Wetterbericht nicht nach Regen aus. Sonne, Wärme und Wind sind angesagt. Damit müssen die Berieselungen weiter laufen und verteuern die Kosten der Landwirte, um Lebensmittel für die Bevölkerung anzubauen.

Alles sei sehr bedenklich, sagt Oellers. Zumal Corona den Landwirten weitere Verluste einbringt. Kartoffeln, die sonst an Großabnehmer wie Mensen und die Gastronomie gehen, werden nicht abgenommen und gehen aufgrund der fehlenden Abnahme zur Entsorgung in Biogasanlagen.

Auch der Publikumsverkehr, der derzeit auf den landwirtschaftlichen Wegen in besonders hohem Maße stattfindet, sorgt schon einmal für unschöne Situationen, wenn es an der gegenseitigen Rücksichtnahme mangelt. Landwirtschaftliche Maschinen sind nun einmal breit und brauchen etwas Platz. Und wenn sie über Grünstreifen fahren, um Raum für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen, schaden sie dem Boden mehr, als wenn der Fußgänger kurz auf dem Grün zur Seite tritt oder der Radfahrer mit seinem Rad auf dem Grün anhält. Kurz bei Seite treten, warten und dem langsam fahrenden Schlepper samt Anhang oder Vorbau Platz machen, hilft da weiter.

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