Stadt Kempen Kempener Rathaus: Eine Rose für jeden Namen

Der Eimer voller Rosen, den Dr. Elisabeth Friese in den Händen hielt, leerte sich schnell. Denn vor dem Rathaus finden sich etliche Besucher ein, die alle aus der Hand der Kulturamtsleiterin eine Rose erhielten. Es ist eine Tradition in der Thomasstadt, dass am Holocaust-Gedenktag für die Namen der einstigen jüdischen Bewohner von Kempen, die ihren Tod während des Nationalsozialismus fanden, eine Rose vor der Gedenkstele niedergelegt wird.

"Ich danke Ihnen, dass sie so zahlreich gekommen sind und damit dokumentieren, dass dieser Holocaust-Gedenktag auch für Sie ein Tag gegen das Vergessen ist, ein Tag des Erinnerns an die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte", begrüßte Bürgermeister Volker Rübo die Besucher. Auf dem sonst überaus lebhaften Buttermarkt herrschte absolute Stille. Volker Rübo erinnerte an die Zeit, in der die Menschen unter den Nationalsozialisten gelitten haben, gedemütigt und verfolgt wurden, ihre Heimat verloren und den Tod fanden. "Unsere Väter haben gesündigt, sie sind nicht mehr. Wir tragen deren Sünden", zitierte der Bürgermeister aus dem Alten Testament.

Er stellte klar heraus, dass es in der heutigen Zeit wichtiger denn je sei, dass sich die Menschen versammeln, um erneut deutlich zu machen, dass es nicht nur die Aufgabe ist zu erinnern, sondern auch Toleranz und Humanität zu leben. In Anbetracht der Flüchtlingskrise seien Hilfe und Solidarität gefordert. Die heutige Generation in die gewachsene und nachhaltige Erinnerungskultur einzubinden, sei ein weiteres Ziel, damit es nie wieder passiert, dass Menschen verfolgt werden. Die Gedenktage im Januar und November seien ein Teil.

Ein weiterer Pfeiler der Kempener Erinnerungskultur sind die Stolpersteine. Rübo hob in diesem Zusammenhang die Arbeiten der Schüler hervor, die Biografien der verfolgten und ermordeten Menschen erstellt haben, an die mit den Stolpersteine erinnert wird.

Zum Abschluss des Gedenk-abends verlas der Bürgermeister die Namen der verstorbenen Juden, wobei für jeden eine Rose vor der Stele niedergelegt wird. Begleitet von leisen Saxophonklängen wächst der Berg der Blumen vor der Gedenktafel.

(tref)
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