Stadt Kempen Kempener bekunden ihre Solidarität mit jungem Afghanen

Stadt Kempen · Etwa 70 Bürger trafen sich am Mittwochabend zu einer kurzfristig organisierten Mahnwache und Kundgebung gegen Sammelabschiebungen von Flüchtlingen nach Afghanistan, insbesondere aber die des Schülers Alimadad aus Tönisvorst, auf dem Kempener Buttermarkt.

 Zahlreiche Bürger demonstrierten auf dem Kempener Buttermarkt gegen die Abschiebungen von Flüchtlingen, speziell die des Schülers Alimadad.

Zahlreiche Bürger demonstrierten auf dem Kempener Buttermarkt gegen die Abschiebungen von Flüchtlingen, speziell die des Schülers Alimadad.

Foto: Kaiser

Unter den Teilnehmern waren Mitglieder der Grünen, der muslimischen sowie katholischen und evangelischen Kirchengemeinden sowie des Arbeitskreises Asyl und Menschenrechte in Kempen, die das Treffen organisiert hatten, aber auch viele Mitschüler und Lehrer von Alimadad, der zuletzt das Kempener Berufskolleg besucht hatte. Viele hatten zum Zeichen ihrer Solidarität Plakate mitgebracht oder hielten brennende Kerzen in den Händen.

Dr. Michael Stoffels vom Asyl-Arbeitskreis berichtete von einem Telefonat, das er am Mittwoch mit Alimadad führen konnte. Der wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, wo er am nächsten Tag in Afghanistan würde schlafen können, geschweige denn wie er sein Leben fristen kann. Die Ergriffenheit war Stoffels deutlich anzumerken. Er zitierte Brigadegeneral Bernd Kiesheyer von der Bundeswehr, der lange Verantwortung in Afghanistan trug. Dieser hatte berichtet, dass für Rückkehrer nur eine Arbeit als Tagelöhner oder im kriminellen Milieu in Betracht käme oder sie würden gezwungen, in Leibeigenschaft Mohn anzubauen. Eindringlich war der Appell von Stoffels: Nach Afghanistan dürfe nicht abgeschoben werden. Dies habe als erstes Bundesland inzwischen Bremen eingesehen. Dort seien Sammelabschiebungen derzeit ausgesetzt.

Zwei Freunde von Alimadad, beide aus Afghanistan stammend, schilderten ihre Ängste, selbst abgeschoben zu werden. Beide leben wie er schon länger in Deutschland, besuchen die Schule und haben sich gut integriert. Sie wollen nicht zurück in ihr Heimatland, weil es für sie oder ihre Familien keine Sicherheit und keine Perspektive gebe.

Der evangelische Pfarrer Roland Kühne mahnte - nach einer Schweigeminute für die Opfer von Berlin - an, Schutzsuchenden weiterhin Zuflucht zu gewähren. Dies wäre gerade das Gebot der Weihnachtszeit. Er warnte davor, dass Politiker Anschläge wie den in Berlin dazu nutzen könnten, Flüchtlinge zum Spielball politischer Diskussionen zu machen. Dem schloss sich Joachim Straeten (Grüne) an. Er fügte auch hinzu, dass die Abschiebungspraxis menschenrechtlich nicht akzeptabel sei. Zum Abschluss wurde das Lied "We shall overcome" gesungen.

(sr)
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