Stadt Kempen Kempen, der Kurfürst und die Hessen

Stadt Kempen · Es war ein sehr kurzweiliger Abend, den 25 Teilnehmer einer Stadtführung am Freitag erlebten. Das Kulturamt hatte wieder einmal zu einem Rundgang durch die historische Altstadt geladen und trotz der unsicheren Wetterlage – dunkle Wolken hatten sich über das Stadt zusammengezogen – waren 25 Interessierte gekommen. Einige von ihnen waren gekommen, um den Erläuterungen und Anekdoten von Georg Strasser zu lauschen. Der frühere Direktor des Gymnasiums Thomaeums und Vorsitzende unter anderem des Thomas-Vereins gilt seit vielen Jahren als ausgewiesener Kenner der Stadtgeschichte. Doch Strasser war verhindert, das Kulturamt hatte Carmen Rosin statt seiner geschickt. Schade fanden das die erschienenen Strasser-Fans.

 Stadtführerin Carmen Rosin (vorne links) erläutert die Bedeutung der Grenzsteine, die am Franziskanerkloster zu finden sind.

Stadtführerin Carmen Rosin (vorne links) erläutert die Bedeutung der Grenzsteine, die am Franziskanerkloster zu finden sind.

Foto: Kaiser

Aber sie bereuten am Ende den eineinhalbstündigen Rundgang nicht. Denn Carmen Rosin zeigte den Teilnehmern auf sehr charmante Art, was es in der verwinkelten Altstadt alles zu entdecken gilt. Selbst alteingesessene Kempener erfuhren von der 50 Jahre alten gelernten Bankkauffrau, warum Kempen im Mittelalter eine der bedeutendsten Städte im Rheinland war.

Kempener Geschichte ist bekanntlich eng verknüpft mit der mittelalterlichen Kirchengeschichte. In der ehemals kurkölnischen Stadt ließ der Landesherr, der Kölner Kurfürst und Erzbischof Friedrich von Saarwerden, eine wehrhafte Burg erbauen. Mönche hatten sich bereits vorher hier angesiedelt. Das Franziskanerkloster zeugt von dieser Tradition. Das Gymnasium Thomaeum, einst aus einer mittelalterlichen Lateinschule hervorgegangen, ebenfalls.

Spätestens gegen Ende des Rundgangs am Denkmal für den großen Sohn der Stadt, Thomas Hermerken – später Thomas von Kempen genannt – war jedem Teilnehmer der Führung klar, dass er sich in der Thomasstadt auf kulturhistorisch bedeutendem Boden befindet.

Kempens Bedeutung hätte sogar noch größer werden können, wenn die Belagerung und Eroberung der Stadt während des Dreißigjährigen Krieges 1642 durch hessische Truppen die Bevölkerung nicht so arg gebeutelt hätte. Auch die Franzosenzeit – von 1794 bis 1814 – hat in Kempen ihre Spuren hinterlassen.

Was den abendlichen Rundgang an diesem Abend besonders wirkungsvoll erscheinen ließ, war die Atmosphäre in den Straßen und Gassen. Auf der Tiefstraße etwa hatten sich Anwohner – wie für die Führung bestellt – auf ihren "Schwätzbänkchen" versammelt. Die gut besuchten Kneipen und Straßencafés zeugten von pulsierendem Leben, das der Altstadt ihren besonderen Charme verleiht.

Die abendliche Führung wird jeden dritten Freitag im Monat angeboten. Auch für Kempener, die meinen, alles über ihre Stadt zu wissen, sei sie dringend empfohlen. Die Teilnahme kostet drei Euro – eine sehr lohnenswerte Investition. Informationen gibt's beim Kulturamt unter Ruf 02152 917-271.

(RP)
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