Kempen Für Obdachlose gibt es immer einen Schlafplatz

Kempen/Willich · Menschen ohne eigene Wohnung können in allen Kommunen öffentliche Hilfe in Anspruch nehmen.

 Die städtische Wärmestube an der Kleinbahnstraße 14 b ist eine Anlaufstelle für obdachlose Menschen in der Stadt Kempen.

Die städtische Wärmestube an der Kleinbahnstraße 14 b ist eine Anlaufstelle für obdachlose Menschen in der Stadt Kempen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Sie sind sommers wie winters auf den Straßen zu sehen: Menschen, die ihre gesamte Habe bei sich und kein Dach über dem Kopf haben. Sie sind bei kaltem Winterwetter besonders gefährdet. Immer wieder kommt es bei Minustemperaturen und Schnee vor, dass Menschen über Nacht draußen erfrieren. In den Städten und Gemeinden des Kreises Viersen werden entsprechende Unterkünfte angeboten.

So auch in Kempen. Dort gibt es an der Kleinbahnstraße die Wärmestube für Obdachlose. Sie ist rund um die Uhr geöffnet und bietet Menschen, die, egal aus welchen Gründen auch immer, auf der Straße leben, Unterkunft. Auf zwei Etagen finden hier bis zu zwölf Männer sowie auf einer weiteren Etage bis zu sechs Frauen nicht nur einen Platz zum Schlafen, sondern haben auch die Möglichkeit, ihre Wäsche zu waschen, eines der Freizeitangebote wie Lesen oder Fernsehen im Gemeinschaftsraum zu nutzen, eine Beratung in Anspruch zu nehmen oder einen Arzt zu kontaktieren. Ein städtischer Mitarbeiter dient als direkter Ansprechpartner vor Ort. „Wir verzeichnen an der Kleinbahnstraße übers Jahr gesehen eine Auslastung von 75 Prozent“, berichtet Pressesprecher Christoph Dellmans. Wobei in diesem Winter bislang keine erhöhte Nachfrage verzeichnet wurde. „Wir sind aber gerüstet und können weitere Menschen aufnehmen“, betont Dellmans.

Es gibt keine Beschränkung der Aufenthaltsdauer. Zu den Nutzern der Unterkunft zählen Menschen, die nur wenige Tage bleiben. Andere wiederum sind bis zu einem Jahr in der Einrichtung. Wer in die Wärmestube möchte, muss beim Ordnungsamt vorsprechen, wo die Personalien aufgenommen werden. In Notfällen wie bei einem plötzlichen Kälteeinbruch am Abend entfällt dieses Prozedere.

Hilfe gibt es auch in Grefrath, obwohl die Gemeinde keine separate Wärmestube hat. Hier dienen die Übergangsheime für Asylbewerber für Menschen, die „Platte machen“, als Unterkunft. „Obdachlose erfahren eine Unterbringung in einem Zimmer, wobei die Küche und die sanitären Anlagen gemeinsam genutzt werden“, informiert Volkmar Josten. Der Leiter des Grefrather Sozialamtes spricht generell von einer geringen Nachfrage. Bislang laufe in diesem Winter alles in gewohnten Bahnen.

Mit Räumungsklagen, die eine mögliche Obdachlosigkeit nach sich ziehen, wird die Gemeindeverwaltung dagegen häufiger konfrontiert. Droht einem Bürger eine Räumungsklage, erhält das Sozialamt eine entsprechende Information, wenn ein Gerichtsvollzieher grünes Licht bekommt, die Räumung einer Wohnung zu veranlassen. Die Folge: Ein Mensch oder eine ganze Familie landen dann auf der Straße. „Derzeit leben fünf Menschen aufgrund einer Räumungsklage in Grefrather Unterkünften“, sagt Josten.

In Willich und Tönisvorst gibt es für derartige Notfälle Wohnungen. „Wir haben keine Notfallschlafstellen. Obdachlose werden bei uns in Sozialwohnungen untergebracht, die wir generell vorhalten“, sagt Pressesprecherin Catharina Perchthaler. Dabei handelt es sich um ganz normalen Wohnraum, der auch dazu dient, Menschen aufzunehmen, die kein Dach mehr über dem Kopf haben. Weder in Tönisvorst noch in Willich, wo es das gleiche Angebot gibt, konnten die Ordnungsämter als Anlaufstelle für Obdachlose bisher in diesem Winter eine vermehrte Nachfrage feststellen. „Obdachlose können sich auch an die Polizei wenden. Diese alarmiert den Bereitschaftsdienst des Ordnungsamtes“, sagt Susanne Kamp, Leiterin des Geschäftsbereichs Soziales der Stadt Willich.

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