Stadt Kempen Kirche für Dialog öffnen

Stadt Kempen · Eine große Chance für die Kirche in Deutschland und in der Region sieht Pfarrer Wolfgang Acht in dem begonnenen Dialogprozess über die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland. Acht ist Subsidiar in Kempen.

 Der Hinweis auf dem Plakat auf die geöffnete Kempener Propsteikirche ist für Pfarrer Wolfgang Acht (l.) und Altfrid Spinrath (r.) zugleich Ausdruck dessen, wie sie sich die KIrche der Zukunft vorstellen.

Der Hinweis auf dem Plakat auf die geöffnete Kempener Propsteikirche ist für Pfarrer Wolfgang Acht (l.) und Altfrid Spinrath (r.) zugleich Ausdruck dessen, wie sie sich die KIrche der Zukunft vorstellen.

Foto: Kaiser

Als "Dialog auf Augenhöhe" bezeichnet Pfarrer Wolfgang Acht das Anfang Juli in Mannheim begonnene Gespräch zwischen Klerikern und Laien aus ganz Deutschland über die Zukunft der Kirche. Der 65-jährige Acht, der früher Religionslehrer am Albertus-Magnus-Gymnasium in Dülken und bis Ende Oktober 2010 Pfarrer an St. Jakob im Aachener Westen war, ist seit Herbst vergangenen Jahres priesterlicher Mitarbeiter in Kempen. Der Priesterrat hat ihn in die Delegation entsandt, die das Bistum Aachen bei der Auftaktveranstaltung des Dialogs Anfang Juli in Mannheim vertrat. Neben Acht gehörte aus dem Kreis Viersen noch Altfrid Spinrath, der Vorsitzende des regionalen Katholikenrates, der Aachener Delegation an.

Perspektiven Entwickeln

Der von den deutschen Bischöfen im vergangenen Herbst angestoßene "Dialogprozess" zur Zukunft der Kirche steht unter dem Leitwort "Im Heute glauben – wo stehen wir?" und ist zunächst bis 2015 angelegt. Die Initiative, die Kleriker und Laien aus allen deutschen Bistümern versammelt, soll der katholischen Kirche in Deutschland nach dem Missbrauchskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückbringen und – auch angesichts der demografischen Entwicklung – Perspektiven für die Kirche entwickeln.

Acht sagt, bis der Dialog im nächsten Jahr auf Bundesebene fortgesetzt werde, sei es nun wichtig, den Dialog in die Gemeinden auf regionaler Ebene hineinzutragen. Es habe ermutigende Signale gegeben, dass der Dialog wirklich funktionieren könnte, sagt Acht und verhehlt dabei nicht, dass er dem Dialog vor Beginn skeptisch gegenüber gestanden hat. Er habe unter anderem Sorge gehabt, dass er eine zu Gunsten der Kleriker einseitige Veranstaltung werden könne. Nun habe sich bei der Eröffnungsveranstaltung herausgestellt, dass in den einzelnen Kleingruppen, denen die Teilnehmer zugelost wurden – es waren 190 Laien anwesen, 105 von ihnen Frauen – , jeweils ein Bischof angehörte, der ganz normales Gruppenmitglied, aber nicht Leiter der Gruppe gewesen sei. Die Moderation habe in Händen von Frauen gelegen, die Moderationserfahrung gehabt hätten.

Altfrid Spinrath, Vorsitzender des Katholikenrates in der Region Kempen-Viersen sagt, in den Kleingruppen und auch im Plenum habe eine offene Atmosphäre geherrscht, die es möglich gemacht habe, dass Progressive und Konservative ihre Argumente austauschten, ohne dass es zu Grabenkämpfen gekommen sei. "Da wurden schmale Bretter über den Spalt gelegt", sagt Spinrath. Für ihn sei die Pluralität in der Kirche deutlich geworden, eine Pluralität, die sich nicht reduzieren lasse auf Hierarchie und Vatikan. Auf regionaler Ebene komme es nun darauf an, die Stimmung beim bundesweiten Dialogauftakt zu transportieren und die Menschen zu ermutigen, auch in den Gemeinden, Verbänden und Gruppen in einen Dialog einzutreten. Der Aachener Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff habe sich ausdrücklich für diesen Dialog ausgesprochen.

Pfarrer Acht ist positiv aufgefallen, dass beim Dialogauftakt in Mannheim nicht nur diskutiert wurde, sondern auch spirituelle Impulse gesetzt wurden. Die Kirche müsse Wege finden, wieder im Alltag der Menschen vorzukommen und den Menschen Zugänge zur Kirche zu eröffnen. Die Alternative sei ansonsten, dass sich die Kirche ins Ghetto zurückziehe. Das könne die Kirche, die einen Auftrag für die Welt habe, nicht wollen.

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(RP)
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