Stadt Kempen Kempen vor 100 Jahren

Stadt Kempen · Ein Baedeker-Reiseführer aus dem Jahr 1909 gibt Einblicke in die touristischen Sehenswürdigkeiten des alten Kempen. Propsteikirche, Kuhtor und Burg waren auch schon damals Publikumsmagnete.

 Das Gasthaus "Kempener Hof" war vor 1914 in der früheren Heilig-Geist-Kapelle am Buttermarkt untergebracht.

Das Gasthaus "Kempener Hof" war vor 1914 in der früheren Heilig-Geist-Kapelle am Buttermarkt untergebracht.

Foto: RP-Archiv

"Kempen ist eine runde Sache" – mit diesem Werbespruch will das Tourismusbüro Besucher in den mittelalterlichen Stadtkern locken. Doch auch schon vor 100 Jahren hatte der "runde" Stadtkern für Touristen Einiges zu bieten. Dies zeigt ein Reiseführer aus dem Jahr 1909 mit dem schönen Titel "Die Rheinlande – Handbuch für Reisende". Das Buch aus dem Leipziger Traditionsverlag Karl Baedeker, mit dem sich um die Jahrhundertwende jede bürgerliche Reisegesellschaft schmücken musste, zeigt die touristischen Höhepunkte der Region auf, aber auch Veränderungen in den vergangen 100 Jahren.

Hotelzimmer mit Licht

Während Alt-Kempen heutzutage 22 600 Einwohner zählt, gab es 1909 nur rund 7000 Kempener. Als erste Anlaufstelle wird dem Besucher das Gasthaus "Kempener Hof" in der heutigen Heilig-Geist-Kapelle am Buttermarkt empfohlen. Dort konnte man damals für 2,75 bis drei Mark ein Zimmer "einschließlich Licht und Bedienung" bekommen – auch das Frühstück war inklusive.

Als besondere Sehenswürdigkeit im Kempen empfehlen die Autoren des Baedekers die 1464 vollendete Propsteikirche. Vor allem das Innere von St. Marien mit dem "Hochaltar, dem Georgs- und Viktorsaltar im südlichen Seitenschiff und der Antoniusaltar im nördlichen Seitenschiff" seien beachtenswert. Auch die Werke der Antwerpener Schule aus dem 16. Jahrhundert sowie "das schöne Chorgestühl von 1493, der dreisitzige Zelebrantenstuhl von 1486, beide von Joh. Gruter" finden bei den Autoren Anklang.

Neben der Propsteikirche wird die Burg hervorgehoben und historisch eingeordnet: "Die dreitürmige Burg, 1396 bis 1400 von Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden erbaut, war Wohnsitz der kurkölnischen Schultheißen der Stadt". Damals diente die in den 1860er Jahren restaurierte Burg allerdings nicht wie heute dem Kreisarchiv, sondern dem Gymnasium Thomaeum als Zuhause. Wie damals steht heute immer noch das Denkmal für Freiherr von Loe, "ehemaliger Vorsitzender des rheinischen Bauerverbands", neben der Burg.

Als letzte Sehenswürdigkeit heben die Baedeker-Autoren die damals im Kuhtor beheimatete städtische Sammlung hervor, die "Holzschnitzwerke des 15. bis 17. Jahrhunderts, Porträts, Waffen, römische und fränkische Altertümer" beherbergte. Diese Sammlung befindet sich heute im Städtischen Kramermuseum im ehemaligen Franziskanerkloster an der Burgstraße.

Platz für Plüsch

Doch auch dem Nachbarstädtchen Viersen widmen sich die Autoren. Sowohl das Gasthaus Gansen, als auch das Gasthaus Dahlhausen seien "beide gut". Neben den empfohlenen Übernachtungsmöglichkeiten wird Viersen auch noch als "bedeutender Platz für Sammetbänder, Plüsch, usw." bezeichnet.

(RP)
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