Hülser Straße in Kempen Kompromiss im Linden-Streit in Sicht

Kempen · Im Konflikt um die Abholzung von Bäumen für einen neuen Kreisverkehr an der Hülser Straße in Kempen hat die Stadtverwaltung einen neuen Vorschlag gemacht: Anstatt 17 sollen nur noch acht Bäume gefällt werden.

 Die Lindenallee an der Hülser Straße in Kempen: Im Vordergrund ist die Fläche zu erkennen, auf der Gewerbebetriebe angesiedelt werden sollen.

Die Lindenallee an der Hülser Straße in Kempen: Im Vordergrund ist die Fläche zu erkennen, auf der Gewerbebetriebe angesiedelt werden sollen.

Foto: Norbert Prümen

Dieses Thema bewegt viele Kempener seit mehr als einem Jahr: Um den geplanten Bau eines neuen Kreisverkehrs an der Einmündung der Heinrich-Horten-Straße in die Hülser Straße ist im vergangenen Jahr ein Streit zwischen Stadtplanern und Naturschützern entbrannt. Über den geplanten Kreisverkehr soll das neue Gewerbegebiet auf der südlichen Seite der Hülser Straße erschlossen werden. Dafür müssen allerdings Bäume der Lindenallee gefällt werden. Bis zu 17 Bäume sollen im Zuge der Baumaßnahme fallen. Dagegen liefen und laufen Naturschützer Sturm. Nun zeichnet sich ein Kompromiss ab: Die Stadtplanung hat für die nächste Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Planung und Klimaschutz – er tagt am Montag, 25. Mai, um 18 Uhr im Forum in St. Hubert – eine neue Variante vorgelegt. Nach der sollen nur noch acht Bäume der Kettensäge zum Opfer fallen müssen.

Die Politik soll die neue Planung diskutieren und die Stadtverwaltung beauftragen, diese dann erneut öffentlich auszulegen. Die bisherigen Pläne für den Bau des Kreisverkehrs hat die Stadtplanung überarbeitet. In den vergangenen Monaten wurden insgesamt zwölf verschiedene Varianten planerisch durchgespielt und geprüft. Anlass war die deutlich hörbare Kritik von Bürgern und Naturschutzverbänden.

Eine Bürgerinitiative hatte sich gebildet, die sich für den Erhalt der Lindenallee an der Hülser Straße einsetzt. Die Kempener „Fridays-for-Future“-Bewegung organisierte eine Kundgebung in der Innenstadt mit anschließendem Demonstrationszug zur Lindenallee. Die beiden Naturschutzverbände NABU und BUND schalteten sich ein, mobilisierten unter anderem die Untere Naturschutzbehörde beim Kreis Viersen, denn immerhin gilt die Lindenallee als besonders geschützter Landschaftsbestandteil.

Diese Festsetzung spielte auch im Rahmen der frühzeitigen öffentlichen Beteiligung und Abstimmung mit den so genannten Trägern öffentlicher Belange, dazu zählt auch die Kreisverwaltung, eine Rolle.

Das Ergebnis dieses Verfahrens ist in die nun zur Diskussion gestellte Variante gemündet: Die Stadtplanung hält grundsätzlich daran fest, zur Erschließung des Gewerbegebietes in Höhe der Einmündung Heinrich-Horten-Straße auf der Hülser Straße einen Kreisverkehr anzulegen. Dieser soll jedoch so verschoben werden, dass nur noch drei der unter Schutz stehenden Linden weichen müssen. Fünf der alten Bäume, die nach den ersten Plänen für den Kreisverkehr hätten gefällt werden müssen, könnten erhalten bleiben. Dafür muss die Stadt allerdings Mehrkosten in Höhe von 60.000 Euro in Kauf nehmen. Das Bauvorhaben ist nun mit insgesamt 736.000 Euro kalkuliert.

Naturschützer und der Kreis Viersen hatten andere Varianten zur Erschließung des neuen Gewerbegebietes vorgeschlagen. Es gab von der Bürgerinitiative beispielsweise den Vorschlag, an der Kreuzung Hülser Straße/Kempener Außenring einen größeren Kreisverkehr anzulegen und von dort aus mit einer zusätzlichen Stichstraße das Gewerbe­areal zu erschließen. Diese Variante lehnt nicht nur die Stadt Kempen, sondern auch der für den Außenring als Bundesstraße 509 zuständige Landesbetrieb Straßen.NRW ab. Bestimmungen des Bundesfernstraßengesetzes erlauben an dieser Stelle keinen Kreisverkehr. Der Flächenverbrauch wäre aus Sicht der Stadt ohnehin größer als für den kleineren Kreisverkehr an der Einmündung Heinrich-Horten-Straße.

Eine andere Variante – ein „ovaler“ Kreisverkehr – war von der Stadt voriges Jahr abgelehnt worden, weil dafür zusätzliche Flächen benötigt und versiegelt werden müssten, was in keinem Verhältnis zur Rettung der Linden stünde; so die Stadt.

Der Kreis Viersen hatte die Prüfung einer alternativen Erschließung über einen vorhandenen Wirtschaftsweg gefordert. Hierzu wäre eine Linksabbiegerspur erforderlich. Die Stadt lehnt diese Variante unter anderem deshalb ab, weil es dort in Spitzenzeiten zu Rückstaus bis in den Einmündungsbereich Heinrich-Horten-Straße führen könnte, was wiederum die Ausfahrt der Feuerwehr oder des Rettungsdienstes aus der Wache, die dort liegt, behindern könnte.

Die Stadtplanung sieht in ihrer neuen Variante einen „ausgewogenen städtebaulichen Entwurf“. Dieser soll nach einem möglichen Votum des Fachausschusses am 25. Mai für einen Monat öffentlich ausgelegt werden. In dieser Zeit können erneut Einwände vorgebracht werden. Ob es dazu kommt, entscheidet die Politik im Ausschuss.

Für die Stadt ist es wichtig, endlich die Gewerbeflächen zwischen Hülser Straße, Kempener Außenring, Bahnstrecke und Seldergraben erschließen zu können. Darauf wartet vor allem die Firma Mobau Wirtz & Classen (Mobau Pegels). Das Unternehmen ist bislang an mehreren Standorten entlang der Hülser Straße verteilt und möchte in dem Gewerbegebiet einen neuen Baustoffhandel errichten.

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