90 Jahre alt Ein besonders großes Herz für die Heimatstadt

Kempen · Karl-Heinz Hermans vollendet am Samstag sein 90. Lebensjahr. Bis heute lebt er in seinem Elternhaus an der Ellenstraße. Als ehrenamtlicher Politiker und Bürgermeister engagierte er sich für Kempen und die Kempener. Rückdeckung erhielt er dabei von seiner Familie.

 Zum 80. Geburtstag wünschte sich Karl-Heinz Hermans (Mitte) das bronzene Stadtmodell fürs Rathaus. Bei der Übergabe mit dabei (von links): Bürgermeister Volker Rübo, der damalige Sparkassenchef Ludger Gooßens, Künstler Egbert Broerken und Kulturamtsleiterin Elisabeth Friese

Zum 80. Geburtstag wünschte sich Karl-Heinz Hermans (Mitte) das bronzene Stadtmodell fürs Rathaus. Bei der Übergabe mit dabei (von links): Bürgermeister Volker Rübo, der damalige Sparkassenchef Ludger Gooßens, Künstler Egbert Broerken und Kulturamtsleiterin Elisabeth Friese

Foto: Wolfgang Kaiser

Er ist so etwas wie das gute Gewissen der Stadt. Am Samstag, 7. September, kann Altbürgermeister und Ehrenbürger Karl-Heinz Hermans auf 90 Jahre eines erfüllten Lebens zurückblicken. Die Ehrenbürgerwürde erhielt er im September 2009. Eine eindrucksvolle Urkunde zeugt heute noch in seinem Zimmer schön gerahmt davon. Von der Stadt Kempen wird er am Samstag mit einem Empfang im Rokokosaal des Kulturforums Franziskanerkloster geehrt. Immer noch wohnt er in seinem Elternhaus an der Ellenstraße. Er lächelt, wenn er erzählt, dass er in seinem alten Kinderzimmer schläft.

Nach Abschluss seiner Schulzeit am Gymnasium Thomaeum begann Hermans die Bäckerlehre im väterlichen Betrieb. Das Backen hat ihn bis heute nicht los gelassen. Immer noch tut er dies gerne, wenn auch nur noch für die Familie. Das Kochen überlasse er lieber seiner Frau Therese, sagt er. Karl-Heinz und Resi, wie seine Frau von ihm, der Familie und den vielen Freunden liebevoll genannt wird, sind seit mehr als 60 Jahre verheiratet. Im vergangenen Jahr konnte sie ihre Diamantene Hochzeit feiern. Ein Sohn – Heiner – und eine Tochter – Stefanie – haben die beiden. Schwiegerkinder und drei Enkel – Johannes, Anne und Marc – sind inzwischen hinzu gekommen. Das Familienleben sei immer seine Kraftquelle gewesen, sagt Hermans.

Im Alter von 60 Jahren hatte er seine Bäckerei aufgegeben. Danach hatte er Zeit für seine politische Arbeit als ehrenamtlicher Bürgermeister. Hermans gehört der CDU an, für die er seit 1979 im Stadtrat und seinen Gremien mitarbeitet. Vor 40 Jahren war er der Ansicht, als Geschäftsinhaber müsse er sich im besten Bürgersinn mit um die Sanierung der Altstadt kümmern. Der langjährige Bundestagsabgeordnete und damalige Kempener CDU-Parteivorsitzende Julius Louven – übrigens ein Berufskollege von Hermans – schlug ihn 1989 als ehrenamtlichen Bürgermeister vor. Hermans löste Heinz an den Boom (CDU) ab und arbeitete damals noch kurze Zeit mit dem damaligen Stadtdirektor Klaus Hülshoff zusammen. Bis 1999 bliebt Hermans ehrenamtlicher Bürgermeister in Kempen. Da war bereits der hauptamtliche Bürgermeister in Nordrhein-Westfalen eingeführt worden. 1999 rückte der langjährige Stadtdirektor Karl Hensel an die Stadtspitze. Hermans wurde ehrenamtlicher Vize-Bürgermeister und blieb dies zehnJahre lang.

 Zum 80. Geburtstag wurde Hermans im Kulturforum Franziskanerkloster die Ehrenbürgerwürde verliehen. Unter den zahlreichen Gratulanten war damals auch sein politischer Weggefährte, Kollege und enger Freund, der langjährige Bundestagsabgeordnete Julius Louven.

Zum 80. Geburtstag wurde Hermans im Kulturforum Franziskanerkloster die Ehrenbürgerwürde verliehen. Unter den zahlreichen Gratulanten war damals auch sein politischer Weggefährte, Kollege und enger Freund, der langjährige Bundestagsabgeordnete Julius Louven.

