Kempen Kempener operiert in Ghana

Kempen · Im Urlaub hat der Kempener Urologe Dr.Bruno Wirth in einem Krankenhaus in Ghana gearbeitet. Europäisches Denken und afrikanische Mentalität mussten zueinander finden. Der Chefarzt operierte in zwei Wochen 50 Patienten.

Im Urlaub hat der Kempener Urologe Dr. Bruno Wirth in einem Krankenhaus in Ghana gearbeitet. Europäisches Denken und afrikanische Mentalität mussten zueinander finden. Der Chefarzt operierte in zwei Wochen 50 Patienten.

Kwame Mensah, „der an einem Samstag Drittgeborene“, heißt wieder Dr. Bruno Wirth. Der Urologie-Chefarzt am Kempener Heilig-Geist-Hospital ist zurück von einem gut zweiwöchigen Ghana-Aufenthalt, bei dem er gemeinsam mit einem österreichischen Fachkollegen in einem Hospital rund 50 Operationen durchführte. Zahlreiche Bilder und farbenprächtige Kleidung erinnern noch daran. Die Tage in Ghana waren aber auch „die intensivsten zwei Wochen, die wir bisher erlebt haben, und sie haben unseren Horizont und unsere Erfahrung ungemein erweitert und bereichert“, blickt Wirth zurück.

Den Anstoß zur uneigennützigen Hilfe gab ein Bericht im Mitgliedermagazin der deutschen und österreichischen Rotary-Clubs, in dem es hieß, dass in Ghana bei einem Unfall vier der neun dort praktizierenden Urologen getötet worden seien. Der „German Rotary Volunteer Doctors e.V.“, eine Hilfsorganisation der Rotary-Clubs, warb deshalb um einen freiwilligen Einsatz in dem medizinisch unterversorgten Land. Doch ein Jahr ging vorüber, ehe alle Formalitäten und Urlaube miteinander abgestimmt waren. In Amsterdam traf Wirth, der von seiner Frau Uta, einer promovierten Radiologin, begleitet wurde, auf den österreichischen Arzt Dr. Walter Kugler und die Krankenschwester Claudia Zauner. Mit im Gepäck hatten sie einen Hochfrequenzgenerator (Erbotom) für OPs.

„Damit hatten wir beim Zoll in Accra keinerlei Probleme“, berichtet Wirth, der sich mit seiner Frau (sie hieß in Ghana Adjoa Abakan) in der Landessprache Twi kundig gemacht, einige Grußformeln und einfache Sätze gelernt und seinen Namen angepasst hatte. Das Gerät erwies sich als ein Segen bei den Operationen, ebenso zwei Uroboxen mit Instrumentarium und Verbrauchsmaterialien.

Im „Holy Family Hospital“ von Nkawkaw, einer 55 000 Einwohner zählenden Stadt rund 160 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Accra, war der Empfang durch die Steyler Missionarinnen sehr herzlich. Dass die Uhren in Afrika anders ticken, stellten die europäischen Ärzte am anderen Tag fest, denn Patienten, die operiert werden sollten, mussten zunächst in ambulanten Untersuchungen ermittelt werden. Die OP klappte erst dann, wenn der Patient die nötige Blutkonserve beigebracht hatte.

Operationsräume und Hilfsmittel sind nicht mit europäischem Standard zu vergleichen. Die bei Operationen benötigte Spülflüssigkeit bestand aus abgekochtem Wasser und nicht aus einer Glycinlösung. Wirth lobt die Motivation der Schwestern, doch gebe es da Grenzen: „Man darf nicht mit überhöhten Erwartungen daran gehen, darf sie aber auch nicht brüskieren.“

Insgesamt gesehen war der Einsatz nur ein „Tropfen auf dem heißen Stein“, doch habe man einzelnen Menschen nach jahrelangen Schmerzen helfen können: „Das gibt solchen Einsätzen ihren Sinn“, zieht Wirth das Fazit.

(RP)
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