Stadt Kempen Kendeldorf ist Heimat der Fledermaus

Stadt Kempen · St. Hubert ist seit gestern der erste Ort in Nordrhein-Westfalen, der mit der Auszeichnung "Fledermausfreundliches Dorf" ausgezeichnet wurde. Nabu-Landesvorsitzender Josef Tumbrinck überreicht die Urkunde.

 Kempens Vize-Bürgermeister Hans-Peter van der Bloemen (vorne links) nahm die Auszeichnung "Fledermausfreundliches Dorf in NRW" gestern am Berfes vom Nabu-Landesvorsitzenden Josef Tumbrinck entgegen.

Kempens Vize-Bürgermeister Hans-Peter van der Bloemen (vorne links) nahm die Auszeichnung "Fledermausfreundliches Dorf in NRW" gestern am Berfes vom Nabu-Landesvorsitzenden Josef Tumbrinck entgegen.

Foto: Norbert Prümen

"Es ist typisch für St. Hubert. Hier lebt bürgerschaftliches Engagement. Wenn einer eine Idee hat, unterstützen die anderen das mit", sagt Hans Peter van der Bloemen. Dabei blickt der stellvertretende Kempener Bürgermeister lächelnd in die Runde, die sich am Berfes eingefunden hat. Vertreter des St. Huberter Heimatvereins sind genauso dabei wie die Pfadfinder, Grundschüler und Mitglieder der Ortsgruppe Kempen-St. Hubert-Tönisberg im Naturschutzbund Nabu. Dazu kommen Gäste von außerhalb, denn das Ereignis ist schon etwas ganz Besonderes. St. Hubert erhält als erster Ort in ganz Nordrhein-Westfalen die Auszeichnung "Fledermausfreundliches Dorf". Das Kendeldorf übernimmt damit eine Vorreiterrolle.

"Wir haben seit Beginn der Aktion fledermausfreundliches Haus in NRW mehr als 500 Plaketten vergeben. Die Vorgabe für ein ganzes Dorf, das sich dermaßen engagiert für den Schutz der Fledermäuse einsetzt, hatten wir noch nie und damit zunächst auch gar nicht im Blick. Das ändert sich heute. In St. Hubert hängen rund zehn Prozent aller Kästen unserer Aktion", sagt Nabu-Landesvorsitzender Josef Tumbrinck. Den Stein ins Rollen brachte Georg Lüdecke. Der St. Huberter, der in der Nabu-Ortsgruppe aktiv ist, schaffte es, seine Nachbarn zu motivieren, sich bei dem Fledermaus-Projekt einzubringen. Gemeinsam mit der Fledermausbeauftragten Manuela Menn, die in Viersen ehrenamtlich eine Fledermaus-Ambulanz betreibt, besuchte er seine Nachbarn und schaute vor Ort, wo Fledermauskästen aufgehängt werden konnten. Das Ergebnis: Bei insgesamt zehn Nachbarn wurden 20 Kästen installiert. Im Juni 2016 gab es dafür vom Land NRW die Auszeichnung "Fledermausfreundliche Siedlung". Eine Auszeichnung, die ebenfalls zum ersten Mal vergeben wurde. Lüdecke war das aber nicht genug. Ihm schwebte vor, St. Hubert zum ersten fledermausfreundlichen Dorf in NRW zu machen. In Kooperation mit dem Heimatverein, der Schule und den Pfadfindern gelang dies. Mehr als 50 Kästen für die kleinen Säugetiere haben in St. Hubert einen Platz gefunden. Dazu kommt das Anlegen von Blühstreifen und -wiesen, um eine Nahrungsgrundlage für Insekten zu schaffen. Dazu wurden nachtblühende Gewächse angepflanzt, die nachts Insekten anlocken, wenn die Fledermäuse unterwegs. "Fledermäuse haben es nicht leicht. Der Grund liegt in den klinisch reinen Gärten, die weder ein Nahrungsangebot beinhalten noch Unterschlupfmöglichkeiten bieten", erklärt Manuela Menn die Wichtigkeit der Aktionen rund um die Fledermäuse.

Strahlende Gesichter dann bei der Überreichung an die Nabu-Ortsgruppe durch den Landesvorsitzenden Tumbrinck. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings: Die Plakette ist viel größer als das Exemplar, das für ein fledermausfreundliches Haus verliehen wird, aber es fehlt das Wörtchen "Dorf". Dort steht der Begriff "Haus". Peter Jeske, Sprecher der Nabu-Ortsgruppe, ist sich aber sicher, dass sich dies ändern wird. Denn er hofft genau wie Vize-Bürgermeister van der Bloemen auf viele Nachahmer. Und das nicht nur in Tönisberg und Kempen, sondern in ganz NRW. "Wobei wir keine genauen Zahlen festsetzen, um die Auszeichnung eines fledermausfreundliches Dorf zu erreichen. Es müssen zwar viele Kästen installiert sein, aber es ist nicht an einer Zahl pro Einwohner eines Ortes festgemacht. In erster Linie geht es um das Engagement, das dahintersteht", sagt Tumbrinck.

Die Auszeichnung können alle Bürger künftig im Weberhaus an der Königsstraße 48, bewundern. Dort soll sie einen Ehrenplatz bekommen. Denn auch der Heimatverein setzte sich für die fliegenden Säugetiere mit ein. Die Pfadfinder verkauften Fledermauskästen und an der Grundschule begeisterte eine von Peter Jeske geleitete Fledermaus-AG die Schüler der OGS. "Wobei an unserer Schule schon zwei Kästen hängen und wir im Schulgarten entsprechende fledermausfreundliche Pflanzen gesät haben", sagt Sigrid Giesecke von der OGS.

(tref)
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