Stadt Kempen Kempener Tafel nur mit Notvorstand

Stadt Kempen · Nachdem bei der Mitgliederversammlung im Januar bereits der Gründer des Vereins "Martinus-Hilfe", Dieter Sandmann, zurückgetreten war, haben jetzt auch der Vorsitzende und der Kassierer ihre Ämter niedergelegt.

 Mittlerweile sind die Tafeln (wie hier in Kleve) zu einem wichtigen Anlaufpunkt für Bedürftige geworden. Auch die Kempener Einrichtung hat 206 Kunden.

Mittlerweile sind die Tafeln (wie hier in Kleve) zu einem wichtigen Anlaufpunkt für Bedürftige geworden. Auch die Kempener Einrichtung hat 206 Kunden.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Bruno Wrede will "um Himmels willen keine schmutzige Wäsche waschen", aber beim Verein "Martinus-Hilfe" Kempen liegt einiges im Argen. Bruno Wrede ist erst bei der jüngsten Mitgliederversammlung im Januar in den Vorstand des Vereins gewählt worden. Er folgte Dieter Sandmann, dem Vereinsgründer und langjährigen Motor der Kempener Tafel, im Amt des 2. Vorsitzenden nach. Wie der Verein gestern mitteilte, sind inzwischen auch der 1. Vorsitzende Erich Berrens und Kassierer Jürgen Schneider von ihren Ämtern zurückgetreten.

Die "Martinus-Hilfe" wird derzeit von einem Notvorstand geführt. Neben Bruno Wrede, dem 2. Vorsitzenden, und zwei Beisitzern gehören Dagmar Klee als kommissarische 1. Vorsitzende und Suzanne Wrede als kommissarische Kassiererin diesem Notvorstand an. Das Leitungsteam hat für Montag, 8. April, 18 Uhr, zur erneuten Mitgliederversammlung ins "Haus Wiesengrund" eingeladen. Dort soll ein neuer Vorstand des Vereins gewählt werden.

Die "Martinus-Hilfe" ist ein wichtiger Verein in der Thomasstadt. Die Mitglieder sorgen ehrenamtlich seit fast zwölf Jahren dafür, dass Bedürftige über die Kempener Tafel mit Lebensmitteln, gebrauchter Kleidung oder Haushaltswaren versorgt werden können. 206 Kunden, darunter 32 Familien, viele Rentner und Asylbewerber, können an fünf Tagen in der Woche in den Räumen der Tafel an der Mülhauser Straße 111 (in einem ehemaligen Autohaus) vor allem Lebensmittel bekommen. Diese stammen aus Spenden von Discountern, Kempener Einzelhändlern oder Bäckereien. Zumeist ist es Ware, die kurz vor dem Verfallsdatum steht. Mit Lebensmittelmärkten hat der Verein "Martinus-Hilfe" feste Verträge.

Die Mitglieder, die nun die Verantwortung bis zur Versammlung am 8. April übernommen haben, wollen vor allem dafür sorgen, dass die Arbeit der Kempener Tafel ohne Abstriche fortgesetzt werden kann.

Warum nach Dieter Sandmann, der für seinen Rückzug bei der Mitgliederversammlung im Januar gesundheitliche Gründe angab, nun auch Erich Berrens und Jürgen Schneider aus dem Vorstand ausgeschieden sind, ist unklar. Bruno Wrede möchte sich dazu nicht öffentlich äußern. Ihm seien auch nur schriftliche Mitteilungen der beiden Vorstandskollegen bekannt.

Dass es im Vorstand zuletzt Meinungsverschiedenheiten gegeben haben muss, scheint indes klar zu sein. Nach Informationen der Rheinischen Post hatte Dieter Sandmann zuletzt aus gesundheitlichen Gründen seine Aufgaben im Vorstand nicht mehr in vollem Umfang ausfüllen können. Vor allem bei der Kassenführung soll es Ungereimtheiten gegeben haben, Kassenprüfungen für die zurückliegenden Jahre sollen nicht vorgenommen worden sein. Dem Vorstand war im Januar aufgrund dieser Situation die Entlastung durch die Mitgliederversammlung verweigert worden. Damals war beschlossen worden, für September eine neue Versammlung anzusetzen, bei der der Vorstand dann hätte entlastet werden sollen.

Doch dieser Plan ist jetzt Makulatur. "Wir hatten gehofft, dass sich die Dinge schneller hätten klären lassen", erklärte Vize-Vorsitzender Bruno Wrede gestern. Man müsse aber erst mal die Unterlagen sichten, sagte er, der erst im Januar in den Vorstand kam und vorher keinen Einblick in die Unterlagen hatte. Der kommissarische Vorstand hofft nun, bei der Versammlung am 8. April das offizielle Mandat zu bekommen, um den Verein wieder in ruhigeres Fahrwasser zu führen. Der Notvorstand lässt sich derzeit von einem Fachmann beraten, um nichts falsch zu machen.

Und der Vorstand blickt auch schon nach vorne. Ab dem 1. April sollen die Ausgabezeiten der Kempener Tafel leicht geändert werden. Montags und freitags ist die Ausgabestelle an der Mülhauser Straße nachmittags jeweils von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Die Vormittagsöffnungszeiten (9.30 bis 11.30 Uhr) entfallen an diesen beiden Wochentagen, bleiben aber dienstags, mittwochs und donnerstags erhalten. Die Änderung der Öffnungszeiten hatte der nun zurückgetretene 1. Vorsitzende Erich Berrens bereits Anfang Februar im Kempener Sozialausschuss angekündigt. Bruno Wrede nannte gestern die Hintergründe für die neuen Zeiten: "Viele unserer Kunden haben uns darum gebeten. Außerdem ist es speziell montags für uns und unsere Partner in den Geschäften günstiger, die Waren am Vormittag etwas später abzuholen." Ansonsten werde es vorerst keine weiteren Änderungen geben, sagte Wrede.

(RP)
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