Foto: Wolfgang Kaiser

Die Zeit habe ihn reich gemacht, meint er heute. Ob Besuche in den Kindertagesstätten oder beim Galaball der Schützen, er habe immer alles gerne gemacht. Gerne erinnert er sich an die Zusammenarbeit mit dem damaligen Stadtdirektor Karl Hensel. Sie hätten gemeinsam viel bewegen können für die Stadt. Damals befand sich Kempen im Umbruch. So wie heute wieder. Karl-Heinz Hermans beobachtet dies immer noch sehr aufmerksam. Er bedauert den Fortgang von Firmen wie Arnold, Bauerfeind oder demnächst de Beukelaer. Auf der anderen Seite freut er sich, dass sich inzwischen viele junge Leute in unterschiedlichen Bereichen ehrenamtlich engagieren. Außerdem findet er es schön, dass sich die Burg bald wieder in städtischen Händen befindet.

 Seit mehr als 60 Jahren glücklich verheiratet: Resi und Karl-Heinz Hermans – eine Aufnahme von der Goldenen Hochzeit vor der Propsteikirche. Seine Ehefrau unterstützte stets sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement. Auch in der Bäckerei war sie ihm eine Stütze.

Seit mehr als 60 Jahren glücklich verheiratet: Resi und Karl-Heinz Hermans – eine Aufnahme von der Goldenen Hochzeit vor der Propsteikirche. Seine Ehefrau unterstützte stets sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement. Auch in der Bäckerei war sie ihm eine Stütze.

Foto: Friedhelm Reimann

Wichtig war ihm immer die Verbundenheit mit seiner Heimat. Vor allem die Pflege des Brauchtums in der Stadt lag ihm sehr am Herzen. Weil dies auch etwas ist, was Menschen zusammenbringt und verbindet. 20 Jahre führte Hermans den Kempener St.-Martin-Verein. Sein Püfferkes-Rezept fand sogar Eingang in das Martinsliederheft des Vereins. Auch im Kempener Karneval war er aktiv. Von 1974 bis 1977 zog er als Karnevalsprinz begleitet von seinem Sohn Heiner und Tochter Stefanie als Pagen durch die Säle. Stolz zeigt er das Bild, das ihn als Prinz gemeinsam mit seinen Pagen zeigt. Ebenfalls war er eine Zeit lang Präsident des Kempener Karnevalsvereins (KKV).

 Die Nachbarschaft ist ihm wichtig: Karl-Heinz Hermans (2.v.l.) am „Stammtisch“ auf der Ellenstraße mit (von links) Peter Roßlenbroich (ehemals „Treppchen“),Johannes Toelkes,Wijo Heinen und Anton Opacak (Hotel Alt-Kempen).

Die Nachbarschaft ist ihm wichtig: Karl-Heinz Hermans (2.v.l.) am „Stammtisch“ auf der Ellenstraße mit (von links) Peter Roßlenbroich (ehemals „Treppchen“),Johannes Toelkes,Wijo Heinen und Anton Opacak (Hotel Alt-Kempen).

Foto: Wolfgang Kaiser

Auch die Pflege der Kempener Mundart war ihm immer wichtig. Der Dialekt sei wichtig für das Heimatgefühl, meint er. Er findet es sehr schade, dass immer weniger Kempener Platt sprechen und verstehen. Seit einigen Jahren ist er auch bei den „Bildscheskiekern“ aktiv. Er und drei Mitstreiter sortieren im Auftrag der Freiwilligenagentur das jahrelang unbeachtete Fotoarchiv aus dem Rathaus. Sie haben sich sehr viel die Mühe gemacht, die alten Bilder neuen Aufnahmen der gleichen Häuser oder Straßen gegenüber zu stellen. Oft ist es Hermans mit seinem umfangreichen Wissen, der die geschichtlichen Hintergründe beisteuern kann. Regelmäßig ist er auch alle drei Wochen in der Propsteikirche als Kirchenwächter zu finden. Eine Zeit, die er immer wieder genießt.

Zu seinem Geburtstag setzt Karl-Heinz Hermans eine schöne Tradition fort: Er wünscht sich keine persönlichen Geschenke, sondern etwas Gutes für die Stadt. Zum Siebzigsten war dies die Errichtung der alten Pumpe auf der Ellenstraße, zum Achtzigsten die Errichtung des Stadtmodells am Rathaus. Nun wünscht er sich Spenden für neue Bäume in der Stadt. Denn es ist ihm wichtig, dass die Stadt weiterhin so grün bleibt, wie man sie seit Jahren kennt.

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