Stadt Kempen Klosterhof: Klatsche für Bauverwaltung

Stadt Kempen · Die Politik sollte in zwei Sondersitzungen grünes Licht für die Außengestaltung des Klosterhof-Areals und den neuen Eingang zum Kulturforum geben. Diskutiert wurde zwar, der Beschluss wurde wegen Verfahrensfehlern verschoben.

 Derzeit ist der Eingang zum Kulturforum Franziskanerkloster ein Provisorium. Nach Fertigstellung des neuen Klosterhofs soll ein neuer Eingang entstehen. Er wird – ähnlich wie beim Provisorium – vor die historische Fassade gesetzt.

Derzeit ist der Eingang zum Kulturforum Franziskanerkloster ein Provisorium. Nach Fertigstellung des neuen Klosterhofs soll ein neuer Eingang entstehen. Er wird – ähnlich wie beim Provisorium – vor die historische Fassade gesetzt.

Foto: Kaiser

Schiffbruch hat am Montagabend die Kempener Bauverwaltung mit ihrem Plan erlitten, quasi im Schnelldurchgang von der Politik die Zustimmung für die Außengestaltung des Klosterhof-Areals und der Orsay- sowie der Burgstraße im Bereich des Neubaus zu bekommen.

 Musterpflaster für den Klosterhof sind auf der Judenstraße verlegt.

Musterpflaster für den Klosterhof sind auf der Judenstraße verlegt.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Der vermeintliche Schnellschuss entpuppte sich als Rohrkrepierer. Zu Beginn der Sondersitzung des Ausschusses für Umwelt, Planung und Klimaschutz stellte SPD-Ratsherr Hermann Mechle fest, dass die Tagesordnung für diese und die sich anschließende Sitzung des Bau- und Denkmalausschusses nicht satzungsgemäß sei.

Stadt Kempen: Klosterhof: Klatsche für Bauverwaltung
Foto: Wolfgang Kaiser

Es fehlten wichtige Punkte wie die Einwohnerfragestunde oder der vorgeschriebene Tagesordnungspunkt "Verschiedenes". Auch Sprecher der anderen Fraktionen stimmten in die Kritik des Kollegen Mechle ein. So beschloss der Planungsausschuss, dass er nichts beschließen werde. Andernfalls könnte das im Nachhinein möglicherweise wegen formaler Fehler juristisch gekippt werden.

Doch dies war nicht der einzige Grund für die Politik, die Verwaltung zu kritisieren. Schon beim Ortstermin vor der Sitzung auf der Judenstraße gab es deutliche Worte des Missfallens. In dem Bereich, in dem Mitte Februar die Mustersteine für die Außengestaltung des Klosterhofs verlegt worden waren, ließ sich der Planungsausschuss vom Technischen Beigeordneten Stephan Kahl und dem von der Stadt beauftragten Landschaftsarchitekten Andreas Freese deren Auswahl für die Pflasterung erläutern.

Während die Experten aus fachlicher Sicht begründeten, warum sie die Pflasterungen mit den Nummern zwei und drei bevorzugen, bemängelte Ausschussmitglied Dr. Michael Rumphorst (Grüne) die Auswahl der vier Muster. Sie unterscheiden sich kaum und nur der Fachmann kann Unterschiede erkennen. Rumphorst und einige andere Ausschussmitglieder hätten sich eine bessere Auswahlmöglichkeit gewünscht.

Die hatte den Politikern die Bauverwaltung bereits im Vorfeld abgenommen, was wiederum Rumphorst massiv kritisierte. Neu war den Politikern auch, dass an der Fassade des Verwaltungsgebäudes, vor dem das Musterpflaster verlegt ist, eine Musterplatte der künftigen Außenfassade des Klosterhof-Neubaus montiert ist. Und dies schon seit Wochen, doch niemand ist sie aufgefallen.

Im Planungsausschuss kreiste die Diskussion vor allem um den neuen Fahrbahnbelag für Orsay- und Burgstraße. Insbesondere im Einmündungsbereich muss der Belag enorm viel aushalten, wenn Lieferfahrzeuge über ihn rollen. Baudezernent Kahl warb beim Ausschuss um Vertrauen. Die Verwaltung arbeite seit mehr als einem Jahr an dem Projekt, habe sich von Fachleute wie dem Landschaftsarchitekten Freese kompetent beraten lassen und sich auch in anderen Städten informiert.

Den Vertrauensvorschuss bezog Kahl auch auf die Vorauswahl bei den Mustersteinen auf der Judenstraße. Experte Freese ergänzte, man habe keine abwegigen Produkte ausgesucht, sondern Steine von namhaften Herstellern, die auch in zehn Jahren noch verfügbar sein werden. Das ist besonders wichtig: Schließlich soll das Pflaster, das in den nächsten Monaten am Klosterhof verlegt wird, künftig Stück für Stück auch bei der Neugestaltung in der Kempener Fußgängerzone verwendet werden.

In der Sitzung des Bau- und Denkmalausschusses stellten Vertreter des Düsseldorfer Architekturbüros Rhode, Kellermann, Wawrowsky (RKW) eine Planung für den neuen Eingang zum Kulturforum Franziskanerkloster vor. Dort soll ein moderner Baukörper mit viel Glas vor die historische Klosterfassade gesetzt werden.

Er soll den bisherigen provisorischen Eingang ersetzen. Der hat noch eine behindertengerechte Rampe. Die soll es bei dem neuen Eingang nicht geben. Gehbehinderte, Rollstuhlfahrer und Familien mit Kinderwagen sollen über eine kleine Hubbühne in dem vorgesetzten Eingang auf die Höhe des Erdgeschosses des Klosters gehievt werden.

Auch im Bau- und Denkmalausschuss gab es Kritik aus der Politik an der Verwaltung. Die Vorlage sei zu dürftig, sagte beispielsweise Heidi Grochtmann (SPD). Der moderne Eingang passe besser zum neuen Klosterhof als zum historischen Kloster, ergänzte sie. In der CDU-Fraktion sei intensiv der Wegfall der behindertengerechten Rampe diskutiert worden, berichtete Ausschussvorsitzender Jürgen Klement.

Sein Fraktionskollege Klaus Wollersheim vermisste Alternativvorschläge für die Gestaltung des neuen Eingangs. Auch eine Kostenschätzung für das Projekt fehlte. Beigeordneter Kahl erklärte, die sei jetzt noch nicht möglich. Die Kosten seien aber — auch wegen der Landesförderung — auf 200.000 Euro begrenzt.

Auf der Zuschauerbank saß die Vorsitzende des Kulturausschusses, Heike Höltken (CDU). Sie kritisierte gegenüber der Rheinischen Post, dass das Projekt nicht auch dem Kulturausschuss vorgestellt werden sollte. Das soll nach dem Wunsch des Bau- und Denkmalausschusses jetzt nachgeholt werden. Erst in der nächsten Sitzung — die wird voraussichtlich am 17. Juni sein — will der Bau- und Denkmalausschuss entscheiden.

(RP)
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