Kommunalwahl 2020 So spannend sind die Wahlen am Sonntag

Kempen/Willich/Tönisvorst/Grefrath · Bei der Kommunalwahl können die Wahlberechtigten über neue Chefs in den Rathäusern in Kempen, Willich und Grefrath mit entscheiden. In Tönisvorst will Amtsinhaber Thomas Goßen im Amt bleiben. In Kempen könnte erstmals seit 70 Jahren ein Kandidat Bürgermeister werden, der nicht der CDU angehört.

 Volker Rübo (CDU) am 25. Mai 2014 in Siegerpose bei der Wahlparty der Stadt Kempen in der Aula des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums: Er hatte mit 50,9 Prozent der Stimmen – bei insgesamt sieben Bürgermeisterkandidaten – im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit geschafft. Diesmal tritt der mittlerweile 61-Jährige nicht mehr zur Wiederwahl an.

Volker Rübo (CDU) am 25. Mai 2014 in Siegerpose bei der Wahlparty der Stadt Kempen in der Aula des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums: Er hatte mit 50,9 Prozent der Stimmen – bei insgesamt sieben Bürgermeisterkandidaten – im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit geschafft. Diesmal tritt der mittlerweile 61-Jährige nicht mehr zur Wiederwahl an.

Foto: Kurt Lübke/Kurt Lübke

Die Kommunalwahlen 2020 haben es in sich. Weil drei amtierende Bürgermeister nicht mehr zur Wiederwahl antreten, wird es Veränderungen beim Spitzenpersonal in den Rathäusern geben. Da es – wie schon bei der Wahl 2014 – keine Sperrklausel gibt, rechnen sich auch kleinere Parteien und Wählergemeinschaften gute Chancen aus, in die jeweiligen Räte einzuziehen. In Kempen beispielsweise reichen möglicherweise 200 bis 300 Stimmen für einen Sitz im Stadtrat. Vor sechs Jahren holten die Freien Wähler etwa mit 849 Stimmen (5,2 Prozent) zwei Sitze.

Wichtig: In allen Kommunen haben sich – unter anderem wegen der Corona-Schutzvorgaben – einige Wahllokale geändert. Die genauen Angaben stehen auf der jeweiligen Wahlbenachrichtigung. Die Wahllokale sind jeweils in der Zeit von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Es gelten auch dort die Corona-Schutzvorgaben mit Maskenpflicht. Nähere Informationen finden sich auf den jeweiligen Internetseiten der Kommunen.

Neben den Bürgermeistern und Räten werden auch der Landrat des Kreises Viersen und die Besetzung des Viersener Kreistags neu gewählt.

 Das sind die Wahlergebnisse der letzten Jahre in Kempen.

Das sind die Wahlergebnisse der letzten Jahre in Kempen.

Foto: Ferl, Podtschaske

In Kempen wird der Ausgang der Bürgermeisterwahl mit besonders großer Spannung erwartet. Um die Nachfolge von Volker Rübo (CDU), der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antritt, bewerben sich vier Kandidaten. Für die CDU geht deren Parteivorsitzender Philipp Kraft ins Rennen. Als gemeinsamer Kandidat von SPD und Grünen – unterstützt von den Linken – tritt Christoph Dellmans (parteilos) an. Dellmans arbeit seit mehr als 25 Jahren als Referent für Presse und Stadtmarketing bei der Stadt Kempen. Weitere Bewerber um das Bürgermeisteramt sind Cedric Franzes (FDP) und Georg Alsdorf (Freie Wähler Kempen).

Die Kempener CDU will bei der Stadtratswahl ihre Spitzenposition behaupten. 2014 holten ihre Kandidaten alle 20 Wahlbezirke direkt. SPD und Grüne erhoffen sich von der gemeinsamen Dellmans-Nominierung Zugewinne, ebenso FDP und Freie Wähler über deren eigene Bürgermeisterkandidaten. Neben diesen fünf Parteien und den Linken treten erstmals die Listenverbindung der ÖDP mit der Bürgerinitiative Kempen (ÖDP-BIKK) und die AfD bei der Stadtratswahl an.

Wahlberechtigt sind in Kempen 29.085 Bürger. Der Anteil der Briefwähler ist diesmal – wie in anderen Kommunen auch – besonders hoch. 7654 Wahlberechtigte hatten am Freitag (Stand 11 Uhr) die Abstimmung per Briefwahl beantragt.

 Das sind die Wahlergebnisse der letzten Jahre in Willich.

Das sind die Wahlergebnisse der letzten Jahre in Willich.

