Kempen Schulcampus: Verwaltung kritisiert

Kempen · Das Konzept der Stadtverwaltung zur Sanierung der weiterführenden Schulen in Kempen stößt bei Politik, Schulen und Elternschaft auf wenig Gegenliebe. Politiker bringen erneut einen Neubau ins Spiel. Eine Analyse.

 Die Martin-Schule läuft zum Schuljahresende aus. Dort die gymnasiale Oberstufe der Kempener Gesamtschule unterzubringen, wie von Schule und Elternschaft erhofft, lässt sich nicht bis zum Sommer 2020 realisieren.

Die Martin-Schule läuft zum Schuljahresende aus. Dort die gymnasiale Oberstufe der Kempener Gesamtschule unterzubringen, wie von Schule und Elternschaft erhofft, lässt sich nicht bis zum Sommer 2020 realisieren.

Foto: Stefan Finger

Der Gegenwind ist durchaus stürmisch, der der Kempener Stadtverwaltung beim Thema Schulsanierungen entgegenschlägt. Das wurde bei der öffentlichen Informationsveranstaltung der Stadt für die Politiker aus Bau- und Schulausschuss am Dienstagabend im Rathaus nur allzu deutlich. Die Kritik gipfelte in der Forderung der FDP-Fraktionsvorsitzenden Irene Wistuba an Bürgermeister Volker Rübo, das Projekt endlich zur Chefsache zu machen. Der Angesprochene erklärte, dies zu tun. Am gestrigen Mittwoch tagte eine neue Arbeitsgruppe aus Vertretern von Stadt und Schulen unter Rübos Leitung. Sie soll sich nun um die Abstimmung der nächsten Schritte in Sachen Schulsanierung kümmern, diese koordinieren und vorantreiben.

Der Frust in den Schulen ist groß, vor allem in der Gesamtschule. Das sagte unverblümt deren Leiter Uwe Hötter. Vor zwei Jahren haben die Vorarbeiten für das ambitionierte Vorhaben, die weiterführenden Schulen in Kempen zu modernisieren, begonnen. Dabei geht es nicht nur um die Sanierung der in die Jahre gekommenen Gebäude. Es geht auch um die pädagogische Weiterentwicklung. Gerade da sind die Schulen anfangs mit großem Engagement zur Sache gegangen. Sie haben – unterstützt von der Beratungsfirma gpe – Konzepte entwickelt, wie sich ihre Schulen für die pädagogischen Anforderungen in den kommenden Jahren rüsten wollen. Da wurde sehr viel Hirnschmalz und Zeit investiert. Entsprechend groß ist die Erwartungshaltung, auch und besonders in der Elternschaft.

Der Gesamtschule wurde bei ihrer Gründung versprochen, eine vernünftige Raumsituation, teilweise auch in Form eines Neubaus, zu bekommen. Ein solcher Neubau steht derzeit in den Sternen. Die Stadt scheut die hohen Kosten, will lieber zunächst im Bestand sanieren und modernisieren. Die Politik hat indes bereits einen Neubau ins Gespräch gebracht. In den Sommerinterviews mit der Rheinischen Post machten zunächst die Grünen den Vorschlag, eine Schule neu zu bauen. Auch FDP und Linke sprachen sich dafür aus. Alle drei Fraktionen erneuerten diesen Vorschlag bei der Informationsveranstaltung am Dienstagabend. Grünen-Sprecher Joachim Straeten betonte, dass man mit einem Neubau eine Schule zukunftsfähiger gestalten könne als durch Sanierungen im Altbestand. Monika Schütz-Madré (Grüne) schlug vor, das Gebäude des Luise-von-Duesberg-Gymnasium (LvD) abzureißen und dort eine neue Schule zu bauen. Günter Solecki (Linke) erinnerte an etwa 20 Jahre alte Pläne der Stadt, auf dem Gelände der Ludwig-Jahn-Sportanlage eine neue Gesamtschule zu errichten. Irene Wistuba (FDP) meinte, ein Neubau sei schneller zu errichten als über viele Jahre die bestehenden Schulgebäude Stück für Stück zu modernisieren. Bürgermeister Rübo hielt dem entgegen, dass ein Neubau doppelt so teuer werde wie die Sanierung im Bestand. Zudem könne die Stadt Kempen als steuerstarke Kommune kaum mit Fördermitteln rechnen, müsste ein solches Projekt weitgehend selbst stemmen. Man habe aber auch noch andere drängende Probleme wie den Kita-Ausbau vor der Brust, erinnerte Rübo. Baudezernent Marcus Beyer kündigte an, dass es im Januar 2019, wenn belastbare Zahlen zu den Kosten der Schulsanierung von dem beauftragten Architekturbüro pbs aus Aachen vorliegen sollen, auch eine Gegenüberstellung der Kosten für Sanierung und Neubau geben wird.

Die von der Stadt für die kommenden zehn Jahre – so lange wird die Sanierung der bestehenden Schulen wohl dauern – angedachte Interimslösung mit Containern auf einer Wiese neben dem LvD an der Berliner Allee ist aus Sicht der Gesamtschule nicht wünschenswert. Schulleiter Hötter mahnte zeitnah eine endgültige Planung für die Unterbringung der künftigen Oberstufe an. Der Vorschlag, zunächst die im Sommer 2019 auslaufende Martin-Schule für die Oberstufe der Gesamtschule zu ertüchtigen, kommt aus Sicht der Stadt angesichts des enormen Aufwands und der zu erwartenden Kosten nicht in Betracht. Für eine solche Lösung hatte auch die Vertreterin der Stadtschulpflegschaft, Gudrun de la Motte, geworben. LvD-Schulleiter Benedikt Waerder mahnte indes an, dringend notwendige Sanierungen im Bestand angesichts des Gesamtkonzeptes jetzt nicht weiter auf die lange Bank zu schieben.

Nichtsdestrotrotz gab es auch Lob aus den Reihen der Politik, dass die Stadt das Thema Schulsanierungen nun endlich angehe. In der Vergangenheit sei das Vorhaben schließlich nicht mit dem notwendigen Nachdruck vorangebracht worden.

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