Kempen Käpt’n Sparrow hat gegen die Möhnen keine Chance
Kempen · Das Zelt auf dem Kempener Buttermarkt platzte aus allen Nähten. Viele wollten beim Karnevalsauftakt dabei sein.
Die Besucherschlange, die nahezu die ganze Breite der Judenstraße bis auf Höhe von Fahrrad Claassen einnimmt, schiebt sich langsam in Richtung Buttermarkt vorwärts. Das Ziel ist das große geschmückte Festzelt, wo DJ Stephan, kaum dass sich die Türen punkt 11 Uhr geöffnet haben, Musik zum Schunkeln und Mitsingen auflegt. Keiner will den Auftakt des Straßenkarnevals um 11.11 Uhr verpassen. Das erste Helau von Hexen, Clowns, Rittern und Co. dröhnt durchs Zelt. Die ausgelassene Stimmung hat ihren ersten Höhepunkt erreicht. Mit dem Einzug von Prinz Peter II. und Brigitte I. samt Begleitung rückt zudem die Entmachtung des Bürgermeisters näher.
Die mitgereisten Möhnen gehen in die Vollen, und die Verwaltungsspitze bekommt ordentlich ihr Fett ab. „Herr Klee geht, Frau Schröder ist gegangen, Herr Beyer ist gegangen. Andere kommen erst gar nicht. Das Jugendamt ist immer noch führungslos. Das gleiche gilt auch für das Haupt- und Personalamt, die Kämmerei und das Tiefbauamt. Es scheint, zu uns will keiner mehr. Ausbaden müssen das die Mitarbeiter“, prangert Möhne Alexandra das Chaos in Kempen an.
Und weil auch der Bürgermeister geht, gehen die Möhnen jetzt ebenfalls. Vielmehr verwandeln sie sich vor den Augen der Jecken in Ratten. „Wir verlassen das sinkende Schiff“, kommentiert die Möhne den Schritt. Die mit Tüll versehen Hütchen machen selbstgebastelten Rattenhüten Platz, und auch Bürgermeister Volker Rübo muss sich einer Wandlung unterziehen. Piratenhut und rote Jacke werden ihm übergestülpt, dann kommt die alles entscheidende Frage. „Du, lieber Volker, bist unser Kapitän auf dem sinkenden Schiff. Da stellt sich uns die Frage, kriegst du das Steuer mit deiner Führungsmannschaft noch rum gerissen? Und die wichtigste Frage, lieber Käpt‘n Volker, sind wir auf der Titanic und gehen endgültig unter oder sind wir auf der Black Pearl, bei der Käpt’n Sparrow es immer wieder schafft, das Ruder rum zu reißen und die Black Pearl vor dem Sinken zu bewahren?“, will Alexandra wissen.
Für Rübo ist es ganz klar, er ist Käpt´n Sparrow, wenngleich er mit größten Vergnügen, wie er es beschreibt, den Möhnen das Rathaus überlässt, damit sie alles aufmischen können. Wobei der erste Mann von Kempen überlegt, ob er am Dienstag überhaupt zurückkommt, wenn die Möhnen alles gut im Griff haben. Eins ist klar, Kielholen, wie es ihm angedroht wird, wenn er den Rathausschlüssel nicht herausgibt, das will er nicht. Der Schlüssel wechselt den Besitzer, und die Party im Festzelt kann weiterlaufen.
Am Einlass wird geklickert, und wenn das knapp 1000 Leute fassende Zelt voll ist, kommt keiner mehr rein. Der neue Ordnungsamtsleiter will Ordnung. Es wird sogar gemunkelt, dass er im Vorfeld die Feuerlöscher habe zählen lassen. Eins schafft er aber nicht und das ist Sauberkeit auf dem Buttermarkt. Bierdosen und -flaschen sowie kleine Kunststoffverpackungen von Schnaps und Co. fliegen reichlich umher und zeigen, dass nicht alles am Karneval so schön ist.