Unterschriftenaktion Landwirte wollen faire Chancen

Willich/Kempen · Die Bauern fordern eine bessere Agrarpolitik. Mit der Abgabe einer Petition an die Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer und Udo Schiefner verdeutlichen die Willicher und Kempener Landwirte ihren Standpunkt.

 Beim Thema Gülle-Verordnung prallen die Meinungen voll aufeinander.

Beim Thema Gülle-Verordnung prallen die Meinungen voll aufeinander.

Foto: dpa/Axel Heimken

Eine Milliarde Euro sind vom Bund derzeit symbolisch in den Haushalt gestellt worden. Das als so genannte Bauern-Milliarde titulierte Geld löst bei den Landwirten eine ablehnende Haltung aus. „Wir wollen dieses Geld nicht. Wir wollen mit unseren Betrieben unser Geld verdienen“, bringt es der Kempener Ortslandwirt Johannes Dörkes kurz und knapp auf den Punkt. „Und dafür brauchen wir eine Politik, die uns Rahmenbedingungen schafft, mit denen wir arbeiten können. Rahmenbedingungen, die von Fachwissen zeugen und die auf korrekten Berechnungen basieren“, fügt der Willicher Ortslandwirt Helmut Oellers an.

Vor diesem Hintergrund überreichten die beiden Ortslandwirte zusammen mit mehreren Kollegen eine Petition der Bewegung „Land schafft Verbindung“ an die beiden Bundestagsabgeordneten Uwe Schiefner (SPD) und Udo Schummer (CDU) aus dem Kreis Viersen. Die Landwirte wollen auf die aktuelle Situation bei der geplanten Düngeverordnung aufmerksam machen und fordern eine durchdachte Agrarpolitik, die europaweit greift, um gleiche Wettbewerbsbedingungen herzustellen.

 Die Willicher Landwirte Thomas Heyes (l.) und Helmut Oellers (r.) überreichen eine Petition an die CDU, vertreten durch Uwe Schummer (2.v.r.) und Christian Pakusch.

Die Willicher Landwirte Thomas Heyes (l.) und Helmut Oellers (r.) überreichen eine Petition an die CDU, vertreten durch Uwe Schummer (2.v.r.) und Christian Pakusch.

Foto: Knappe, Joerg

In den Augen der Landwirte ist es nicht gerecht, dass Deutschland hohe Auflagen hat, aber diese nicht für die Nachbarländer gelten, die damit zu ganz anderen Bedingungen produzieren können. Dies hat wiederum Auswirkungen auf die Preise. Es kann nicht angehen, dass Lebensmittel aufgrund der weniger strengen Bedingungen günstig importiert werden und diese entsprechend billiger als die hiesigen Produkte im Einzelhandel verkauft werden. Zudem sei der Lebensmittelhandel gefragt, der die Preise und Warenvorgaben diktiert. Bei der geplanten Düngemittelverordnung fordern die Landwirte die Einführung eines repräsentativen EU-weit einheitlichen Messverfahrens.

„Es geht nicht, dass, wie es jetzt der Fall war, in unterschiedlichen Tiefen gemessen wurde und ein Messwert stellvertretend für große Bereiche greift, nur weil weitere Messstellen fehlen“, bringt der Willicher Landwirt Thomas Heyes einige der Schwachstellen des Zahlenwerkes auf den Tisch, nachdem die neue Düngeverordnung ausgerichtet ist. Das Geld der Bauernmilliarde solle lieber in die Renovierung und Optimierung der Messstellen fließen, um korrekte Daten zu erhalten. Oellers verweist in diesem Zusammenhang auf die gute Zusammenarbeit mit den örtlichen Wasserwerken. „Wir konnten dank dieser Kooperationen in den vergangenen Jahren die Werte verbessern. Wir sind auf dem richtigen Weg“, betont er. Heinz-Wilhelm Tölkes aus Kempen erläuterte nochmals die Vorgehensweise bei der Düngung, die auf jeden Boden und jede Nutzung genau abgestimmt ist. Auf Basis genauer aktueller Daten muss ein sauberes zielführendes Konzept, das auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert, erarbeitet werden. Weiter muss erforscht werden, ob die Landwirtschaft tatsächlich der Verursacher der zu hohen Nitratbelastung einzelner Brunnen ist oder ob Industriegebiete wie auch Städte eine Rolle spielen. Die entsprechenden Untersuchungsmöglichkeiten können ohne großen und teureren Umfang geleistet werden.

 Die Kempener Landwirte Heinz-Wilhelm Tölkes, Johannes Dörkes, Thomas Küthen und Karl Küppers überreichen eine Petition an die SPD, vertreten durch Udo Schiefner und Hans Smolenaers (v.l.n.r.).

Die Kempener Landwirte Heinz-Wilhelm Tölkes, Johannes Dörkes, Thomas Küthen und Karl Küppers überreichen eine Petition an die SPD, vertreten durch Udo Schiefner und Hans Smolenaers (v.l.n.r.).

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Eine vernünftige angepasste Düngeverordnung gibt Raum zum Arbeiten und schützt die Umwelt. „Hätte die Politik von Anfang an gut gearbeitet, würde sich jetzt herausstellen, dass die Landwirtschaft weniger und besser gedüngt hat, als ihr vorgeworfen wird“, sagt Oellers. Diese Bauernmilliarde schade indes dem Image der Landwirtschaft, sind sich alle Landwirte einig. Man frage sich, wie man dem Bürger dies erklären soll. Aussagen wie: „Da hat sich das Demonstrieren ja gelohnt. Subventionen und jetzt noch eine Milliarde obendrauf“ machen die Runde. Da nutze es nicht, wenn dies nicht stimmt. Denn wer anfängt zu rechnen, stellt fest, dass für den einzelnen Landwirt pro Jahr gerade einmal 950 Euro übrig bleiben, die auch noch versteuert werden müssen.

Schummer spricht von einem unglücklich gewählten Begriff. „Wichtig ist, dass die bereits eingeleitete Zusammenarbeit im Kanzleramt mit den Landwirten fortgesetzt wird und gemeinsam eine Agrarstrategie festgelegt wird“, sagt Schummer. Qualität zu Dumpingpreisen ginge nicht, schließt sich Schiefner an. Gleiche Wettbewerbsbedingungen, die Ansprache der großen Handelsketten und das Verbraucherbewusstsein schärfen, brachte er als weitere Handlungsfelder mit ein.

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