In Kempen fehlen 80 Plätze Im Sommer wird es eng in den Kitas

Kempen · Der Stadt Kempen fehlen zum Beginn des neuen Kindergartenjahres 2020/2021 bis zu 80 Betreuungsplätze in Kindergärten und in der Kindertagespflege. Neubauten, die Abhilfe schaffen könnten, sind noch nicht in der Planung.

 Die Kita „Bärenstark“ an der Bendenstraße in St. Hubert soll in den kommenden Jahren einen Neubau bekommen. Zunächst soll aber auf der benachbarten Wiese am Feuerwehrgerätehaus ein zusätzlicher neuer Kindergarten entstehen. Dazu soll es am Schmeddersweg in Kempen eine neue Kindertagesstätte geben, so der Plan der Kempener Stadtverwaltung.

Die Kita „Bärenstark“ an der Bendenstraße in St. Hubert soll in den kommenden Jahren einen Neubau bekommen. Zunächst soll aber auf der benachbarten Wiese am Feuerwehrgerätehaus ein zusätzlicher neuer Kindergarten entstehen. Dazu soll es am Schmeddersweg in Kempen eine neue Kindertagesstätte geben, so der Plan der Kempener Stadtverwaltung.

Foto: Norbert Prümen

Die Entwicklung war absehbar. Bereits kurz vor Weihnachten musste die Stadtverwaltung auf Anfrage unserer Redaktion einräumen, dass es im kommenden Sommer zum Beginn des neuen Kindergartenjahres 2020/2021 erhebliche Probleme bei der Kinderbetreuung in den Kitas geben wird. Eine Vorlage des zuständigen Beigeordneten Michael Klee für die nächste Sitzung des Jugendhilfeausschusses bestätigt nun die Schwierigkeiten der Stadtverwaltung. Es fehlen möglicherweise bis zu 80 Betreuungsplätze. Das Jugendamt, das Klee derzeit noch kommissarisch leitet, geht kurz vor dem Abschluss des Anmeldeverfahrens für die Kinderbetreuung nun davon aus, dass für jeweils 30 Kinder in der U-3- und der Ü-3-Betreuung Plätze fehlen. Zudem hat der Landschaftsverband Rheinland signalisiert, die Genehmigung für die derzeitige Notgruppe im „Haus für Familien – Campus“ über den 1. August 2020 nicht zu verlängern, sollte die Stadt Kempen bis dahin keine konkreten Pläne für einen Kindergarten-Neubau vorlegen können. Da es solche Pläne bis dahin wohl nicht geben wird, würden zusätzlich 20 Betreuungsplätze im „Campus“ wegfallen. Das bedeutet: Es könnten bis zu 80 Plätze fehlen.

Für Michael Klee ist die Situation sehr unerfreulich. Das sagte er kürzlich im Gespräch mit unserer Redaktion. Die von ihm unterzeichnete Beratungsvorlage für den Jugendhilfeausschuss ist die letzte, die er verantwortet. Mit der Sitzung am Donnerstag, 13. Februar (ab 18 Uhr im Rathaus am Buttermarkt in Kempen), nimmt der Beigeordnete Abschied. Ende März scheidet der 58-Jährige bekanntlich aus den Diensten der Stadt Kempen aus. Da hätte er sich einen besseren Abschied gewünscht.

Sei’s drum. Fest steht: Die Betreuungssituation für Kinder im Kindergartenalter bleibt bis auf Weiteres in Kempen und seinen Stadtteilen angespannt. Auch wenn in fast der Hälfte der Kindertageseinrichtungen bereits Überbelegungen eingeplant werden, reicht dies nicht aus, um den angemeldeten Bedarf zu decken. Eine wohnortnahe Betreuung im Stadtteil Alt-Kempen ist wohl nicht für jedes Kind möglich. Eltern müssen sich darauf einstellen, ihr Kind auch nach St. Hubert bringen zu müssen. Wie viele Plätze im Endeffekt fehlen werden, kann das Jugendamt erst Anfang kommender Woche sagen. Denn am Freitag endete das Anmeldeverfahren für das neue Kindergartenjahr. Die Zahlen müssen nun ausgewertet werden. Schon im laufenden Jahr konnten nicht mehr alle Elternwünsche hinsichtlich eines Betreuungsplatzes in einer bestimmten Kindertageseinrichtung berücksichtigt werden. Dezernent Klee geht davon aus, dass künftig eine wohnortnahe Versorgung planerisch nicht mehr im Vordergrund stehen wird. Eltern müssen sich also darauf einstellen, auch künftig Fahrtwege zum Kindergarten in Kauf nehmen zu müssen.

Solange es keine neuen Kindergärten im Stadtgebiet gibt, wird das Jugendamt das Platzangebot in den Kindertagesstätten vorrangig auf die Versorgung von Kindern über drei Jahren (Ü 3) ausrichten. Denn hier besteht ein 100-prozentiger Rechtsanspruch, den die Eltern haben. Das Problem: Die Stadt könnte Landeszuschüsse, die für die Einrichtung von Plätzen für unter Dreijährige (U 3) erhalten hat, möglicherweise zurückzahlen müssen. Dezernent Klee geht derzeit davon aus, dass U-3-Kinder bis auf Weiteres in der Kindertagespflege betreut werden müssen. Für die Kindertagespflege sind 150 Betreuungsplätze im gesamten Stadtgebiet vorgesehen, 54 Plätze gibt es in sechs so genannten Großtagespflegeeinrichtungen. Hier sollen alle Möglichkeiten zum Ausbau der Plätze voll ausgeschöpft werden. Die Stadt will zusätzliche Tagespflegepersonen anheuern und – soweit möglich – neue Großtagespflegestellen einrichten. Im Bereich der Kindertagespflege ist der Einfluss der Stadt allerdings begrenzt. Da die Tagespflegepersonen weitgehend selbstständig arbeiten, kann die Stadt sie nur bedingt in die eigenen Aufnahmekriterien einbinden.Generell hat die Stadt Kempen – wie praktisch alle Kommunen – ein Personalproblem. Es fehlen Fachkräfte. Der Markt an Erzieherinnen und Erziehern ist weiterhin wie leer gefegt. Der Personalengpass hat auch Auswirkungen auf die Betreuungszeiten, die in den Tageseinrichtungen angeboten werden können. Das Personalproblem kann die Stadt allerdings nicht allein lösen. Das kann nach Ansicht von Michael Klee, der sich in seiner Einschätzung auf Experten unter anderem der Bertelsmann-Stiftung beruft, nur auf Landes- und Bundesebene geregelt werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort