Ehemaliger Bürgermeister Karl Hensel wird 75 Ein Macher, der viel bewegt hat

Kempen · Kempens langjähriger Stadtdirektor und ehemaliger Bürgermeister Karl Hensel wird am Sonntag 75 Jahre alt. Der gebürtige Dülkener war 36 Jahre für die Thomasstadt aktiv. Das aktuelle Geschehen verfolgt er aus kritischer Distanz.

 Kempens Alt-Bürgermeister Karl Hensel im heimischen Garten: Am kommenden Sonntag wird er 75 Jahre alt.

Kempens Alt-Bürgermeister Karl Hensel im heimischen Garten: Am kommenden Sonntag wird er 75 Jahre alt.

Foto: Norbert Prümen

Fast zwei Jahrzehnte stand er an der Spitze der Stadt, war Chef im Kempener Rathaus am Buttermarkt. Bei der Kommunalwahl 2009 trat der damalige Bürgermeister Karl Hensel nicht mehr an. Seither verfolgt der Jurist das Geschehen in seiner Heimatstadt von außen, ist aber auch heute noch ein gefragter Mann. Und wenn er es für richtig hält, meldet er sich auch zu aktuellen Entwicklungen zu Wort.

Spektakulär war seine Stellungnahme zur möglichen Übernahme der Kempener Burg vom Kreis Viersen durch die Stadt. Hensel wollte sich eigentlich in die Debatte nicht einmischen. Doch als die Kempener Politiker und sein Nachfolger im Amt des Bürgermeisters, Volker Rübo, aus seiner Sicht doch arg zögerlich und zaudernd agierten, wäre ihm fast der Kragen geplatzt. Da mussten klare Worte her.

Ein Mann klarer Worte ist Karl Hensel immer gewesen. In der Zeit als Stadtdirektor und Bürgermeister hat er nie mit seiner Meinung hinterm Berg gehalten. Wer mit ihm zu tun hatte, dem begegnete er gern als Macher, der die Richtung vorgeben wollte. Und als Macher hat Hensel viel bewegt für seine Stadt.

Dass ein gebürtiger Dülkener, der in Viersen das Gymnasium besucht hatte, mal in Kempen eine so wichtige Rolle spielen würde, ist für viele Betrachter, der die Animositäten zwischen diesen traditionsreichen niederrheinischen Kommunen kennen, schon bemerkenswert.

Nicht allen Kempenern gefiel die starke Persönlichkeit von Karl Hensel. Auch manche seiner klaren Ansagen befremdeten, stießen Gesprächspartner und Mitarbeiter im Rathaus schon mal vor den Kopf. Aber Hensel verstand es, Kempen als leistungsstarke Kommune zu positionieren und „seine“ Stadtverwaltung auf ein hohes Leistungsniveau zu bringen.

Als junger Jurist, der gerade mal acht Tage sein zweites juristisches Staatsexamen in der Tasche hatte, kam er im September 1973 zur Kempener Stadtverwaltung. Er wurde Rechtsrat und rechte Hand des damaligen Stadtdirektors Klaus Hülshoff. Es war eine Zeit des Umbruchs für die Thomasstadt. Die Sanierung der Altstadt war weit vorangeschritten, Kempen hatte bei der kommunalen Neugliederung 1970 Federn lassen müssen. Nachdem die Stadt 1975 auch noch den Kreissitz an Viersen verloren hatte, musste Kempen umgestaltet werden. Hensel packte mit an, zunächst an der Seite von Stadtdirektor Hülshoff, dann seit 1990 als dessen Nachfolger. Es galt, Kempen von der etwas verschlafen wirkenden Beamten- und Verwaltungsstadt zu einem attraktiven Wohnort und Standort für Unternehmen zu entwickeln.

 Ein Foto aus den Anfangsjahren im Dienst der Stadt Kempen: Am 6. Dezember 1975 vernehmen Stadtdirektor Klaus Hülshoff (links) und sein Rechtsrat Karl Hensel mit versteinerten Mienen das Urteil des NRW-Verfassungsgerichtshofs in Münster, mit dem Kempen den Kreissitz an Viersen und den Stadtteil Hüls an Krefeld verliert.

