Erinnerung an Nazi-Opfer bewahren Stolpersteine für Opfer aus Kempen

Kempen · Stolpersteine erinnern an die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung. Künstler Gunter Demnig hat weitere 14 Steine in Kempen verlegt.

 Gunter Demnig ließ vor dem Haus an der Hülser Straße 15, dem letzten frei gewählten Wohnort der Familie Servos, Stolpersteine ins Pflaster ein.

Gunter Demnig ließ vor dem Haus an der Hülser Straße 15, dem letzten frei gewählten Wohnort der Familie Servos, Stolpersteine ins Pflaster ein.

Foto: Norbert Prümen

Künstler Gunter Demnig hat am Donnerstag in Kempen 14 Stolpersteine zum Gedenken an Opfer nationalsozialistischer Verfolgung verlegt. An der Hülser Straße und der Vorster Straße ließ er die Steine, auf deren Messingoberfläche die Namen der Opfer verzeichnet sind, mit der Unterstützung des Kempener Bauhofs ins Pflaster ein.

Vor dem Haus Hülser Straße 15 erinnern die Steine an Leopold und Betty Servos sowie ihre Töchter Erna und Alice, die wegen ihres jüdischen Glaubens verfolgt und zur Flucht gezwungen wurden. Weitere Steine gibt es für Theodor Wehlings, der wegen seiner Behinderung von den Nationalsozialisten ermordet wurde (Vorster Straße 70), für Hedwig Pfeiffer, die wegen kritischer Äußerungen denunziert und von den Nationalsozialisten ermordet wurde (Vorster Straße 42), für Abraham, Therese, Frieda und Bruno Rath, die wegen ihres jüdischen Glaubens verfolgt und zur Flucht gezwungen wurden (Vorster Straße 17) und für Sally, Nanni, Siegfried und Berta Servos, die verfolgt und ermordet wurden (Vorster Straße 16).

„Ein Mensch ist vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, zitiert Demnig den Talmud. Dieses Zitat griff Ute Gremmel-Geuchen, Sprecherin der Initiative Projekt Stolpersteine, in ihrer Ansprache auf, um an die Menschen zu erinnern, die Mitbürger, die zunächst ein unbeschwertes Leben in Kempen führten, bis die Nationalsozialisten an die Macht kamen und sie von da an entrechteten, demütigten, verfolgten, ermordeten. Gremmel-Geuchen betonte, wie wichtig die Erinnerung auch heute sei: „2020 hat es so viele judenfeindliche Angriffe in Deutschland gegeben wie nie zuvor seit Beginn der Zählung 2001.“ Auch in Kempen gebe es Vorfälle. Gremmel-Geuchen verwies auf die Montagsdemonstrationen, Hakenkreuz-Schmierereien auf der Gedenkplatte für die frühere Synagoge an der Umstraße. Mit den Steinen wolle man in Kempen „ein Zeichen für Toleranz und Frieden, gegen Antirassismus und Gewalt“ setzen. Schüler der weiterführenden Schulen legten auf den Stolpersteinen Rosen nieder, das Vokalensemble Kempen interpretierte Lieder, die auf alttestamentlichen Texten basieren und der Sehnsucht nach Frieden Ausdruck verleihen sollten.

Damit gibt es nun 69 Stolpersteine in Kempen und St. Hubert, weitere sollen schon im kommenden Jahr folgen.

(biro)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort