Stadt Kempen "Krokodil" in der Realschule

Stadt Kempen · Heiner Beeker war einer der Darsteller im Film "Vorstadtkrokodile" von 1977. Er stand jetzt Siebtklässlern der Kempener Realschule Rede und Antwort. Er hat nach der Ausstrahlung Freunde gewonnen und Freunde verloren.

 Die Moderatoren aus dem Klassen 7a und 7c, (v.l.) Jonas, Gabriel, Anna-Lena und Jessica, stellten dem Gast Heiner Beeker zahlreiche Fragen. Er blieb keine Antwort schuldig.

Die Moderatoren aus dem Klassen 7a und 7c, (v.l.) Jonas, Gabriel, Anna-Lena und Jessica, stellten dem Gast Heiner Beeker zahlreiche Fragen. Er blieb keine Antwort schuldig.

Foto: wolfgang kaiser

Schauspieler wollte Heiner Beeker nie werden. Aber weil sich in ganz Deutschland nur eine leer stehende Ziegelei fand, war der 13-Jährige 1977 plötzlich einer der Hauptdarsteller im Film "Die Vorstadtkrokodile". Der Reihe nach: Der WDR wollte das Kinderbuch von Max von der Grün verfilmen und brauchte dazu zwangsläufig eine Ziegelei als Drehort. Nach einer langen Suche wurden die Macher in Bracht fündig. Die dortige Ziegelei war abbruchreif, also ideal geeignet. Schnell einigte man sich mit dem Eigentümer: Der WDR dreht und übernimmt anschließend die Kosten für den Abriss.

Das alles und und noch viel mehr erzählte Beeker, heute 48 Jahre alt, den Klassen 7 a und c der Kempener Erich Kästner Realschule. Mit ihren Deutschlehrerinnen Lena Ising und Nina Steinert hatten sich die Mädchen und Jungen im Vorfeld intensiv mit der Materie beschäftigt: "Das Buch haben wir schon im vergangenen Schuljahr gelesen. Jetzt haben wir uns den alten Film und die Neuverfilmung angeschaut und sie inhaltlich verglichen", sagt Lena Ising. Zum zweiten Film weiß Beeker auch eine Menge zu berichten: Die Filmemacher verschlug es nämlich in die unmittelbare Nachbarschaft, vier Kilometer entfernt fand sich diesmal in Brüggen eine geeignete Ziegelei. Der Regisseur nahm Kontakt zu Beeker auf und verschaffte ihm eine Nebenrolle als Feuerwehrmann.

Die Siebtklässler staunten nicht schlecht, als sie erfuhren, wie schnell man von der Schulbank weg als Schauspieler verpflichtet werden kann. Auf Nachfrage der Moderatoren Anna-Lena, Jessica, Jonas und Gabriel erzählte Beeker die ganze Geschichte: Der Regisseur wollte zur Brachter Kulisse auch Schauspieler aus dem Ort. Zehn Rollen waren zu besetzen, rund 200 Kinder meldeten sich. Für die Rolle des Frank Steffenhagen wählte die Casting-Crew Heiner Beeker aus, mit 13 damals das älteste der "Vorstadtkrokodile".

Vor den Dreharbeiten stand harte Paukerei: Das Drehbuch war über 200 Seiten dick, die kleinen Akteure mussten es fast in vollem Umfang auswendig lernen. Die folgenden Dreharbeiten dauerten die kompletten Sommerferien und die ersten drei Wochen des neuen Schuljahres. Woran erinnert sich Heiner Beeker besonders genau? "Ich musste in meiner Rolle manchmal frech sein, obwohl das gar nicht meinem Charakter entspricht." Wie war das denn, als der Film im Fernsehen lief, als Zweiteiler zu Weihnachten 1977? "Na ja, die Rückkehr in die Schule war dann schon ein komisches Gefühl", erinnert sich Beeker. Viele neue Freunde habe er gewonnen, sei auf der Straße von Fremden erkannt worden. Aber der frische Ruhm hatte auch Schattenseiten: "Einige Freunde habe ich verloren, weil sie neidisch waren." Und hat der Film, der übrigens der erste und letzte Beekers war, sein Leben verändert? "Nein, das hat er nicht, aber er war ein tolles Highlight." Und womit verdient das ehemalige Krokodil heute seine Brötchen? "Ich bin selbstständiger Raumausstatter."

(RP)
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