Foto: Ferl, Podtschaske

Auch in Willich wird es spannend, denn dort verlässt Josef Heyes (CDU) nach 21 Jahren den Bürgermeistersessel. Der ist hart umkämpft: Der 36-jährige CDU-Parteichef Christian Pakusch hat sich in einem monatelangen parteiinternen Wahlkampf zunächst gegen den Unions-Fraktionsvorsitzenden Johannes Bäumges durchgesetzt. Nun tritt Pakusch gegen die 56-jährige Claudia Poetsch von den Grünen und den 67-jährigen Dietmar Winkels von der SPD an.

50 Prozent plus X hat Pakusch als Ziel für die Bürgermeister- und die Stadtratswahl für sich beziehungsweise seine Partei ausgegeben. Das ist ambitioniert, denn die Wähler haben diesmal viel Auswahl. Zwei Bürgermeisterkandidaten und eine -kandidatin sowie vier Parteien und eine Wählergemeinschaft stehen zur Wahl. Bei der Kommunalwahl 2014 büßte die CDU ihre absolute Mehrheit ein, die SPD gewann ordentlich hinzu, ließ jedoch während der Wahlperiode ordentlich Federn, da sich drei Fraktionsmitglieder abspalteten und die Wählergemeinschaft „Für Willich“ gründeten. Drei Sitze würde „Für Willich“ am Sonntag gerne holen, doch rechnen auch die Grünen angesichts der Erfolge bei der Europawahl und des allgemeinen Interesses an Umwelt- und Klimaschutzthemen mit einem kräftigen Stimmenzuwachs. Daher versuchen sie derzeit, sich von der CDU zu emanzipieren. Denn Ende 2017 waren die Willicher Grünen mit der CDU eine strategische Partnerschaft eingegangen. Nun ist der Ton rauer. Die Willicher FDP hat es im Vergleich zu 2014 schwer, stellt sie diesmal doch keinen Bürgermeisterkandidaten. Dabei hatte FDP-Fraktionschef Hans-Joachim Donath als einziger Gegenkandidat von Josef Heyes doch achtbare 33 Prozent der Stimmen geholt.

In Willich sind 41.690 Bürger wahlberechtigt. 11.470 davon hatten am Freitag (Stand: 12 Uhr) die Briefwahl beantragt.

In Tönisvorst stehen bei der Bürgermeisterwahl vier Kandidaten zur Auswahl: Für die CDU tritt Amtsinhaber Thomas Goßen an, unterstützt von der FDP. SPD, Grüne und Gemeinschaft Unabhängiger Tönisvorster (GUT) haben gemeinsam den Sozialdemokraten Uwe Leuchtenberg nominiert, der bislang zweimal unterlag und sich zum dritten Mal zur Wahl stellt. Für die Unabhängige Wählergemeinschaft Tönisvorst (UWT) geht Michael Lambertz ins Rennen, und als Parteiloser kandidiert Thomas Keymel. Bei der Bürgermeisterwahl 2014 lag Goßen mit 53,14 Prozent der Stimmen vor Leuchtenberg (37,93 Prozent) und Rüdiger Eberspächter von der UWT (8,93 Prozent).

Um einen Einzug in den Stadtrat bemühen sich in Tönisvorst sechs Parteien: Die CDU (2014: 44,47 Prozent), die SPD (30,26 Prozent), die Grünen (9,35 Prozent), die UWT (7,49 Prozent), die FDP (4,6 Prozent) und die GUT (3,84 Prozent).

In Tönisvorst dürfen diesmal 24.468 Bürger wählen. 6462 davon hatten bis Donnerstag die Abstimmung per Brief beantragt.

In Grefrath wird es in jedem Fall einen neuen Bürgermeister geben. Amtsinhaber Manfred Lommetz (parteilos) tritt nicht mehr an. Er ist seit 2009 im Amt. Um seine Nachfolge bewerben sich Stefan Schumeckers (CDU), Roland Angenvoort (SPD) und Jens Ernesti (Grüne). Ernesti tritt als unabhängiger Kandidat an, wird aber von seiner eigenen Partei, der FDP und der neuen Wählergemeinschaft GOVM unterstützt. Bürgermeister Lommetz hatte Ernesti, der Wirtschaftsförderer der Gemeinde ist, selbst für seine Nachfolge vorgeschlagen.

Um den Einzug in den Gemeinderat bemühen sich die CDU (2014: 46,1 Prozent), SPD (33,6 Prozent), die Grünen (13,3 Prozent) und die FDP (7,1). Erstmals zur Wahl stellen sich die neue Wählergemeinschaft GOVM und die AfD.

Von den 12.712 Wahlberechtigten hatten am Freitag (Stand: 11 Uhr) 3030 Bürger die Briefwahl beantragt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort