Kempen Krypta will die Sehnsucht nach Stille stillen

Kempen · Seit vier Jahren wird die Krypta der Abtei Mariendonk auch als Raum der Stille genützt. Von Besuchern der Abtei wird er gut angenommen. Im Raum der Stille können Besucher ihre Eindrücke in ein Buch schreiben.

 Ein Besucher hat sich in den Raum der Stille in der Krypta der Abtei Mariendonk zurückgezogen. Dieses Angebot wird gut angenommen, sagen die Benediktinerinnen. Im Vorraum der Krypta können Besucher ihre Eindrücke beim Besuch des Raumes der Stille in ein Buch einschreiben.

Ein Besucher hat sich in den Raum der Stille in der Krypta der Abtei Mariendonk zurückgezogen. Dieses Angebot wird gut angenommen, sagen die Benediktinerinnen. Im Vorraum der Krypta können Besucher ihre Eindrücke beim Besuch des Raumes der Stille in ein Buch einschreiben.

Foto: Wolfgang Kaiser

Sie sollte die Gestaltung der Krypta in der Abtei Mariendonk übernehmen. So lautete der Auftrag, den Schwester Clara Vasseur 2010 von der Äbtissin erhielt. Die Nonne gestaltete den aus Backstein gemauerten Raum zu einem Raum der Stille. Sie selbst liebt den Raum der Stille am Düsseldorfer Flughafen. Für sie ist auch der Kreuzgang eines Klosters, in dem die Mitte immer leer ist, sehr wichtig: ein Brunnen gibt es da, sonst nur offener Himmel

In der Mitte der Krypta der Abtei ist ein schlichter Altar aus Stein, Teil des früheren Altars in der Kirche rechts davon eine vergoldete Madonnenfigur. Die Wände sind spärlich geschmückt. An einer Seite der Krypta hängt ein mit rostigem Stacheldraht umwundener Holzbalken, an einem Pfeiler, der das Gewölbe trägt, hängt eine Zeichnung. Wer in dem Raum sitzt hört: nichts. Für Schwester Clara ist klar: In einer immer hektischer werdenden Zeit lässt sich Gott mehr denn je in der Stille finden. Dabei ist der Raum der Stille in der Abtei nicht nur ein Angebot für kirchlich orientierte Menschen, sondern für alle. Denn die Benediktinerin ist davon überzeugt: "Die Menschen tragen eine Sehnsucht nach Transzendenz in sich."

Stille habe eine enorme Wirkung auf Menschen, meint Schwester Clara. Sie seien durch nichts abgelenkt. In dieser Atmosphäre biete sich die Chance, Dinge neu zu ordnen, weil Menschen in einer Atmosphäre der Ruhe für andere Dinge empfänglicher seien als diese, die sie tagtäglich beschäftigten. Das sei auch der Grund, sagt die Ordensfrau, warum Meditationskurse so beliebt seien. Dass es geradezu eine Explosion der Beratungsberufe gebe, ist für die Benediktinerin ein klares Zeichen dafür, dass die Menschen immer mehr Orientierung von außen bräuchten. Professionelle Hilfe hält Schwester Clara für wichtig. Ergänzend dazu kam ihr aber die Idee, ob nicht auch Besucher des Raumes der Stille in der Abtei anderen Besuchern der Krypta Orientierung geben könnten. Also legte sie im Vorraum der Krypta ein Buch aus, in das Menschen ihre Gedanken und Eindrücke schreiben können, die sie beim Besuch des Raumes der Stille haben. "Die Botschaften, die da hineingeschrieben werden, funktionieren wie Posts bei Facebook", sagt die Nonne. "Gästebuch der Stille" nennt sie das Buch. Ein Eintrag brachte in den Raum der Stille eine Wendung. Ein Besucher kam einmal in einer ausweglosen Situation und fand in der Krypta einen Ort, wo er mit seiner Not "landen" konnte. "Als ich den Eintrag las, war das für mich die Erfahrung der Ohnmacht schlechthin", sagt Schwester Clara. Da beschloss sie, neben das Buch einen Krug zu stellen, den sie "Krug der Hoffnung" nennt. Der Krug hält handschriftlich festgehaltene Sprüche, die Menschen Mut machen sollen. Aufgeschrieben hat sie die 2011 gestorbene Benediktinerin Schwester Perpetua Pieper, eine Mitschwester, die Schwester Clara in den letzten zwei Jahren ihres Lebens in der Abtei mitgepflegt hat. Die hochbetagte Ordensfrau, sie starb mit 97 Jahren, über die Schwester Clara sagt, sie habe das Leben stets von der positiven Seite gesehen, hatte eine Fülle von Sprüchen aufgeschrieben, und diese finden sich nun in Kopie in dem Krug. Jeder, der möchte, kann sich einen oder mehrere dieser kleinen Zettel herausnehmen.

Was Schwester Clara sehr freut: Der verzweifelte Besucher kam wiederholt in die Krypta und schrieb nach seinen Besuchen immer wieder seine Eindrücke in das Buch. Man merkte, dass im Laufe der Zeit, Vertrauen und Zuversicht wieder Überhand nahmen. Überhaupt kommt der Raum der Stille gut an. Das entnimmt Schwester Clara den Einträgen im Buch. Seit es den Raum der Stille gebe, habe die Krypta eindeutig mehr Zulauf. Vor allem an sonnigen Tagen, an denen viele Menschen zu Radtouren unterwegs sind und an der Abtei vorbeikommen, ist der Besuch im Raum der Stille groß.

(RP)
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