Konzert Letztes Konzert von Orlowsky und seinem Trio in Kempen

KEMPEN · Die Musiker gehen nach mehr als 20 Jahren getrennte Wege. In der Paterskirche gab es viel Beifall.

„Ihr habt es ja ganz gemütlich hier in Kempen“, meinte David Orlowsky zu Beginn des „Nachtmusik“-Konzerts“ beim Anblick der leger auf dem Boden oder auf Kartons sitzenden Zuhörer. Auf andere Art gemütlich war es, als er 2011 schon einmal mit seinem Klezmer-Trio im Kempener Kulturforum Franziskanerkloster einen großen Erfolg genießen durfte. Damals fand der Abend zunächst im Innenhof statt, diesmal von Anfang an in der Paterskirche. Schwerer wog ein anderer Unterschied. Schon vor acht Jahren deutete der Klarinettist an, dass er sich zunehmend weniger mit Klezmer und stattdessen mehr mit anderen Genres beschäftigen wolle. Aber ein Wiedersehen war noch nicht ausgeschlossen.

Diesmal wurde er konkret und ließ keinen Zweifel: Sein Trio mit Florian Dohrmann (Kontrabass) und Jens-Uwe Popp (Gitarre) löst sich nach mehr als 20 Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit auf; es führt zur Zeit seine Abschiedstournee durch. Natürlich, da ließ Orlowsky keinen Zweifel, mischt sich dabei in die Vorfreude auf neue Perspektiven und Aufgaben auch ein kräftiger Schuss Wehmut.

Die Melancholie, die der Musik des Abends zugrunde lag, hat natürlich andere Gründe. Sie gehört zum Wesen der Klezmer-Musik und wurzelt in der schwierigen, oft trostlosen Situation der mit der Nazi-Barbarei untergegangenen Lebenswelt der osteuropäischen Juden. Zwar enthält Klezmer, vorwiegend zu Hochzeiten und anderen Festlichkeiten gespielt, durchaus heitere Elemente. Aber ein Stück Traurigkeit steckt immer drin. Musikalisch sorgt dafür schon die Vorliebe für die Verwendung übermäßiger Ganztonschritte.

Auch wenn die drei Musiker schon über zwei Jahrzehnte zusammenarbeiten und das Gefühl haben, die Zeit für etwas anderes sei gekommen: von Ermüdung oder Routine im negativen Sinn ist nichts zu spüren. Alle drei sind engagiert bei der Sache. Mit Gitarre und Bass sorgen Popp und Dohrmann für Schwung. Auch als Duo ohne Klarinette wissen sie zu gefallen. Orlowsky beherrscht sein Instrument und versteht sich auch auf die ganz typische Klezmer-Artikulation. Er kann gewissermaßen zwischen den Tönen spielen, zieht Glissandi über größere Ton-Abstände und lässt Töne am Schluss leicht nach unten abfallen.

Die Kompositionen stammen auch aus eigener Feder, sowohl von Orlowsky wie vom Bassisten Dohrmann, der unter anderem „Der Schelm“ beisteuerte.

Ohne Zugaben wollten die begeisterten Zuhörer nicht nach Hause gehen. Eine war in einer ganz anderen, der koreanischen Kultur zu Hause; sie war während einer Korea-Tournee entstanden. Dort, berichtete Orlowsky, summten die Zuhörer das Thema auf Anhieb nicht nur mit. Sie schafften das spontan sogar mehrstimmig. Das allerdings, versicherte der Klarinettist, könne und wolle er von den Kempenern nun doch nicht verlangen.

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