Stadt Kempen Landwirte hoffen auf normales Winter-Wetter

Stadt Kempen · Große Temperaturschwankungen in den kommenden Wochen können für Kartoffeln und Getreide gefährlich sein.

In der Landwirtschaft ist alles geerntet. Nur noch vereinzelt sieht man auf den Feldern Planen liegen, darunter Zuckerrüben oder Rote Bete, die bald auf dem Weg zum Verarbeiter gehen. Einige Landworte haben im September und Oktober ihr Wintergetreide gesät, meist Gerste oder Weizen. "Und sie brauchen jetzt ein der Jahreszeit gemäß normales Wetter, wozu auch Frost und eine Schneedecke gehören können", sagt Josef Hamm, Pflanzenbauberater bei der Kreisstelle der Landwirtschaftskammer.

Etwas ruhiger ist es jetzt auch bei Peter Josef Coenen. Der 53-Jährige ist Kempener Ortslandwirt und für die rund 70 Landwirte aus Kempen, Tönisberg und St. Hubert der Vorsitzender der Ortsbauernschaft. Coenen bewirtschaftet seit etwa 1995 den Hülingshof, pflanzt neben Kartoffeln, Getreide und Zuckerrüben auch für die Industrie Rot- und Weißkohl an. "Derzeit ist bei mir alles abgeerntet, im März geht es mit den Frühkartoffeln wieder los."

In der Zwischenzeit hat er aber mit der Haltung und Versorgung seiner Mastschweine oder mit der Reparatur der landschaftlichen Maschinen genug zu tun. Und für den nächsten März wünscht er sich früh einen trockenen Boden.

"Was wir keinesfalls gebrauchen können, ist ein starker Wetterumschwung wie im Januar dieses Jahres, als binnen weniger Stunden die Temperatur von fünf Grad plus auf 12 Grad minus runterging", sagt Josef Hamm. Man sei damals im Rheinland noch so gerade mit einem Blauen Auge davon gekommen. Ein zu mildes Klima sei auch nicht das Richtige, das Getreide würde dann leicht überwachsen und sei nicht vor Pilzkrankheiten geschützt.

Wintergetreide wird im Herbst gesät. Die nur ein paar Zentimeter hohen Pflanzen überwintern und haben so im Frühjahr gegenüber dem Sommergetreide einen Wachstumsvorteil. Wintergetreide aber ist der Gefahr ausgesetzt, bei bestimmten Wetterlagen (Frost bei hoher oder zu geringer Feuchtigkeit ohne Schneeschutz) abzusterben. Damit das Getreide auch wirklich überwintern kann und der Unterboden nicht total zufriert, sei, ergänzt Hamm, ein normaler Winter mit einer Schneedecke und etwas Forst genau richtig.

Sowohl Coenen als auch Hamm sprechen weiter von einer "Frostgare", die der Boden erreichen muss. Frostgare ist die Bezeichnung für eine Bodenstruktur, die in feinkörnigen Böden durch Frosteinwirkung entsteht. Die sich bildenden Eiskristalle haben zwei Wirkungen: zum einen entwässern sie den Boden. Zum anderen wird durch das Gefrieren erreicht, dass Poren gesprengt, der Boden wieder durchlässiger und den Schädlingen keine Chance zum Überleben gegeben wird.

Alles ist gut, wenn es ein normaler Winter wird. "Er darf aber nicht schlagartig kommen", meint Experte Josef Hamm.

(wsc)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort