Kempener Innenstadt Einzelhandel im Zentrum stärken

Die Stadt Kempen hat von Experten der GMA das Einzelhandels- und Zentrenkonzept überarbeiten lassen. Die letzte Fassung stammt aus dem Jahr 2004. Seitdem hat sich einiges an der Struktur des Handels geändert.

 Die Kempener Altstadt – im Bild die Engerstraße – ist für Kunden auch aus der Region eine beliebte Einkaufsmeile. Der Branchenmix stimmt, es gibt kaum längere Leerstände in den Ladenlokalen.

Die Kempener Altstadt – im Bild die Engerstraße – ist für Kunden auch aus der Region eine beliebte Einkaufsmeile. Der Branchenmix stimmt, es gibt kaum längere Leerstände in den Ladenlokalen.

Foto: Norbert Prümen

Das Verfahren scheint logisch und dennoch sind Änderungen am bestehenden Konzept geboten. Die Stadt Kempen hat Anfang 2018 die GMA (Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung) beauftragt, die aktuelle Einzelhandelssituation in den Stadtteilen Kempen und St. Hubert unter die Lupe zunehmen. Kempen war einst Vorreiter in der Region, als die Stadt 1994 ein Gutachten zur Situation des Einzelhandels in der Stadt in Auftrag gegeben hatte. Damals verlagerten einige Einzelhandelsunternehmen ihre Standorte aus der Innenstadt in Bereiche des Stadtgebietes, wo zum einen ausreichend Platz für eine vergrößerte Verkaufsfläche und zum anderen eine bessere Erreichbarkeit mit dem Auto gegeben war. Damals war das Ziel des Einzelhandelskonzeptes, die lebendige Innenstadt zu erhalten. Mit dem ersten Konzept wurde tatsächlich die Altstadt als Einkaufsstandort gesichert. 2004 wurde dieses Konzept aktualisiert. Nun haben die GMA-Experten eine weitere Fortschreibung vorgenommen.

Was ist das Ziel des neuen Konzeptes? Weiterhin soll die Innenstadt als Standort für den Einzelhandel gestärkt werden. Das gilt nun nicht mehr nur für Alt-Kempen, sondern auch für St. Hubert. Darüber hinaus gilt es aber auch, die Nahversorgung im ganzen Stadtgebiet möglichst flächendeckend zu sichern. Dies spielt etwa bei der Planung neuer Wohngebiete am Ortsrand eine Rolle. Für das neuer Stadtquartier im Kempener Westen wird es also einen neuen Nahversorger geben. Die Verkaufsfläche wird aber begrenzt sein. Das ist auch bei den bestehenden Märkten in den Wohngebieten der Fall. Kleine Läden wie Fachgeschäfte (Bäcker, Metzger, Apotheken oder Kioske) sind selbstverständlich auch außerhalb des Zentrums erlaubt.

Was hat sich an der Situation seit 2004 geändert? Vor allem ist die Zahl der Einzelhandelsbetriebe in der Stadt Kempen gestiegen, seit 2004 – damals waren es 243 Geschäfte – auf mittlerweile 272 Betriebe. Während von 2004 bis 2018 im Bundesdurchschnitt die Zahl der Unternehmen im Einzelhandel laut Gutachter um 17 Prozent zurückgegangen ist, ist sie in Kempen um zwölf Prozent gestiegen. Die Verkaufsfläche in Kempen stieg in diesem Zeitraum um vier Prozent oder um rund 2725 Quadratmeter.

Was soll das neue Konzept bringen? Es soll vor allem für mehr Planungssicherheit sorgen. Schon im ersten Konzept von 1994 war eine so genannte Sortimentsliste enthalten. In der sind detailliert alle Waren aufgeführt, die im Zentrum verkauft werden dürfen. Dazu gibt es so genannte Hauptwarengruppen wie Nahrungsmittel, Bücher und Schreibwaren, Bekleidung oder Elektronik. Im März 2018 haben die Experten der GMA den Bestand des Einzelhandels nach den entsprechenden Branchen und Sortimenten erneut begutachtet.

Was soll verhindert werden? Eine weitere Verlagerung von Einzelhandelsunternehmen mit zentrenrelevantem Sortiment soll möglichst vermieden werden. Beispiel Getränkemärkte: Neuansiedlungen oder Verlagerungen sind nur auf den tatsächlichen Verkauf von Getränken begrenzt. Randsortimente, etwa andere Lebensmittel, wie sie solche Märkte heute häufig anbieten, sind aus Sicht der Experten kritisch zu bewerten.

Verhindert werden soll aber auch die Ansiedlung weitere Fabrikverkäufe. Bestehende Unternehmen wie Kerzen Engels, Nappo oder De Beukelaer genießen dabei Bestandsschutz. Schwierig dürfte allerdings die Umsetzung des Plans von Griesson-De Beukelaer werden, den Produktionsstandort an der Arnoldstraße zu schließen, den Fabrikverkauf aber aufrecht zu erhalten. Viele Kommunen beäugen die so genannten Outlets in den Ortszentren kritisch. Auch in der Kempener Politik gibt es Stimmen, dies für die Innenstadt zu verhindern.

Wie sieht es mit klassischen Bau-, Möbel- und Gärtenmärkten aus? Die bestehenden Märkte genießen Bestandsschutz. Für sie gilt eine Sonderregelung, gerade bei denjenigen Sortimenten, die wie Haushaltswaren, Geschenkartikel oder Heimtextilien zentrenrelevant sind. Solche Märkte können wegen ihrer Größe nicht im Ortskern untergebracht werden. Sie sollen sich aber auch nicht übers ganze Stadtgebiet verteilen. Für sie ist der Bereich Otto-Schott-Straße im Kempener Norden vorgesehen.

Was ist mit Hofläden im Außenbereich? Sie bleiben zulässig. Allerdings ist das Sortiment eingeschränkt. Zudem darf die Verkaufsfläche eine bestimmte Größe, etwa 100 Quadratmeter, nicht überschreiten. Auch hier gilt: Bestehende Betriebe haben Bestandsschutz.

 Die Zukunft des Fabrikverkaufs von De Beukelaer ist ungewiss, wenn das Unternehmen sein Werk an der Arnoldstraße in Kempen schließt.

Die Zukunft des Fabrikverkaufs von De Beukelaer ist ungewiss, wenn das Unternehmen sein Werk an der Arnoldstraße in Kempen schließt.

Foto: heiner Deckers/Heiner Deckers

Wie ist das weitere Verfahren? Nachdem die GMA ihren Entwurf für das neue Einzelhandelskonzept im zuständigen Ausschuss für Umwelt, Planung und Klimaschutz des Kempener Stadtrates kürzlich vorgestellt hat, soll es noch in diesem Herbst der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Daraus sich ergebende Anregungen und Bedenken werden dann erneut im Planungsausschuss diskutiert. Das Konzept wird entsprechend angepasst. Mit dem Beschluss des Stadtrates wird das Verfahren abgeschlossen. Das Konzept ist dann verbindliche Grundlage für künftiges Verwaltungshandeln und Orientierungshilfe für den örtlichen Einzelhandel

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