Kempen/Grefrath Klassenfahrten sind fürs erste gesichert

Kempen/Grefrath · Schulleiter dürfen Reisen und Ausflüge nach Gerichtsurteilen nur noch dann genehmigen, wenn die Nebenkosten der Lehrer komplett erstattet werden. Das Land kündigte gestern an, den Etat dafür aufzustocken.

 Bei einer Klassenfahrt beginnt der Spaß für die Kinder schon bei der Hinfahrt.

Bei einer Klassenfahrt beginnt der Spaß für die Kinder schon bei der Hinfahrt.

Foto: Woitschützke

Seit Jahrzehnten war es eine feste Regel, dass Lehrer bei Klassenfahrten, Studienreisen oder Ausflügen 20 Prozent der entstehenden Kosten durch ein vom Land gegebenes Budget erstattet bekamen und auf eine volle Kostenerstattung verzichteten. Nach Kritik vom Lehrerverband und der Klage eines Pädagogen wurde die bundesweit gängige Praxis durch aktuelle Gerichtsurteile gekippt. Lehrern müssen die Kosten vollständig ersetzt werden.

Was sich gut anhört, stellt die Schulen vor derzeit große Probleme, denn es fehlt an finanziellen Mitteln, um die Rechtssprechung umzusetzen. "Solange das Budget nicht erhöht wird, haben wir keine Möglichkeit, Reisen zu genehmigen", sagt Edmund Kaum, Schulleiter des Kempener Thomaeums. Das Jahresbudget vom Land lag bei 2000 Euro für das Gymnasium.

Gestern lenkte NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann ein. Sie kündigte eine Erhöhung der Budgets für die Schulen an. Sie erhalten vom Ministerium so viel Geld, wie sie brauchen. Das Land will alle Zusatzkosten übernehmen.

Damit wäre auch das Kempener Thomaeum aus dem Schneider. Allein im Juni sind hier sechs Studienfahrten der Stufe Q 1 geplant, die von jeweils zwei Lehrern begleitet werden. Der Preis pro Person je Fahrt liegt bei rund 300 Euro. Allein zwölf mal 300 Euro ergibt 3600 Euro. Dazu kommen weitere Klassenfahrten in den Stufen sechs (drei Klassen) und acht (vier Klassen) sowie die Sprachen- und Europawoche in Klasse neun, bei der fünf Fahrten geplant sind. Nimmt man die Oberstufenfahren hinzu sind es 18 Reisen. Nicht zu vergessen sind die Wandertage, von denen es einen pro Halbjahr gibt. Die Schulen stecken bis gestern dabei arg in der Klemme, denn eine Reihe von Studien- und Klassenfahren befinden sich bereits in der Planung.

Verträge mit Jugendherbergen und Busunternehmen konnten aufgrund der neuen Regelung bislang nicht genehmigt werden. Nun können sie wohl zügig abgeschlossen werden. Schulleiter können ausstehende Genehmigungen für Reisen erteilen. Lehrer erhalten ihre Kosten erstattet.

In den vergangenen Wochen hatten Eltern und Schüler sogar vorgeschlagen, Kosten für Lehrer zu übernehmen. Dies jedoch wäre ungesetzlich gewesen. Benedikt Waerder, Schulleiter des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums in Kempen, hatte noch vor wenigen Tagen auf die für März angekündigte Entscheidung aus Düsseldorf gehofft, denn auch ihm waren die Hände gebunden und Reisen hängen in der Warteschleife. Er ist froh, dass das Ministerium jetzt einlenkte.

Lothar Josten, Schulleiter der Liebfrauenschule Mülhausen, war ohnehin froh, dass die große Rom-Fahrt, an der die ganze Schule in diesem Jahr teilnimmt, in trockenen Tüchern ist. Denn auch hier galt: Neue Anträge mit hundertprozentiger Erstattung konnten bis gestern nicht genehmigt werden.

Jetzt können wohl alle Fahrten stattfinden. Auch Hubert Kalla, Schulleiter der Martin-Schule in Kempen, wird wie seine Kollegen aufatmen, dass die Kuh nun vom Eis ist. Er hatte sich noch vor wenigen Tagen wie alle anderen Schulleiter auch gefragt, wie es im Jugendherbergswesen und bei den Busunternehmen aussehen wird, wenn es nicht zu einer Lösung kommt. Schließlich machen Schulreisen einen nicht gerade kleinen Teil von deren Einnahmen aus.

FRAGE DES TAGES

(tref)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort