Stadt Kempen Kino verzeichnet Besucherrekord

Stadt Kempen · Etwa 140.000 Kinofreunde haben die Kempener Lichtspiele im Jahr 2015 besucht. Inhaber Frank Janssen ist mit der Bilanz sehr zufrieden. Er scheut die Konkurrenz der großen Multiplexkinos nicht.

 Kinobesitzer Frank Janssen (rechts) ist ein Teamplayer. Ihm zur Seite stehen unter anderem (von links) Siegfried Raatz, Imad Assaf sowie seine beiden Söhne Lennard und Henning.

Kinobesitzer Frank Janssen (rechts) ist ein Teamplayer. Ihm zur Seite stehen unter anderem (von links) Siegfried Raatz, Imad Assaf sowie seine beiden Söhne Lennard und Henning.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

"Junge, die Fünf in Latein macht überhaupt nix, das Fach brauchst du eh nicht, denn du wirst sowieso ein Kinomacher", erzählt Frank Janssen und erinnert sich an die Worte seines Opas Raimund. Das muss mehr als 30 Jahre her sein. Und der Großvater hatte recht. Nach seinem Abitur und einigen "Lehrjahren" in einem Düsseldorfer Kino und bei seinem Vater Arnold übernahm der gebürtige Kempener Frank Janssen im August 1991 erst das Herzogtheater in Geldern, dann 2000 den "Tichelpark" in Kleve und 2001 die Kempener Lichtspiele.

Mittlerweile ist Frank Janssen zweifelsohne zu einem "Herrn der Säle" geworden. Acht sind es derzeit in Kleve, fünf in Geldern und vier am Kempener Buttermarkt. Gerade trifft sich dort ein eingespieltes Team, das die Säle vom Vortag säubert oder das neue Programm vorbereitet. Dazu gehören einige langjährige Mitarbeiter, so die 60-jährige Maria Gresso, die seit 37 Jahren eine unverzichtbare Reinigungskraft ist. Oder Hausmeister Siegfried Raatz (63) und Theaterleiter Imad Assaf (40), die dort im 17. beziehungsweise 18. Jahr arbeiten. Bis vor einigen Monaten gehörte Christa Beruleit noch dazu, die mehr als 25 Jahre lang die "gute Seele" und die Lichtspiel-Sekretärin war.

Frank Janssen, der am 27. Januar 54 Jahre alt wird, ist gut drauf, hat auch allen Grund dazu: "2015 wird das beste Jahr, das ich als Kinobesitzer in Kempen erlebt habe." Wie ist das zu erklären, zumal es in den benachbarten Großstädten riesige Cinema-Paläste gibt? Die Antwort kommt sofort: "Hier in Kempen stimmt einfach das Ambiente, so vor allem die Vielfalt der gastronomischen Betriebe, die dann auch viele Auswärtige für einen Kino-Besuch in unserer besten Ortslage nutzen." Auch der gute Service dort wird seinen Teil dazu beigetragen haben. Gleichwohl bezeichnet Janssen die Entwicklung selbst als "sensationell".

Kamen im Jahr 2014 rund 125.000 Besucher zu den Kempener Lichtspielen, werden es in diesem Jahr etwa 140.000 sein. Zählt man die Aushilfen dazu, beschäftigt Frank Janssen etwa 40 Mitarbeiter. Es muss sich dennoch rechnen. Auch wenn die Kosten im Laufe der Zeit immer weiter gestiegen sind - zum Beispiel für den derzeitigen Renner, die siebte Star-Wars-Episode. "Ich muss für jede verkaufte Karte 53 Prozent an den Rechteverwerter, den Medienkonzern der Walt Disney-Company, abführen", erklärt Janssen. Und ab und zu sitzen vom Verleiherverband Prüfer in den bequemen Kinositzen und kontrollieren, ob die späteren Abrechnungen mit der tatsächlicher Besucherzahl übereinstimmen.

Im Foyer des Kinos sieht man einige alte schwarz-weiße Bilder. So gibt es zum Beispiel eine Aufnahme, auf der eine der mobilen "Litfaßsäulen" zu sehen ist, die noch in den 1930er-Jahren mit den Plakaten der gezeigten Filme durch Kempen fuhren. Die Kempener Kino-Historie geht auf den Beginn des 20. Jahrhunderts zurück, als in einer Kneipe der Bauunternehmer Heinrich Schmitz und die Brüder Wissink die Idee eines Kinos in Kempen hatten. Im Mai 1913 kam dann die Familie Janssen ins Spiel, erst Arnoldus Paulus, dann Raimund, Arnold und in vierter Generation Frank Janssen. In früherer Zeit wurde das Kempener Kino und das direkt benachbarte Burgtheater, das 1952 Raimund Janssen bauen ließ, zu den Lichtspielen zusammengefasst und schrittweise vergrößert und modernisiert.

Die fünfte Generation der Janssens steht auch schon in den Startlöchern. Alle drei Söhne des jetzigen Inhabers, Johannes (23), Henning (22) und Lennard (19), sind nicht abgeneigt, irgendwann einmal die Kinos in Kempen, Geldern und Kleve zu übernehmen. So weit ist es aber noch nicht. Frank Janssen schließt, gefragt nach einem Wunsch fürs neue Jahr, sogar eine Erweiterung nicht aus. Rund einen Euro seines Umsatzes pro Besucher will er in die Renovierung auch der Kempener Lichtspiele investieren, sagt Janssen.

(wsc)
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