Politik in Kempen Diskussion um Beigeordneten-Zukunft - eine schwierige Zeit für Michael Klee

Kempen · Die Kempener SPD und Grünen wollen Klarheit. Für die Oktober-Sitzung des Stadtrates beantragen sie die Wiederwahl des Beigeordneten Michael Klee. Bereits im März hatten CDU, FDP und Linke eine Wiederwahl abgelehnt. Ein Analyse.

 Michael Klee ist seit April 2012 Beigeordneter in Kempen.

Michael Klee ist seit April 2012 Beigeordneter in Kempen.

Foto: Wolfgang kaiser/Wolfgang Kaiser

Michael Klee ist in keiner beneidenswerten Position. Der Kempener Beigeordnete – zuständig für Jugend, Schule, Sport, Soziales und Senioren – scheint derzeit beruflich ein Mann „auf Abruf“ zu sein. Der 58 Jahre alte Verwaltungsfachmann, der mit seiner Familie in Krefeld lebt, muss damit rechnen, dass seine Tage in Kempen gezählt sind. Ende März kommenden Jahres läuft seine achtjährige Amtszeit als Wahlbeamter aus. Und bereits seit dem vergangenen März weiß er, dass er bei einer Wiederwahl möglicherweise nicht mit den Stimmen von CDU, FDP und Linkspartei rechnen kann. Lediglich SPD und Grüne haben sich stets für den Juristen mit großer Verwaltungserfahrung starkgemacht. Auch jetzt wieder stärken sie ihm den Rücken, wollen seine Wiederwahl für eine zweite Amtsperiode in Kempen bereits in der Ratssitzung im Oktober diskutieren.

Klee war im April 2012 in Kempen als eine Art Hoffnungsträger angetreten, verkrustete Strukturen im Rathaus aufzubrechen. Auch die CDU versprach sich viel von dem Krefelder, der anfangs eine sehr gute Figur machte. Beim Ausbau der Kita-Plätze konnte Klee beispielsweise Erfolge verbuchen, die Flüchtlingswelle hat er weitgehend gut gemanagt. Das Kempener Jugendamt wurde urplötzlich mit einer Vielzahl unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge konfrontiert, nur weil die Bundespolizei, die sie bei der Einreise von den Niederlanden nach Deutschland aufgegriffen hatte, ihren Sitz in Kempen hat. Klee kümmerte sich, wie er überhaupt ein „Kümmerer“ ist, er kümmert sich um seine Mitarbeiter, hat ein offenes Ohr für die Belange der Bürger. Er stellte viel Eigeninitiative unter Beweis.

Doch bei einigen Projekten kam er dann nicht so voran, wie er es sich selbst gewünscht hätte. Die Weiter­entwicklung der Sportstätten konnte bislang nicht in dem Maße vorangebracht werden, wie vor allem von den Vereinen erhofft. Ähnliches gilt für die Modernisierung der Schulen. Hier wie bei anderen Themenfeldern ist Klee auf die Zusammenarbeit mit der Bauverwaltung angewiesen. Sein Verhältnis zu dem früheren Technischen Beigeordneten Stephan Kahl war nicht das Beste. Das wurde beim geplanten Begegnungszentrum im alten Schulhaus in St. Hubert nur allzu deutlich. Klee hatte das Projekt mit sehr viel Engagement vorangetrieben, hatte sich um öffentliche Zuschüsse gekümmert, die es auch geben sollte. Doch Klee scheiterte letztlich daran, dass er nicht frühzeitig den Kollegen Kahl einbezog. Der blockte ab mit Hinweis auf die fehlenden Kapazitäten im Hochbauamt.

Diese verzögerten bis heute auch die Modernisierung der Schulen oder den weiteren Ausbau der Kinderbetreuungsplätze. Klee und sein Team waren stets bemüht, das Beste zu geben. Doch als im Frühjahr selbst die CDU von ihm abrückte, erhielt sein Image schwere Kratzer. Die Christdemokraten werfen ihm unter anderem auch vor, seit einem Jahr keine neue Leitung für das Jugendamt gefunden zu haben. Klee leitet das Amt seit dem Weggang von Heike Badberg nach Krefeld im vorigen Sommer kommissarisch selbst.

Für SPD und Grüne ist eine Wiederwahl von Klee indes dringend geboten. Sie schätzen seine Arbeit sehr. Und angesichts der Tatsache, dass Kempen alsbald einen neuen Technischen Beigeordneten und demnächst einen neuen Ersten Beigeordneten braucht, wäre eine Vakanz in Klees wichtigem Ressort grob fahrlässig, meinen sie.

Klee selbst gibt nicht auf. Er will sich zur Wiederwahl stellen, komme da, was wolle. Er freut sich über die Unterstützung von SPD und Grünen.

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