Ortsverband Kempen im Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC) Corona trotzen auf 144,575 MHz
Kempen · Normalerweise treffen sich die Mitglieder des Ortsverbands Kempen im Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC) einmal im Monat persönlich. Momentan jedoch im virtuellen Raum. Natürlich über Funk.
„Das hat es in 70 Jahren noch nicht gegeben“, erzählt Volker Wassermann am Telefon. Der 39-jährige IT-Forensiker, Gutachter und Datenschutzbeauftragte ist Vorsitzender des Ortsverbands Kempen im Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC). 42 Mitglieder hat der Verein, darunter drei Frauen. Die Hobby-Funker treffen sich normalerweise einmal im Monat zum Verbandsabend in der Gaststätte „Poststuben“ in St. Hubert. „Wir sprechen dann über Neuigkeiten zu Funk und Ausbreitungsbedingungen des Kurzwellenfunks, Ankündigung von besonderen Funkstationen, technische Details und alle Themen, die uns aktuell begegnen und interessieren“, erzählt Volker Wassermann. Aufgrund der Corona-Pandemie und des Kontaktverbots konnte das letzte Treffen in der gewohnten Form nicht mehr stattfinden.
Während viele sich jetzt erst mühsam in neue Kommunikationsformen wie Telefonkonferenzen oder Online-Meetings hineinfinden müssen, ist dies für Funker so gar kein Problem. Es reichten drei knappe Informationen, um ein Treffen zu vereinbaren, nämlich Datum, Uhrzeit und Funkfrequenz. Und so fand jetzt auf 144,575 MHz der erste Vereinsabend per Funk statt. Von den heimischen Funkstationen aus kamen 19 Vereinsmitglieder und drei Gäste über die Lüfte zusammen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Volker Wassermann, der zunächst, wie auch sonst üblich, die Beteiligten abfragte und die Anwesenheitsliste ausfüllte. Dabei meldet sich ein Teilnehmer immer mit seinem Funkrufzeichen. Das ist eine persönliche Kennung, salopp gesagt der zweite Vorname eines jedes Funkers.
Die Folge von Zahlen und Buchstaben – in Deutschland immer mit dem Buchstaben „D“ beginnend – wird von der Bundesnetzagentur nach erfolgreicher Prüfung erteilt und ist international anerkannt. „Sehr diszipliniert“ sei die dreistündige Veranstaltung abgelaufen, berichtet der Vorsitzende, den seine Vereinskameraden als DJ8VW kennen. Denn die Funker seien es gewohnt, einander aussprechen zu lassen. „Man spricht erst, wenn der andere seine Sendetaste wieder losgelassen hat“, sagt er. Falls sich zwei Personen gleichzeitig über Funk melden, dann erteilt der Vorsitzende das Wort. „Das schwächere Signal zuerst, das ist mein Prinzip“, berichtet er. Und so konnte ein relativ normaler Vereinsabend stattfinden.
Ein Thema sind dabei Kontakte zu außergewöhnlichen Funkstationen in aller Welt. Ein solcher Kontakt wird traditionsgemäß auf analogem Weg mit einer Postkarte bestätigt. „Die sind dann für Funker manchmal so etwas wie die blaue Mauritius“, erzählt Wassermann schmunzelnd. Auch der Kempener Ortsverein hält zu diesem Zweck schön gestaltete Postkarten mit Aquarell-Ansichten der Kempener Altstadt bereit.
Die Corona-Krise hat bislang keinen besonderen Einsatz der Hobby-Funker nötig gemacht. Doch per Funk könnte auch dann noch eine Kommunikation aufrechterhalten bleiben, falls Strom und damit auch das Internet zusammenbrechen würden. „Dann sind wir ganz schnell am Start“, sagt Wassermann. „Wir sind komplett autark, können unseren Strombedarf mit einer Autobatterie decken. Und selbst die könnten wir mit Solarstrom aufladen“, erläutert er. Das mache dieses oft als „altbacken“ angesehene Hobby so interessant, findet er. So gut der Vereinsabend gelaufen sei, erzählt er, die eigentlich geplante Jahreshauptversammlung musste dann doch verschoben werden: „Eine Stimmabgabe per Funk ist leider nicht möglich“, so der Vorsitzende.