Ein Foto aus den Anfangsjahren im Dienst der Stadt Kempen: Am 6. Dezember 1975 vernehmen Stadtdirektor Klaus Hülshoff (links) und sein Rechtsrat Karl Hensel mit versteinerten Mienen das Urteil des NRW-Verfassungsgerichtshofs in Münster, mit dem Kempen den Kreissitz an Viersen und den Stadtteil Hüls an Krefeld verliert.

Foto: Werner Königs

Hensel erklärte vieles gleich zur Chefsache, war entscheidungsfreudig. Sein Wort hatte nicht nur im Rathaus Gewicht, auch im Kreisgebiet und auf Regional- und Landesebene verschaffte er Kempen immer wieder die notwendige Geltung. Hensel hatte als Stadtdirektor in dem ehrenamtlichen Bürgermeister Karl-Heinz Hermans einen kongenialen Partner. Der bürgernahe Hermans ist bis heute bei vielen Kempenern beliebt. Den selbstbewussten Hensel ließ er gewähren. Im damaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden Rudi Alsdorf und im CDU-Bundestagsabgeordneten Julius Louven fand er Partner, die seine Ansichten von Stadtentwicklung teilten und unterstützten.

Karl Hensel freut sich noch heute darüber, dass sich Kempen so ordentlich entwickelt hat. Und er ist stolz darauf, dass er an dieser Entwicklung mitgewirkt hat. Umso mehr schmerzt ihn die Entwicklung in der jüngeren und jüngsten Vergangenheit. Vieles ist ihm zu statisch und zu wenig auf Zukunft ausgerichtet. „Wir zehren zu sehr an der Substanz und fallen gegenüber anderen Kommunen zurück“, bemängelt er. Daran sei die Stadtverwaltung nicht allein schuld, die Politik sei ihrer Pflicht zur Kontrolle vielfach nicht nachgekommen.

Bei seinem Abschied aus dem aktiven Dienst vor zehn Jahren hatte er versprochen, sich nicht in die Amtsführung seiner Nachfolger einmischen zu wollen. Mit seiner öffentlichen Stellungnahme in Sachen Kempener Burg brach er mit diesem Versprechen in aller Deutlichkeit. Hensel wollte verhindern, dass das Wahrzeichen der Stadt in private Hände geriet. Für ihn ist die ehemalige Landesburg nach wie vor ein geeigneter Verwaltungssitz. Insofern kritisiert er auch die Entscheidung des Stadtrates, drei Bürohäuser auf dem Arnoldgelände bauen zu lassen und zu kaufen. Die fast zehn Millionen Euro, die dieses künftige Teilrathaus am Bahnhof am Ende kosten werde, seien besser in die Sanierung und Herrichtung der Burg als Verwaltungsnebenstelle fürs Rathaus am Buttermarkt investiert worden, meint Hensel.

Mit Sorge verfolgt er derzeit auch die Situation der Altenheime in der Stadt. Als früherer Vorsitzender der Hospital-Stiftung vertritt er nach wie vor die Ansicht, dass die alten Bürger nicht an den Stadtrand abgeschoben werden dürften. Am Schmeddersweg – im geplanten Neubaugebiet Kempen-West – will die Stiftung bekanntlich zwei neue Altenheime als Ersatz für das Von-Broichhausen-Stift am Heyerdrink errichten. Dieses nun 50 Jahre alte Haus entspricht nicht mehr den aktuellen Maßstäben und Bestimmungen für Einrichtungen der Altenpflege.

Die jetzige Entwicklung sei nicht Schuld der Stiftung, die Stadt habe es versäumt, geeignete Grundstücke in der Innenstadt bereit zu stellen, meint Karl Hensel. Auch dies sei ein Beispiel für die an vielen Stellen zu beobachtende Konzeptionslosigkeit, für die auch die Politik eine Mitverantwortung trage. CDU-Mitglied Hensel sieht da auch seine Partei in der Verantwortung. Er hofft, dass die CDU unter Führung von Philipp Kraft zu alter Stärke und Dynamik zurückfindet.

Seinen Geburtstag am Tag des großen St.-Martinszugs in Kempen verbringt er im Kreise seiner Familie. Mit seiner Frau Margarete hat er vier Söhne. Sie werden mit ihren Familien zum Martinsfest nach Kempen kommen. Die eigentliche Geburtstagsfeier findet dann einige Tage später im Familien- und Freundeskreis statt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort