Stadt Kempen Klassen werden zu Gemeinschaften

Stadt Kempen · Die sechs Klassen der Gesamtschule sollen zu Teams werden. Auf dem Stundenplan stehen neben Mathe und Deutsch auch das Erlernen sozialer Kompetenz. Mit zwei Pädagoginnen haben sie einen Tag auf dem Hülser Berg verbracht.

 Fazit des Teambuildings: Nur gemeinsam können wir etwas erreichen. Pädagogin Uta Petrik-Dörr leistet Hilfestellung. Links im Bild Sozialarbeiterin Mira Dugal-Klahre, rechts Klassenlehrerin Bettina Hofmann.

Fazit des Teambuildings: Nur gemeinsam können wir etwas erreichen. Pädagogin Uta Petrik-Dörr leistet Hilfestellung. Links im Bild Sozialarbeiterin Mira Dugal-Klahre, rechts Klassenlehrerin Bettina Hofmann.

Foto: wolfgang kaiser

Die Gesamtschule ist im Sommer mit sechs Klassen gestartet. Damit aus diesen Klassen echte Gemeinschaften werden, haben sie jeweils einen ganzen Tag auf dem Hülser Berg verbracht und sich in Teambuilding geübt. Die Mädchen und Jungen mussten dort verschiedene Aufgaben erfüllen, an deren Ende die Erkenntnis stand, an die Hendrik aus der 5 c gestern bei der Nachbereitung erinnerte: "In Teamarbeit haben wir das geschafft." Vermittelt haben diesen Gedanken die beiden Pädagoginnen Uta Petring-Dörr und Tine Germann-Nagels, die Soziales Kompetenztraining für alle Schulen anbieten.

Auf dem Hülser Berg hatten die Kinder Gelegenheit, sich gegenseitig außerhalb des oft stressigen Schulalltags zu erleben. Uta Petring-Dörr erinnerte sich an die Aussage einer Schülerin: "Wir können hier zeigen, wer wir wirklich sind." Ihr Fazit: Man dürfe sich nicht gegenseitig ärgern, sondern man müsse sich gegenseitig helfen. Mira Dugal-Klahre, Sozialarbeiterin an der Real und der Gesamtschule, spricht von der Idee vom steten Tropfen: "Die Aktion im Wald war der große Impuls, der immer wieder erneuert wird." Die Kinder änderten dabei ihr Bewusstsein, das sei auch Aufgabe einer Schule: "Wir können nicht alles laufenlassen und die Kinder sich selbst überlassen." Für sie ist die Idee des Teambuildings keine neue Erfahrung, sie kennt es aus ihrer Arbeit an der Realschule. Hier fand die Aktion beim Übergang von der 6. in die 7. Klasse statt, wo Schüler die Schule verlassen und andere dazukommen, wo sich die Klasse also neu finden muss.

Wie schnell die Schüler ihr Verhalten anpassen und damit soziale Kompetenz unter Beweis stellen, schildert Tine Germann-Nagels. Nach einer in der der Gruppe gelösten Aufgabe geben die Kinder sich gegenseitig Rückmeldung über ihr Verhalten. Da gebe es dann Lob und Tadel, berichtet die Pädagogin. Wenn einer zweimal auf seiner Bewertungskarte lesen musste, dass er mit seinen coolen Spürchen nerve, ziehe er ganz schnell die Konsequenzen und stelle sich nicht mehr so in den Mittelpunkt. Er ziehe diese Konsequenz, weil er merke, dass es nur miteinander und nicht gegeneinander funktioniert. Im Wald beispielsweise war eine der Aufgaben, ein Spinnennetz aus Seilen zu bauen und sich gegenseitig zu tragen und zu heben, so das keiner die Seile berührt. Die Erkenntnis, die sich schnell einstellte und die quasi für das gesamte Leben gilt: Was ich allein nicht schaffe, ist im Team durchaus möglich. Gegenseitige Hilfe führt zum Erfolg.

Für die Gesamtschule, so Mira Dugal-Klahre sei das Projekt "Wir werden Klasse!" ein wichtiger Baustein für das Miteinander in den Klassengemeinschaften. Es trage zu einer positiven Atmosphäre bei, in der das Lernen deutlich leichter falle. Es gehöre zum Selbstverständnis der Lehrer, die Belange der Klasse und die Bedürfnisse der einzelnen Schüler aufmerksam zu begleiten. Elemente wie der Klassenrat und das Soziale Lernen innerhalb des Unterrichts gehören ebenso dazu wie individuelle Gespräche mit Schülern und Eltern. Die Trainerinnen ergänzen das Projekt durch ihren Blick von außen.

Auch Eltern seien mit im Boot, sagte Uta Petring-Dörr. Die Kinder berichteten zu Haus unterschiedlich viel von ihrem Schultag, und das immer nur aus ihrer individuellen Sicht. Da seien die Eltern oft erschrocken, wenn sie etwa bei Elternversammlungen andere Sichtweisen und Erfahrungen wahrnehmen müssten: "Daher rührt ihre hohe Bereitschaft, sich einzubringen." Die Elternschaft finanziere das Projekt auch teilweise, hinzu kommen Mittel von Förderverein und Schule sowie Spenden.

(RP)
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