Kempen Kitas: Stadt spielt nicht mit offenen Karten

Kempen · Dass viele Eltern ab 1. August für ihre Kinder möglicherweise keinen Kita-Platz haben werden, hat die Stadt Kempen jetzt erst auf Nachfrage bestätigt. Sie hätte mit dem Thema anders umgehen müssen.

 Bislang letztes sichtbares Zeichen für das Ausbauprogramm der Stadt Kempen bei den Kindergärten ist die Aufstockung der Kita Spatzennest in Kamperlings für eine sechste Gruppe

Bislang letztes sichtbares Zeichen für das Ausbauprogramm der Stadt Kempen bei den Kindergärten ist die Aufstockung der Kita Spatzennest in Kamperlings für eine sechste Gruppe

Foto: Norbert Prümen

Die Situation ist kompliziert, zugegeben. Aber die Informationspolitik der Kempener Stadtverwaltung in Sachen Kita-Betreuung ist alles andere als gelungen. Erst auf Nachfrage unserer Zeitung hat der zuständige Dezernent Michael Klee am Mittwoch eingeräumt, dass rund 60 Eltern, die ihre Kinder zum neuen Kindergartenjahr für einen Betreuungsplatz in einem Kindergarten angemeldet haben, derzeit keinen bekommen. Die Eltern erhielten diese Nachricht mit einem Brief des Jugendamts – datiert vom 8. März. Die Betroffenen fielen buchstäblich aus allen Wolken, denn bislang hatte es von Seiten der Stadt immer geheißen, zum 1. August können alle angemeldeten Kinder in einer Kita oder in einer Tagespflege untergebracht werden.

In der Sitzung des Stadtrates teilte Bürgermeister Volker Rübo lediglich mit, dass die geplante Interimskita an der Stendener Straße wohl teurer werde und dass es dafür eine Ratssondersitzung geben müsse, um die Mehrkosten abzusegnen. Von einer Bauverzögerung bei der Interimskita und den damit verbundenen Folgen war aber nicht Rede. Weder Rübo noch Klee informierten den Rat in öffentlicher Sitzung. Zu diesem Zeitpunkt hatten die betroffenen Eltern aber schon die Briefe mit den Absagen. Eine öffentliche Information des ernsten Problems erfolgte auch in den Tagen danach nicht. Es wäre indes guter Stil gewesen, das Problem frühzeitig publik zu machen. So kommt auch heute noch der Verdacht auf, die Stadt habe etwas zu verbergen. Fest steht. Im Kempener Rathaus hat man bei diesem sensiblen Thema nicht mit offenen Karten gespielt.

Bei einem offenen Umgang mit dem Problem hätten Irritiationen und Verunsicherungen bei den betroffenen Eltern vermieden werden können. Deren Verärgerung ist durchaus verständlich. Sie haben sich auf öffentliche Aussagen des Jugenddezernenten Klee verlassen, dass alle angemeldeten Kinder zum 1. August einen Betreuungsplatz haben werden. Dass rund 60 Kinder nun auf einer Warteliste stehen, wurde erst auf Nachfrage bestätigt. Die betroffenen Eltern werden zunächst vertröstet, sollen im April weitere Informationen vom Jugendamt erhalten.

Offen ist derzeit auch noch, ob die Stadt überhaupt das notwendige Betreuungspersonal für die Interimskita findet. Die Stellen sind zwar ausgeschrieben, Bewerbungen gibt es aber noch nicht.

In einem Punkt hat die Stadt allerdings immer mit offenen Karten gespielt: Es war seit Monaten klar, dass nicht alle Kinder in der Wunschkita der Eltern untergebracht werden können. Dafür soll die Interimskita gebaut werden. Ab dem Kindergartenjahr 2020/2021 soll es zwei neue Kindergärten geben, eine am Schmeddersweg in Kempen, die andere an der Bendenstraße in St. Hubert.

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