Stadt Kempen Kempener Musikkneipe "Stradivari" macht dicht

Stadt Kempen · Gastwirt Werner Kutscher und seine Lebensgefährtin Heike Krust schließen morgen das beliebte Szenelokal.

 Werner Kutscher und Heike Krust schließen das "Stradivari".

Werner Kutscher und Heike Krust schließen das "Stradivari".

Foto: Kaiser

Das schwarze Klavier im Flur ist verkauft, der eine von zwei extralangen Stehtischen ebenfalls. Wohin man in der Musikkneipe "Stradivari" an der St. Huberter Straße 20 in Kempen auch schaut — vom vorderen Schankraum bis hinten durch in den großen Saal erinnert alles an die vergangenen sechs Jahre und zwei Monate. Der Gang durch die Räume ist wie eine Zeitreise durch ein Stück Kempener Kneipengeschichte — ein Kapitel, das mit Beginn des neuen Jahres beendet sein wird. "Wir hören auf", sagt Gastwirt Werner Kutscher, der die Gaststätte zusammen mit seiner Lebensgefährtin Heike Krust betreibt. "Gesundheitliche Gründe" führt der 58-Jährige dafür an.

Rückblende: Es ist der 31. Oktober 2007, als Kutscher die Schlüssel des "Haus Berg" von der damaligen Wirtin Renate Eymael überreicht bekommt. Vorab hatte er sich für dieses Lokal entschieden, und nicht für die Sporthotel-Diskothek am Schmedderswerg, auf die er ebenfalls eine Option hatte. An Allerheiligen 2007 begannen Werner Kutscher und Heike Krust mit der Umgestaltung ihrer Gaststätte: Die Hängetheke verschwand, es wurde lichter, die Wände werteten sie "bis auf den Putz" neu auf. Franz Fieckers lieferte die Boxen für den Thekenraum, durch Taxi-Willi und Leo Hormes sprach sich das Lokal schnell bei Musikern herum. Akustikplatten, die eigentlich für die Saaldecke gedacht waren, montierte Kutscher wegen Brandschutzauflagen an den Wänden — fertig war der Clubsound.

Einige Dutzend Konzertplakate zeugen von Musikgrößen, die das "Stradivari" erst zum Musiktreff machten. Chris Kramer war da, ebenso der Krefelder Bassist Martin Engelien mit seiner "Go Music"-Reihe samt Gaststars. Leo Hormes und auch der Bluesclub Niederrhein sorgten für unvergessliche Momente. Das alles wäre ohne Werner Kutscher nicht möglich gewesen. Das Hobby des selbstständigen Blumengroßhändlers war stets die Musik.

Als DJ Werner beschallt er zahlreiche Feste, ab 1979 waren Freunde und er mit der "ZDF Hitparade Playback-Show" 15 Jahre lang bundesweit unterwegs. Mit Freunden führte er von 1998 bis 2004 das "Trio", eine Tanz- und Musikkneipe gegenüber vom Bahnhof.

Zurück in die Gegenwart: Beim letzten Musiker-Stammtisch flossen Tränen, und auch beim Weihnachts-Jazz der "New Orleans Night Birds" lag Wehmut in der Luft. Das Inventar der Kneipe, alles in Kutschers Eigentum, wechselte jetzt beim Trödel den Besitzer. Unter anderem standen 86 Stühle, 15 Tische, Elektrogeräte, Porzellan, Vasen und Deko-Artikel zum Verkauf. Heike Krusts Bruder Dirk und dessen Frau Elvira saßen an der Kasse.

13 Kegelclubs und der Prinzessinnen-Stammtisch von Heike Krust hoffen auf guten Kneipenersatz für ihre fröhlichen Stunden. An der St. Huberter Straße wird dies nach RP-Informationen allerdings nicht sein. Ein möglicher neuer Pächter will dort ein Restaurant eröffnen.

(tone)
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